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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 12 (Septemberheft)
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Vom Heute fürs Morgen
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.8000#0434

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reich in rorer, sieben für Deurschland in
schwarzer und zwanzig für Rußland in grü-
ner Farbe. f^cde Figur bedeute 10 Mil-
lionen. Soforr gewinnr man eine Anschau-
ung oon der relarioen Bcoölkerunggröße!
Jm Sinne dieses Prinzips sind heute Tau-
sende von graphischen Darstellungen siati-
stischcr Sachvcrhalre falsch, irreführend, ver-
bildend, darunter viele mit ungeheurer Mühe
hergestellte. Auf der „Gesolei" in Düsscl-
dors blühen sie in Dutzenden oon Bcispic-
len. Dort sindet man aber auch die derzeit
besten graphischen Staristikcn, die nach neuen
sachlichen Prinzipien so gestaltet sind, daß
die Deranschaulichung in der Regcl den
Kcrn der Sache gibt, nicht zu vicl und
nicht zu wenig sagt, vor allem nicmals
ctwas Falsches dcr Auffassung nahclegt.

Wir geben i,n Druck zwei solche Darstel-
lungcn wicder. Sie sprechen sür sich sel-
ber. Mit gcringer Mühe sindct jeder Be-
trachter hcraus, was sie meinen und zeigen
sollen: nicht mchr und nicht wcniger. Es
sind Arbeiten des Gesellschasts- und
Wirtschastsnruseums zu Wicn,
wie sie auch in Düsscldors Aufsehcn crregt
haben.

Wir glaubcn, daßdieseAngclegcnheitvonhoher
Bcdeutung ist. Die Findungen des Wiener
Muscums werden sür die ganzc Erde vor-
bildlich wcrden. Endlich ist der Weg gc-
funden, aus wissenschastlich saubere Art eines
der bedeutsamsten Erkcnntnisgebiete der All-
gcmcinheit zu crschließen. Die Beispiclc,
die wir abdruckcn, sind noch oon cinfacher
Art. DaS Wiencr Museum hat bereitS
durch Farbenoerwendung und andere Kom-
plikationcn überaus vcrwickelre Dinge
leicht faßlich dargestellt und schreitet aus
dem gefundenen Wegc rasch und cntschic-
dcn fort. Jn abschbarcr Zcit wcrden wir
crleben, daß Dingc öffentlich lehrbar wer-
den, die wir in unserer Iugend kaum
ahnungwcise erkcnnen zu könncn unS vcr-
rnaßen . . . Sch

„Kurpark Diaua"

in Flüßchcn ist cine klcinc T a n n e n-
schonung gepflanzt wordcn. Dcr Bür-
germeister besichtigt sie mit einigcn Herren
und dcm Inspektor, dcssen Schwiegersohn
ein Kellner ist, dcr sich gern sclbständig
inachen will. Er zeigt auf ein Haus in
der Nähc:

„Das gennte mcr leicht zu en hibschcn Gaffe
umgestaltcn!" Der Beamtenanwärter tritt
hinzu: „Haben daS dcr Herr Bürgernicistcr
gchört?" — „Hm, das könnte der Berschönc-
rungsoercin in die Hand nehmcn."

Dcr Dorsitzcndc des KricgcroercinS: „Es is
gcradczu 'ne vaterländ'schc Pslicht, daS
schcene Flcckchen Erdc der Effcntlichkcit zu-
gänglich zu machcn!" — „Wisscn Se, mcr
kcnnton's GasthauS Hubertus ncnncn!" Der
f)nspcktor: „Jch wißtc ja noch en boctischc-
ren Namen. Dä kämc auch de holde Wcib-
lichkoit hierhcr. »G u r p a r k D i a n a«
woll m c r s ch n c n n e n!"

Dcr Dorsitzcndc dcS KricgervcreinS: „Aber
mcine Hcrrschaften, wenn ich mir ä Wort
erlaubcn dars, cenc BiSmarckcichc
missen m c r n o ch hcrpflanzc n."

Politik als Pstichr

p ntcr cinem politischen System wie dcm,
-^in daü wir hincingcwachsen sind, ist Tcil-
nahmc am polilischcn Lebcn die Pflicht jedeS
BürgcrS; sie nicht zu crfüllcn, ist zuglcich
kurzsichtig, undankbar und gcincin. Kurz-
sichtig, wcil solchc Enthaltung, würde sie
allgcmcin, den Derfall aller bestehcnden gu-
tcn Einrichtungcn bedeuten müßte: undank-
bar, weil cs unscrc Schuld gcgcnübcr patrio-
tischen Dorfahren vernachlässigcn hcißt, wcnn
man sich nichr kümmcrt UIN die gutcn Ein»
richtungcn, dic sic hintcrlassen habcn; gc-
mcin, denn Mitzcn auS solchcn Einrichtungen
zichcn, ihre Erhaltung und Bcrbcsscrung
abcr Andercn übcrlasscn, daS vcrrät dic
Ncigung, Wohltatcn zu empfangcn, abcr
nicht zu vcrgcltcn. Spcncer

Bücherschau

(Ttsls Romandichter hat Wilhclm Schä-
^^-fer längere Zeit geschwiegen. Seine
kleine Hölderlin-Noocllc, dic wir zu Weih-
nachten igsä anzeigtcn, ist daS letztc dich-
terische Zeugnis seincr Schaffenskraft. Nun
tritt er mit einem, wie er es ncnnt, deut-
schen Bolksbuch „H uldreich Zwingli"

hcrvor (Gcorg Müllcr, Münchcn, z8i S.).
Er zcichnct die Gcstali deS Schwcizer Rc-
fvrmatorS mir zurückhaltender Sachlichkeit
und trotzdcm innerlichstcr Antcilnahme in
cinem Stil, dcn man viclleicht dem Holz-
schnirtstil starkcr bildendcr Künstlcr verglei-
chen könnte. Diescn behcrrscht cr nach dcr

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