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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 16.1881

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Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichtsn.

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von de Bondt, zu Wyk bei Duurstede (Prov. Utrecht), dann
in den täglichen Aufzeichnungen des Bürgermeisters van
Schout und in den Thesaurierrechnungen von dem Haag
seit 1377; in den städtischen Rschnungen von Middelburg,
seit 1520; in den Vsrzeichnisssn der Künstler, welche in Breda
und in Amsterdam von 1584—1605 Bürgerrecht hatten; und
in den Rechnungen der Stadt Utrecht. Jahreszahlsn oder
Kunstwerks verschisdener Maler lernen wir z. B. von Aertgen
van Leyden, Lucas vanLeyden, G. deLairesse, van
de Venne, Porcellis, A. Bloemaert, visles über
Averkamy kennen. — Besonders interessant ist eine Mit-
teilung von De Jager über den Dichter Bilderdyk und ein
Werk, welches Schreuder sür dis „Vaterländische Maat-
schappy" zu Hoorn machen sollte. Es galt, ein grotzes
Werk herauszugebsn mit facsimilirten Handzeichnungen in
der Art und Weise dss Ploos van Amstel. Merkwürdig,
daß Bilderdyk 1799 zu verwirklichen versuchts, was in
unserer Zeit Braun so vortrefflich geleistet hat. Bilderdyk
schlägt vor, mit einer Sammlung von 100 Zeichnungen, nach
italienischen, niederländischen, französischen und deutschen
Meistern den Anfang zu machsn. Der Prospekt ist sehr
wichtig für die Kenntnis des Geistes der Zeit sowohl, als
auch des Herausgebers selber. „Von deutschen und fran-
zösischen Malern (letzters sind bloß Nachahmer der Jtaliener)
braucht man nicht so viel zu gebsn", so schreibt sr, „aber von
der italienischen Schule sind unentbehrlich: Michelangelo,
Raphas! Santio und sein Schüler Giulio; Bellini, Tizian
und seine Schüler Paolo von Verona und Tintoret; Correggio,
Parmesano, da Vinci, die Carracci, Domenichin. Es wäre
vielleicht gut dis Meister und Vorgänger von Michelangelo
und Raffael dazu aufzunehmen: Dom. Ghirlandajo, P. Peru-
sino u. s. w." Diese Wahl, vorzüglich die der letzteren, ist vor
dem Jahre 1799, besonders in Holland, sshr merkwürdig.
— Lustig ist die Offenheit, mit welcher Bilderdyk sagt, wie man
auf die Eitelkeit der Sammler spekuliren müsse, um ihre
Handzeichnungen zur Vervislfältigung zu erwerben. Man
müsse .,sie öffentlich anerkennen, und nicht spärlich sein mit
wohlfeilem Lobe solcher Leuts, deren Eitelkeit nie so sehr ge-
schmeichelt wird, als wenn man ihnen den pompösen Namen
von Kunstkennern giebt. „Eine Untsrschrift in dieser Art:
dieseZeichnungistunszurVerfügunggestelltdurch
die Edelmütigkeit des gelehrten kunstsinnigen
Herrn N. N., in dessen ausgewählter Sammlung
ste sich befindet — ist sicher'eins Lockspeiss, wogegen
wenige Sammler sich verwahren möchten." Nur eine Probe-
nummer ist erschienen, und darin befinden sich: eine Land-
schaft mit braunsr Tusche von Esselyns; ein stilles Wasser
von P. Coops, mit Tusche; eine Landschaft mit schwarzer
Kreide von van Goyen; zwei Handzeichnungen von Blumen
und Früchten, mit Tusche, von van Huysum. Wir lsrnen
hier die Quelle kennen, aus der die Blättsr stammen,
welchen wir so ost in Auktionen oder alten Sammlungen
begegnen. C. Vosmaer.

8n. Die Kunsthandlung von Herm. Vogel in Leipzig
hat vor kurzem einen Katalog derjenigen Kunstblätter,
Kupfer- und Prachtwerke herausgegeben, welche entweder
zu ihrem permanenten Lagerbestande gehören oder von ihr
vermögs ihrer Verbindungen mit den größten Kunstverlegern
des Jn- und Auslandes innerhalb weniger Tage bejorgt
werden können. Der Jnhalt zerfällt in acht Hauptgruppen,
beginnend mit den Kupferstichen nach älteren Meistern und
endigend mit einer Auswahl der bemerkenswsrtssten Galerie-
und anderer Bilderwerke. Da bei jedem Blatts die Matze
der Bildfläche angsgsben sind und, wo es zweckmäßig schien,
der Gegenstand der Darstellung näher erklärt, außerdem ein
alphabetisches Register der Künstlernamen beigefügt ist, so wird
der auch äutzerlich trefflich ausgestattete Katalog allen Kunst-
liebhabern eine bequeme Handhabe und ein zuverlässiger
Ratgeber sein, soweit es sich um die moderns, im Handel
gangbare Kunstware handelt. Da dis Firma auch die Ein-
rahmungen besorgt und durch eine Tabelle, die dem Katalog
angehängt ist, die Kosten dafür in jedem einzelnen Falle sich
annähernd berechnen lassen, so ist für Auswärtige jede Be-
quemlichkeit des Verkshrs geboten, die man überhaupt nur
wünschsn kann.

