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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 10 (Juliheft)
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Vom Heute fürs Morgen
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Bücherschau
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Licht in die Frage der Sternbilderbcdcuiung,
und es erwics slch, daß wir vor nichts
weniger als eincm Bcstandteil der erstcn
Weltanschauungsschöpfung im tieffien Sinne
dcs WorteS stehen, von der noch heute unser
ganzcs Ocnken und Empfinden, die Künste
und die Religionen zehren, und an dercn
Grundzügc trotz aller Berichtigungen im
Stofflich-mathematischen auch die Wissen-
schaftcn so lange gebunden scin wcrden, wic
dcr Himmel um die Erde krcisi und sich
sein Bild in menfchlichen Hirnen mit dem
dcr in der cigenen Seele kreisenden Revo-
lutionen zu eincr „Weltanschauung" ver-
bindcr. Zu diesen tiefcn und geschichtlich fesi-
gclegten Ursprüngen führt daS Buch Häf-
kers, der sich selber in jahrzehntelangcm
Eindringen in das übcraus ausgedchnte Gc-
biet große Verdiensie um die Aufdcckung der
Zusammcnhänge und der ihnen zugrunde liegcn-
dcn gcisiigen Einheit crworben hat, hinab, und
wird damii in einem unerwarteten Sinnc zu
ciner Aniwort auf daS große Schnen der
hcutigen Menschheit nach einer klaren Grund-
lagc des GeisteslebenS, von dcr allcin jede
wcilerc Entwicklung und der Aufbau ncucn
GcgcnwartdenkenS vor sich gehcn kann. Man
kann HäfkerS Werk in seiner klaren, bei
aller wisscnschafrliche» Verantwortlichkeit —
fern vom wisscnschaftlichen Tagessircit — für
jcdcrmann verständlichen Sprache mit vollcm
Rcchte cin hinrcißendeS Dichtwerk dcS
OcrfiandcS nennen. Vor den griechi-
fchcn Sagcn, dcrcn koSmischer Gehalt durch

daS hcitcre oder tragische Gewand hindurch-
leuchtet, gibt der durch seine llbcrtragung
dcs Gilgamcsch-EpoS und biblischer
Stücke in der Kunstwart-Bücherei bekannte
Lerfasser zum ersien Mal auch llbertra-
gungen auS anderen babylonifchcn Dichtun
gen, deren unermeßliche Größe und Be-
deutung dadurch nunmehr der Allgemeinheit
crschlossen wird.

Somit crschlicßt dieS Buch einc gcistige
Welt, deren befruchtcnde Wirkung für dic
gärende Bewegung der Gegenwart nicht auS-
bleiben wird, eS schenkt dem Leser im cigent-
lichen Sinne UnentbehrlicheS. Diese Wirkung
wird aufs erfreulichste unterstützt durch sechs
farbige Bilder, die Kuct Ficdlcr ^—
außer crläuterndcn Textzeichnungen und mch-
reren Stcrnkartcn — bcigcfieuert hat. Sic
crhebcn sich weit übcr dcn Durchschnilt deS
hcute üblichen JllusiraiionowcscnS und lcgen
cin Zeugnis ab von der phantasiecnkfes-
sclnden Kraft der in dem Buchc enthal-
lencn Jdecnwclt. Ocr Künstler isi mit fcin-
stem Empfindcn auf die Absicht dcS Bcr-
fasserS cingegangcn und liefcrt den BcweiS,
daß eS möglich isi, selbsi dic chrwürdigcn
und unwnndclbaren Linien der Stcrnbildcr
mit akmcndem künfilcrischcn Lcben zu cr-
füllcn. Occ Bcrlag endlich hat cS an nichtS
fchlcn lassen, was zu ciner vornchmcn und
zweckmößigen Aussiattung nölig war, so
daß der Prcis im DerhältinS zum Gcbokc-
ncn übcrraschend billig gcnannt wcrden muß.

Der Dürerbund

Bücherschau

s^.in ncuer Jahrgang deS JahrbuchS
^d e r asiatischen Kunst ist für den
Liebhaber immer cin Gegensiand dcr Span-
nung und Lusi. 216 Teptseiten stark,
mit 11Z Tafeln ausgesiaktet, licgt nun der
zweite Band vor (ig2Ü; Dcrl. Klinkhardt
und Biermann, Lcipzig. Herausg. Georg
Biermann). Gcgcn den ersicn gehalten, siellt
dieser in zwei Halbbände zerlegte cinen
wesentlichen Fortschritt dar. Zunächst ist
allcs Ostasiatische und Zentralasialisch-Jn-
dische dcm ersten, alleS Jslamische dem zwei-
tcn Band zugcwiesen. DaS entspricht der
Dcrteilung dcr Jntcressen durchschnittlichcr
Licbhabcr. Ferner aber — und daS ist wich-
tiger! — scheint man bcwußt ctwaS Abstand
genommen zu haben von der cinseitigen Be-
vorzugung fachlicher Problcmc. Der erste
(ostasialisch-indische) Halbband jcdcnfalls gibt

dcm nicht-fachlichcn Liebhaber uncndlich vicl.
Hier sind allcin 72 Tafeln, darauf Wunder-
vollcS aus dem Berliner Museum, auS dcr
Sammlung Burchardt und dcr Sanniiluiig
Rothenstein (Jndische Miniaturcn) und vic-
lcS andere Packende aus Kunst und Kunst-
gcwerbe. Ein großer Teil der Beiträge ist
auch für den bloßcn Liebhaber durchauS les-
bar und lcscnS w e r k. So gleich allc Bci-
träge über daS Bcrliner Museum, aber auch
solche übcr Gcspcnstcr und Groteskcn im
Japanholzschnitt, übcr „Mittclasiatischc
Spätanlike und ungarischc KcSzihalykultur"
u. a. m. Der zwcitc Band, cine Fcstschrift
für Fr. Sarrc, ist spezialistischer gchaltcn;
dvch licgt daS auch näher, da dicse islamische
Kunst ohnehin nicht in so weitein Umfang
allgemein zugänglich ist. Ini ganzcn muß
man daS Werk wieder aufrichtig willkom-

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