Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1913)
DOI Artikel:
Brandes, Friedrich: "Der ferne Klang"
DOI Artikel:
Haenel, Erich: Das Bismarckdenkmal am Rhein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0373

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mag „Der ferne Klang" eine Anfängeroper sein, sie erfüllt schon
das Wichtigste: die Handlung gibt das Besondere, Zufällige, ihre
Musik das Allgemeine, Ewige. Um es für die Asthetensprache zu
übertragen (oder abzuschwächen): Naturalismus und Romantik. Ilnd
die Verquickung solch heterogener Llemente kann geeignet sein, das
Opernideal (Schreker ist mit seiner Bezeichnung gar zu bescheiden)
vom Wagnerschen Musikdrama, das unnachahmlich ist, hinweg aus
neue Wege zu führen. Ich denke da an richtungbestimmende Werke,
wie „Carmen", „Louise", „Pfeifertag", „Tiefland", „Rosenkavalier"
und „Ferner Klang", je verschiedener um so besser. Die Werke der
Iüngsten haben am weitesten geführt. Die Opern der Geschästemacher
kümmern niemand.

Rühmend zu nennen ist die Leipziger Aufführung des „Fernen
Klangs" unter Lohses musikalischer und vr. Lerts szenischer Leitung.
Dem Können des Dichterkomponisten und dem Werte der Oper ent-
sprechend, steigerte sich die Begeisternng der Zuschauer mit jedem
Aufzuge. FriedrichBrandes

Ger Klavierauszug des „Fernen Klanges" ist im Verlag der älni-
Versal-Edition, Wien, erschienen (siehe die Notenbeilage dieses Hestes).

Das Bismarckdenkmal am Nhein

^VlL^>an darf die Frage, die fast zwei Fahre lang die Fluten der
/ L deutschen Kunst aufgepeitscht hat, heute für entschieden halten. Die
d'einzelnen Akte der Tragikomödie, die sich einen nationalen Wett-
bewerb nannte, hier nochmals heranfzubeschwören, spüren wir keine Lust.
Man hat gesiegt und verloren, protestiert und intrigiert, man hat den
Süden gegen den Norden ansgespielt, Person gegen Person gehetzt und
ein in ferner Wolke thronender Ausschuß, in dessen Handeln Fach- und
Sachinteressen der buntesten Art merkwürdig durcheinander zu laufen
schienen, hat sich unfähig gezeigt, dem Lhaos der Meinungen und Taten
zu gebieten. Als Ergebnis sagen wir: kulturpshchologischer Art springt
Verschiedenes in die Augen. Zum ersten: die Form der sogenannten
freien Konkurrenz ist nicht imstande, bei Aufgaben großen Stiles wie der
vorliegenden, die latenten künstlerischcn Kräfte eines Zeitalters in klarer
und gesunder Form zu erwecken und zu binden. Iweitens aber —
und das ist hier schon früher angedeutet worden —: das deutsche Volk
will in seiner denkenden und empfindenden Gesamtheit überhanpt kein
solches Denkmal, und unsere Kunst ist des monumentalen Geistes nicht
mächtig genug, um es als Ausdruck einer bedeutenden inneren Stimmung
oder Bewegung zu gestalten.

Durch Sumpf und Gestrüpp ist die Wettbewerbskarre schwerfällig
rollend jetzt ans Ziel gelangt. Wilhelm Kreis, der Baukünstler, und Hugo
Lederer, der Bildhauer, haben von jenem „Großen Ausschuß" den Auf-
trag erhaltcn, ihren gemeinsam geschaffenen Entwurf zur Ausführung vor-
zubereiten. Man erinnert sich, daß eine Arbeit dieser Künstler bei
dem ersten Wettbewerb zu sehen war, ohne damals einen Preis zu er-
halten, daß man später sie Beide, deren Schaffen und künstlerische Gesinnung
im Größten bewährt war, als die für die gewollte Aufgabe vor allen
andern Bestimmten nannte, daß trotz unwiderlegter formeller Einsprüche

Märzheft IM S03
 
Annotationen