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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 8 (2. Januarheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0176

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den und Lhrlicheu zum Sichaus-
sprecheu miteinander zu bringen, so
lösen wir eben unsre Anfgabe
nicht. A

Hohes und Niedriges

/x^in Sandhändler auf der Straße
^ruft: Sand — Sand — weißen
Sand, in ein und demselben Tone:
er will offenbar nicht singen, wie
man da vordem tat, weil das nun
lächerlich geworden ist: von Sand
zu siugen! und so vor allen Leu-
ten, und so ungeschult! Das geht
nicht mehr! Auch die Glieder seines
rhythmischen Satzes ruft er so weit
auseinander, daß man den Satz
eigentlich nicht merkt. And doch
kommt er aus dem Rahmen des
Rhythmus nicht heraus (auch un-
geschult!) und von der Tonleiter,
die er doch gar nicht besteigen will,
mcht herunter — nur schrecklich
eintönig klingt es, um nicht ge-
sungen zu sein!

Warum will er aber eigentlich
nicht mehr singen? Warum ist das
uns nun lächerlich?

Ia, auch da, so im Kleinsten soll
Poesie und Leben, Hohes und Wirk-
liches, Kunst und Wahrheit aus-
einandergerissen werden! Das liegt
als notwendiger Fortschritt in der
Luft, wo denn ein großer Rück-
schritt nötig werden wird, für den ja
schon Schiller und Goethe rangen!

Ist es nicht dasselbe, wenn wohl-
gesinnte Theologen das Spiel in
Oberammergau als ein Herabziehen
des Heiligen empfinden? Großer
Gott, ins Leben es herabziehen, ge-
rade das brauchen wir ja am nö-
tigsten! Wer das fertig brächte,
wäre der Retter!

Wie aber so eine Modeströmung
bis in die kleinsten Klinsen des
Zeitgeistes hineinbläst, das zeigt
mein Sandmann, und: welcher
Kampf uns immer näher und
schlimmer zuwächst.

Rudolf Hildebrand

Unsre Bilder und Noten

a dieses Heft unter des trefflichen Wieland Zeichen steht, gehört
/ auch sein Bildnis hinein. Wir bieten es mit einer Gravüre nach
dem feinen Stiche von I. F. Bause nach dem Gemälde von A. Graff.

Sambergers Bildnis des Prinzregenten Luitpold haben wir den
Lesern zwar schon einmal gezeigt, aber wir meinen, gerade jetzt wird es
ihnen nochmals willkommen sein. Nach unserm Ermessen ist es das-
jenige Bild des greisen Herrn, das in seines Wesens Tiesen am besten
von allen leuchtet.

Anser farbiger Steindruck soll den Lesern Albert Lamm, den Ver-
fasser der Dürerbundflugschrift „Ultramalerei« seinerseits als Maler
vorstellen, schon damit keiner glaube, hier sprächc ein altmodischer alter
Mann, der mit Iugendlichem nicht mitkann. Wer die Kreise unsrer jünge-
ren Maler kennt, weiß, welch hohen Ansehens sich Albert Lamm als
Künstler gerade bei ihnen erfreut. Das Bild der „Eiuöde Baumfurt" wird
das für sein Leil erklären.

Nun folgen siebzehn Beispiele von „Altramalere i". Wer sie im
einzelnen besprochen hören will, möge sich die billige Dürerbundflugschrift
Lamms verschreiben, die zusammen mit dem Leitaufsatze dieses Heftes
einen ehrlichen Kampf weniger gegen Verschrobenheiten neuer Maler auf-

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