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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 17.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.5902#0238

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Wettbewerbe — Denkmalpflege — Denkmäler — Ausgrabungen — Ausstellungen — Sammlungen 460

WETTBEWERBE

Aus einem engeren Wettbewerb, der für ein Denkmal
des Umgestalters der Weser, Franzius in Bremen, ausge-
schrieben war zwischen Billing-Karlsruhe, Jakobs-Berlin
und Schumacher-Dresden, ging der letztere als Sieger
hervor. Ebenso erhielt der Künstler bei einem zweiten Wett-
bewerb, den die Stadt Uerdingen a. Rh. für ein öffentliches
Friedhofsdenkmal ausgeschrieben hat, Preis und Ausführung.

Aus dem Wettbewerb um das Nationaldenkmal in
Memel ist Professor Peter Breuer-Berlin als Sieger hervor-
gegangen. Der Entwurf des Künstlers ist in deutschem
Empire gehalten und zeigt eine Pyramide in Stufenaufbau.
Das Ganze überkrönt die Gestalt der Borussia.

DENKMALPFLEGE
Zur Restaurierung des Regensburger Rathaus-
Reichssaales wird der »Frkf. Ztg.« berichtet, daß die
engere Kommission nach eingehenden Beratungen die
Grundzüge des Restaurierungswerkes in folgender Weise
festgestellt hat: Der Reichssaal soll so wiederhergestellt
werden, wie er uns nach Auflösung des immerwährenden
Reichstages überkommen ist, also in seiner Form aus den
Jahren 1683—1806. Die früheren, wenn auch stark be-
schädigten Wandmalereien aus dem 16. Jahrhundert sollen
ausgebessert, bezw. neu gemalt werden, wo sie nicht mehr
renoviert werden können. Ferner ist beabsichtigt, den
Reichssaal wieder mit den Einrichtungsgegenständen zu
versehen, mit denen er zu früheren Zeiten ausgestattet
war, und die wertvollen Gobelins aus dem 14., 15. und
16. Jahrhundert, mit denen einst die Wände bekleidet
waren, wieder anzubringen. Was indes die Restaurierung
der Wandmalereien anlangt, so soll zur ersten Probe zu-
nächst nur ein Versuch gemacht werden.

DENKMÄLER
In Budapest ist das Reiterstandbild des heiligen Königs
Siefan von Ungarn enthüllt worden. Das Denkmal ist
das Werk des Bildhauers Alajos Strobl und des Architekten

Schulek.

Paris. In Paris wurde anläßlich der Dreihundertjahr-
feier für den Dichter Corneille ein Denkmal enthüllt. Das
Monument steht am Pantheonplatz und ist in Bronze aus-
geführt vom Bildhauer Allouard. Der weiße Marmorsockel
ist vom Architekten Latour entworfen. Corneille ist in
ganzer Figur dargestellt, die eine Hand rafft den langen
Mantel, der Kopf ist ein wenig geneigt. Am Sockel steht
Thalia, die die Züge der schönen Tragödin von der
Comedie francaise Madame Segond -Weber trägt.

Fast gleichzeitig wurde das Denkmal für Alexandre
Dumas d. J., ein Werk des Bildhauers Saint-Marceaux, auf
der Place Malesherbes gegenüber dem Standbild seines
Vaters feierlich enthüllt.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE
In verschiedenen kleinen Kirchen im Großherzogtum
Oldenburg hat jüngst der Kirchenmaler M. Morisse viel-
fach wertvolle mittelalterliche Malereien bloßgelegt, die
unter dem weißen Anstrich, den die ostfriesischen und
Oldenburger Kirchen in der Reformationszeit erhalten haben,
verborgen gewesen sind. In der Kirche zu Zwischenahn
legte er ein >Jüngstes Gericht« vom Jahre 1512, in der
Kirche zu Varel einen »Christus als Weltrichter« von 1485
und gleichzeitig das Stifterporträt des oldenburgischen
Grafen Gerd bloß. Ähnliche Entdeckungen hat man noch
in Hude und anderen Kirchen gemacht. Es wäre wün-
schenswert, wenn sich die Denkmalpflege dieser Tatsachen
bemächtigen wollte, um vielleicht nicht aussichtslos ein be-
deutsames Kapitel altdeutscher Kunst zu erweitern.