Aonkurrenzen.

-s. Berlin. Bei der Konkurrenz, die vor einiger Zeit
bezüglich der malerischen Ausschmückung des Treppenhauses
im Gebäude des landwirtschaftlichen Ministeriums in Berlin
ausgeschrieben wurde, hat der Landschaftsmaler Friedrich
Gärtner, der sich bereits in Arbeiten ähnlicher Art im
neuen Dresdener Theater und im Leipziger Museum be-
währt hat, den Preis erhalten und mit demselben zugleich
den Auftrag zur Ausführung seiner Entwürfe.

5ammlungen und Ausstellungen.

8?. Das Projekt einer Weltausstellung für Rom scheint
gesichert. Das zusammengetretene Komitö, dessen Ehren-
Präsidentschaft der Herzog von Aosta übernommen, beschloß
die Eröffnung der Ausstellung für die Jahre 1885—86 und
beschäftigt sich lebhast mit den nötigen Vorsragen.

Vermischte Nachrichten.

8. Archäologische Gesellschaft in Berlin. Sitzung vom
Z. Mai 1881. Dsr Vorsitzende legte vor: das Prachtwerk
von Rayet, Nonninsnts äs 1'art nntigns I.; Beschreibung
der grotzherzoglich badischen Altertumssammlung in Karls-
ruhe, III. Heft. Karlsruhe 1881. — Hierauf legte zuerst
Herr Hübner zwei soeben erschienene lehrreiche Abhand-
lungen des Herrn A. Müller in Flensburg vor, worin
dieser für die Erforschung von Tracht und Bewaffnung der
römischen Soldaten seit längsrer Zeit erfolgreich thätigs
Gelehrte die Ergebnisse einer jüngst im Jnteresse dieser
Studien ausgeführten Reise nach Jtalien nieoergelegt hat.
Über einige Einzelheiten äutzerte und begründets der Vor-
tragende abweichsnde Ansichten und zeigte bei dieser Ge-
legenheit die Abbildung eines im vorigen Jahr in London
gefundenen lebensgroßen Reliefbildss einss römischen
Kriegers von wirkungsvoller Arbeit. Derselbe übergab
ferner der Gesellschaft ein Exemplar seiner soeben erschie-
nenen kleinen Schrift „Über mechanische Kopien von
Jnschriften" (Berlin 1881), welche dazu bestimmt ist, über
den Wert Ler verschiedenen Arten von mechanischen Repro-
duktionen antiker (und anderer) Jnschriften zu orientiren
und das noch immer nicht hinreichend bekannte einfache Ver-
fahren des Abdrucks in nassem Papisr (des Abklatsches)
möglichst allgemein bekannt zu machen; weshalb auch eine
Anweisung zu diesem Verfahren in sranzösischer Sprache
bsigesügt ist. — Es folgte ein Vortrag des Herrn Brugsch,
welcher, von seiner letzten Reise nach Ägypten in die Heimat
zurückgekehrt, als erster Augenzeuge über die bei Sakkara
neu eröffneten Pyramiden aus den Zeiten der fünften und
sechsten Dynastis berichtete. Er leitete seine Beschreibung
mit einer allgemeinen Schilderung der teils noch erhaltenen,
teils zerstörten Pyramiden am Rande der Wüste und im
Angesicht der alten Reichsstadt Memphis ein. Nach Perrings
Untersuchungen sind dis Pyramiden von Memphis, meist
gruppenweise, in der Richtung von Nord nach Süd auf einen
Flächsnraum verteilt, der mit der Pyramide von Abu-Roasch,
im Norden, beginnt und mit der südlichsten Pyramide von
Meidum schließt. Nur dis Namen von fünf Königen des
alten Reiches, welche sich gelegentlich auf Steinen und
Wänden dieser königlichen Grabbauten vorfanden, lassen
mit Sicherheit die Urhebsrschaft von fünf historisch beglau-
bigten Königen feststellen. Die drei großen Pyramiden von
Gizeh gehörten den Pharaonen Chufu (Cheops), Chafra
(Chephren) und Menkara (Mencheres) der vierten Dynastie
an, während die beiden Namen Rä-user und Sahura,
welche in zwei Pyramiden der Gruppe von Abusir entdeckt
worden sind, Pharaonen der fünften Dynastie zugeschrieben
werden müssen. Hiermit war unsere Kenntnis der historisch
und monumental beglaubigten Pyramiden-Erbauer abge-
schlossen. Die drsi neu geöffneten Pyramiden, der Gruppe
von Sakkara angehörig, nebenbei von höchster Bsdsutung
durch den ungswöhnlichen Reichtum religiöser Texte, welche
die Wände der Gänge und Grabkammern im Jnnern be-
decken, erweitern diese Kenntnis in der überraschendsten Weiss.
Die königlichen Titel und Namen, welche in den erwähnten
Znschriftsn und auf den vorgefundenen Sarkophagen in
 
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