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AuS dcm Zyklus „Bauecnliedec"
d>?ahrhllnderte gehen an Perlenschnüren
Spinnweb spannt sich nor Palastestüren,
Efeu rankt um zierliches Gebälk
Jn alten Gärten tvird die Farbe welk.
AuS Giebeln staunen uralt Runen
Jn greisen Türmen hausen Dohlen
Don Mauerritzen fallen ll?b,rnen
Gespenster gehn aus leisen Sohlen.
Nacht liegt schwer auf morschen Dielen
Faule Weidenbüsche brcnnen gclb....
Langsam geht, die Hand voll Schwielen,
Ein Ackerbauer durch das Feld. M. Diether
Die (IeeIe
Don Herman Wildenwey
T^in cinsam Land ist diese dunkle Seele,
^-^Die alles lebt und leidet, oder Leid
Und Leben Andrer widerspiegelt. Und frag dich selbst:
Wer wollte deines Herzens Wildnisse durchwandern?
Wer sucht darin die edle Pracht der cwigen Blüten
Uud scheidet sie vom leichten Schlinggewächse,
Des Keim, vom Wind der Welt hineingetragen,
Sich selbst gesät in dieses reiche Erdreich,
So fern den Gärtnern und den kleinen Zäunen l?
Wer sucht den Quell in deines Geistes Wäldern
Und ruht dort, um sich Lebcn drauö zu schöpfen,
Und prüft darin die Klarheit seines eignen 2lugeS?
(Aus dem Norwegischen übers. von A. S ch j e l d c r u p)
Sonett
cZ'P^ir stehen mit verdunkeltem Gesicht.
^^Wir stehen mit gefessclten Gelenkcn.
Wir müssen uns bedrängen und verrenken:
Welt ist ein fremder Ort mit kargem Licht.
Es ist ein Band, das alle uns umflicht.
Ein jeder kann es lockern und verengen;
Doch: wenn wir mit Titanenkräften rängen:
Zerreißen können wir die Bindung ni'cht.
Und zögest du mit arktischen Kristallen,
Und tauchtest du zu purpurnen Korallen,
Und hingst du träumend hoch in Felsenwänden,
Und schliefest du, ein Kind, im Heimatland:
Dir springt der Herzschlag Leid aus Bruderhänden,
Wo du auch seist, wie Blitzschlag in die Hand.
M a r i a n n e BrunS
372
AuS dcm Zyklus „Bauecnliedec"
d>?ahrhllnderte gehen an Perlenschnüren
Spinnweb spannt sich nor Palastestüren,
Efeu rankt um zierliches Gebälk
Jn alten Gärten tvird die Farbe welk.
AuS Giebeln staunen uralt Runen
Jn greisen Türmen hausen Dohlen
Don Mauerritzen fallen ll?b,rnen
Gespenster gehn aus leisen Sohlen.
Nacht liegt schwer auf morschen Dielen
Faule Weidenbüsche brcnnen gclb....
Langsam geht, die Hand voll Schwielen,
Ein Ackerbauer durch das Feld. M. Diether
Die (IeeIe
Don Herman Wildenwey
T^in cinsam Land ist diese dunkle Seele,
^-^Die alles lebt und leidet, oder Leid
Und Leben Andrer widerspiegelt. Und frag dich selbst:
Wer wollte deines Herzens Wildnisse durchwandern?
Wer sucht darin die edle Pracht der cwigen Blüten
Uud scheidet sie vom leichten Schlinggewächse,
Des Keim, vom Wind der Welt hineingetragen,
Sich selbst gesät in dieses reiche Erdreich,
So fern den Gärtnern und den kleinen Zäunen l?
Wer sucht den Quell in deines Geistes Wäldern
Und ruht dort, um sich Lebcn drauö zu schöpfen,
Und prüft darin die Klarheit seines eignen 2lugeS?
(Aus dem Norwegischen übers. von A. S ch j e l d c r u p)
Sonett
cZ'P^ir stehen mit verdunkeltem Gesicht.
^^Wir stehen mit gefessclten Gelenkcn.
Wir müssen uns bedrängen und verrenken:
Welt ist ein fremder Ort mit kargem Licht.
Es ist ein Band, das alle uns umflicht.
Ein jeder kann es lockern und verengen;
Doch: wenn wir mit Titanenkräften rängen:
Zerreißen können wir die Bindung ni'cht.
Und zögest du mit arktischen Kristallen,
Und tauchtest du zu purpurnen Korallen,
Und hingst du träumend hoch in Felsenwänden,
Und schliefest du, ein Kind, im Heimatland:
Dir springt der Herzschlag Leid aus Bruderhänden,
Wo du auch seist, wie Blitzschlag in die Hand.
M a r i a n n e BrunS
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