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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1913)
DOI Artikel:
Brandes, Friedrich: Felix Draeseke
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Schillings, Carl Georg: Gegen das Ausrotten in deutschen Kolonien: zur deutschen Geweihausstellung 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0480

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lrch auch ihre tiefe Innerlichkeit, ihre Abgewandtheit vonr Effekt
und vorr der Mode des Tages. Voll Herzlicher Teilnahme trauert die
musikalische Welt nm einen ihrer Besten * Friedrich Brandes

Gegen das AusroLLen in deuLschen Kolonien

Zur deutschen Geweihausstellung 1913

ie alljährlich hat die Deutsche Geweihausstellung zu Kaisers Ge-
für einige Wochen ihre Pforten geöffnet. Was des
deutschen Weidmanns tzerz an Trophäen aus deutschen Gauen
erfreuen kann, zeigt sie ihm in verschwenderischer Fülle und geordnet mit
einer Liebe und einem Verständnis, wie sie nur in langer Aberlieferung
gedeihen können. Anser Kaiser ist hier selbst einer der Aussteller, ist
der erste Besucher, und die Großen des Reiches führen hier so gut wie
manch bescheidener Iägersmann alljährlich den Beschauern das Beste vor
Augen, was in herrlichsten deutschen Revieren im letzten Iahre und nur
im letzten Iahre heranreifte, was endlich dann nach geduldigem Warten
der Büchse verständigerweise verfallen mußte, an Hirschgeweihen aus den
Ebenen und Bergen, an Rehkronen, Damwild, Schwarzwild, unsern vater-
ländischen Antilopen endlich, den Gemsen, und manch anderm edeln Wilde.
Damwild aber, wie das neuerdings auch von unserm Kaiser gestreckte Ovis
inusiinon, das Wildschaf oder „Muffelwild", haben sich erst allmählich
deutsches Bürgerrecht erworben oder beginnen, es sich zu erwerben. Seit
einer Neihe von Iahren — der Verfasser dieser Aeilen durfte hier vor
langen Iahren einer der ersten Aussteller sein — findet der Besucher neben
all dem heimischen Edelwilde auch die sein Auge wunderlich anmutende
Wehr von allerhand deutschkolonialem Wilde, reich an Art nnd Zahl
und seltsam schön an Gestalt.

Manch alter deutscher Iäger kann das noch nicht recht begreifen, drückt
sich auch heute noch scheu an diesem „Getier" vorbei und hat vielleicht
sogar im stillen (ganz im stillen!) einen kräftigen Weidmannsfluch auf
den Lippen all dem „seltsamen Zeug" gegenüber! Er kann's nicht „unter-
bringen" nnd kennt nicht Nam noch Art all der fremdartigen Pracht, die
da die Wände schmückt. Ist nun aber zufällig ein englischer Iäger unter
den Anwesenden, wis ändert sich da das Bild! Mit einer erstaunlichen
Sicherheit „spricht er die einzelnen Trophäen an", weiß, wo etwa sie ge-
schossen sein können, und erzählt uns, wie sein Vater oder Großvater,
wenn nicht gar Ur- oder Ar-Arahn da oder dort in fernem tropischen
Revier Ähnliches erbeutete und nach England heimbrachte. Ein ganzes
Stück Welt und Kolonialgeschichte spricht daraus und wohl auch in gegen-
wärtiger Stunde noch allerhand mehr für einen, der viel „da draußen"
weilte. Der Vater! Der Urahn! Du lieber Himmel, so weit reicht für
uns Deutsche die koloniale Iagdgeschichte wahrhaftig nicht! In England

* Der Kunstwart hat sich seit langer Zeit bemüht, dem Verständnis
für Draesekes Schaffen in weiteren Kreisen vorzuarbeiten, wir erinnern
insbesondere an die Aufsatzfolge über den Meister von Georg Göhler
(Kw. XVI, 1,1, 20, 2Z). Auch eine Reihe unsrer alleredelsten Notenbeilagen
verdanken wir ihm. Draesekes Bildnis haben wir zweimal gebracht
(Kw. XVII, 9 und XXIV, ().

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