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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 10 (Juliheft)
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Gedichte
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Gebet
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https://doi.org/10.11588/diglit.8000#0249

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Oft entschluchzt die FlöLe den Häriden
Und das Zanberlied höhnt den Mnnd.
Länder zerstürzen und Berge >n Bränden,
Ruhlos pocht der Strorn an den Wänden,
Aber du glaubst dern Bund.

Funkeln die Tage, sehnst du nach Nächten
Und die Nacht verführt dich mit Spott.
Knechte loben die Gottgerechten,

Weise lächelst du tieferen Mächten,

Aber tiefer ist Gott.

Leid wie Erz zerglüht deine Augeri,

Mühsal malmt dich entgegen dem Tod.
Während du hörst die Ströme saugen,
Schiffe ziehn, die zum Glücke taugen,

Folgst du ihm, der gebot.

Aus den Jahren zu dunkleren Jahren
Und die Ufer sind ziellos das Ziel.

Werden die Jnseln dich einstmals bewahren?
Lächelnd entsinkst du, Schnee in den Haaren,
Lächeln ist schon zu viel.

Deutung

^iemurische Zeit schwoll herein,

^Die Welt steht im Urlichtschein,

Der Magier verlor den Stein,

Mit dem Tod ist der Mensch allein.

Aus den Grüften springt Spuk und Gebein
Jn die Städte auö Gold hinein.

Die Erben verfchwcnden und fchrein,

Das Seelenlicht leuchtet unrein.

Jn den Wäldern der Walen im Stein
Ruht jahrtausendvergraben der Schrein.
Wer fchwört ihn empor, löst ihn ein?

Ach, verschuldet sind Weihen und Wein.

Jn die Kammer im Mondenschein
Schwebt der göttliche Gast hinein,

Sanft fchlafen die Kinder ein,

Noch darf er nicht tröstend verzeihn.

Gebet

Novelle von Maarten Maartens

<^77>^es lpredigers Stimme sank cinschläfernd auf die schläfrigen Köpfe nieder. Jn
^ I der kleinen weißgetünchten Kapelle mit ihren gefchlossenen Fenstern und geschlos»
senen Türen und den vielen verschiedenen Gerüchen, die mit eingeschlossen waren,
herrschte eine Atmosphäre zum Ersticken, körperlich und geisti'g. Draußcn schien die

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