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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 14,2.1901

DOI Heft:
Heft 16 (2. Maiheft 1901)
DOI Artikel:
Bartels, Adolf: Schiller, [1]
DOI Artikel:
Göhler, Georg: Musikalische Erziehung, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7962#0158

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Aber die ist ja überhaupt Schillers schwache Seite, er verließ sich ebeu
darauf, daß das Theaterpublikum uach ihr nicht srage, sondern stets im
Banne des Moments stehe, und so war, wenn auch nicht geradezu der
Effekt, doch die starke Situation sein immerwährendes Bestreben. An-
klagestück durch und durch, ist „Kabale und Liebe" die kühnste Leistung
Schillers, und es enthält auch seinen besten realistischcn Charakter, den
Musikus Miller, der aus dem bürgerlichen Drama seitdem kaum wieder
verschwunden ist. Man hat aus ihm im allgemeinen eine starke
realistische Anlage Schillers nachweisen wollen, und es ist ja gewiß
richtig, daß in den Jugenddramen des Dichters noch sonst dem Leben
und der Wirklichkeit entstammende Züge stecken, aber doch ist Schillers
frühere Dichtweise nie die realistische, sondern immer die naturalistische
(im alten Smne des Wortes) gewesen: Er nahm wahllos aus Leben
und Büchern, was er brauchen konnte, und umgoß es mit dem Glut-
strome seiner doch zuletzt Bühnenwirkungen vor Augen habenden
Phantasie. Man wird nicht bestreiten können, daß Schillers Jugend-
dramatik aus dem Leben geboren ist, aber das ist sie wesentlich doch
nur in ihren Tendenzen, nicht als Dichtung an und für sich. Bei
Schiller erhöht sich nicht, wie bei Goethe, ein Stück Leben znr Kunst,
er schleudert vielmehr ein Phantasieprodukt mit der Tendenz entstammen-
der gleichsam vulkanischer Gewalt ins Leben hinein. Der Charakter
seiner Dichtung ist durchaus subjektio und bleibt das im Grunde auch
bis zuletzt, obgleich Schiller die objektive Darstellung als Kuustmitt el
später schätzen lernt. Adolf Bartels.

(Schlutz folgt.)

Musikaliscke 6rriekung. 6.

(Schlutz.,

Als Grundgedanke meiner Darlegungen zur Frage der musikali-
schen Erziehung hat sich hoffentlich auch für den Leser ergeben: Not-
weudigkeit gründlicher Reform in der Art, wie unsere Musiklehrer,
unsere Orchestermusiker, unsere Dilettanten künstlerisch vorgebildet werden,
um im Leben der Kunst dienen und Kunst genießen zu können. Dieser
Grundgedanke hat mich veranlaßt, nur Forderungcn auszusprcchen, die
einer Hebung des künstlerischen Lebens größerer Massen dienlich sein
können und die höchsten Grade künstlerischer Ausbildung unberücksichtigt
zu lassen. Jm Folgenden trage ich nun noch Einiges nach, was beim
völligen Ausbau des gesamten Schulhauses nicht vergessen werden
dürfte.

Wenig braucht den Staat und den Kunstfreund zn kümmern, wie
die Geister ihren Weg nehmen, die im Kunstschaffen die Führer sind.
Nicht die Erziehung, sondern die Erhaltung ihrer schöpferischen Kraft
sei hier die Sorge. Durch genügenden Schutz der geistigen Arbeit, durch
Schaffen einer sicheren Daseinsmöglichkeit, durch Gewährleistung künst-
lerischer Freiheit kann hier der Staat die Kunst fördern. Kunst-Hoch-
schulen bauen lohnt nicht bei dem großen Aufwande, den sie fordern
würden. Privat-Unterricht bei den toten und lebenden Meistern nehmen,
das hilst mehr als alle Hochschulen.

Aber wir brauchen außer der führeuden Geistern, die selbst schaffen,
Vermittler der Kunst, geistige Leiter der gesamten Kunstpolitik,
stllastwari
 
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