AUSSTELLUNGEN
X München. Kunstsalon Krause. Eine sehr bedeut-
same Erscheinung ist zweifellos Karl Hofer (Rom), von
dem bei Krause gegenwärtig eine Kollektion von Ölgemäl-
den zu sehen ist. Sie zeugt von einem in unserer Zeit
der Bescheidenheit und Bedingtheit unerhörten Ernste des
Strebens, dem eine außergewöhnliche Tiefe der Auffassung
und Größe der Gebärde zur Seite steht. Wichtiger als
all dies aber scheint mir die unbestechliche Wahrheit, die
im Schaffen dieses Künstlers zutage tritt. Die große Ge-
bärde wird bei ihm nie zur idealistischen Phrase. Die
typischen, allgemeingültigen Empfindungen, die er zum
Ausdruck bringt, sind wirklich in ihm vorhanden. Es ist
kein äußerlicher, posenhafter Kulturwille, der ihn zu der
großen, strengen, ewigen Linie des Stiles führt, sondern
echtes inneres Erleben einer kernhaft alemannischen Natur,
die sich von allen Schlacken der »Eigenart«, der »Persön-
lichkeit« zu reinigen strebt. So hat er in »Adam und Eva«
eine Fülle reiner, stolzer Gestalt gegeben, etwas, das uns
wirklich zu den Höhen ungetrübter künstlerischer An-
schauung, in die Sphäre reiner, beglückter Sinnlichkeit
emporhebt. Hofer ist, von seinen stilistischen Elementen
abgesehen, ein vortrefflicher Schilderer des nackten Körpers.
Darüber hinaus aber bewegen sich seine Gemälde in den
denkbar einfachsten Farbenzusammenstellungen. Setzt
sich Hofers Entwickelung (der Künstler ist 28 Jahre alt
und geborener Karlsruher) in der angedeuteten und er-
strebten Weise fort, so hat er all dem synthetischen Ringen
unserer Tage eine Erfüllung zu bieten, die seinen Namen
den Namen der besten modernen Meister beizufügen er-
laubt.

Im Kunsthause zu Kassel wurde die erste Ausstellung
des vor wenigen Monaten gegründeten Künstlerbundes
»Hessen-Nassau« mit ungefähr 90 Werken der Malerei
und Plastik eröffnet.

Im September dieses Jahres findet in Leipzig die
37. Generalversammlung des deutsch-österreichischen Alpen-
vereins statt. Bei dieser Gelegenheit wird eine Ausstellung
im Kunstverein, die die Kunsthandlung von P. H. Beyer &
Sohn vorbereitet, das Hochgebirge und seine künstlerische
Gestaltung veranschaulichen.

SAMMLUNGEN

Der Rat der Stadt Leipzig erwarb aus Privatbesitz
für das städtische Museum einen Menzel aus dem Jahre
1847, mit der Darstellung: Gustav Adolf empfängt seine
Gemahlin im Schlosse zu Hanau.

Elberfeld. Das Städtische Museum erwarb aus einem
der gestifteten Fonds ein Gemälde von F. G. Waldmüller-
Wien »Barmherzigkeit«, ferner ein Gemälde »Landschaft
mit Kühen« von C. Seibels-Düsseldorf, einem in jungen
Jahren 1877 verstorbenen Künstler, der sich als Mitglied
der Düsseldorfer Malerschule durch Selbständigkeit in der
Beobachtung und Wiedergabe der Landschaft auszeichnet.
— Für die Skulpturensammlung wurde die Bronzebüste
des Bildhauers Falguiere von Auguste Rodin angekauft.

Dem Kaiser-Friedrich-Museum sind vor kurzem
mehrere neue Erwerbungen der Galerie eingereiht worden
und zwar im Rembrandt-Kabinett eine Skizze von Rembrandt
zu dem »Barmherzigen Samariter« von 1648 im Louvre.
Das Bild ist ein Geschenk des kürzlich verstorbenen
Leipziger Sammlers Alfred Thieme an den Direktor des
Museums, der es der Galerie weiter überwiesen hat;
ferner ein kleines Bild von Gabriel Metsu mit der Dar-
stellung einer ohnmächtigen Frau, um die sich ihre klagende
Magd bemüht. Dieses Stück zeigt den hervorragenden
holländischen Kleinmaler zum erstenmal innerhalb dieser
 
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