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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 9 (1. Februarheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0264

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ferten die Kostüme, rrrrd auf einem
einfachen blauen Hintergrund ohne
Kulissen spielten sich öie bewegenden
Szenen einer (unterdessen in T lühl-
thalers Buchdruckerei, München, ge-
druckten) Kartoffelkomödie ab. Kas-
par ist in ununterbrochener, sehr
wichtiger Tätigkeit, nimmt bei jedern
seiner großen und schnellen Ent-
schlüsse den Rat der Kinder in An-
spruch, gibt dem armen König Mal-
tus mehr belustigend derbe als an-
strengend harte Rätselnüsse zn
knacken, an denen sich die Kinder
vielleicht mit besserem Glück als der
gnte König versuchen, und führt
alles zn dem glücklichen Ende, das
die kleinen Zuschauer, wenn sie
schlan waren, von Anfang an er-
raten konnten. Das ganze ist darauf
berechnet, daß die Kinder es zn
Hanse nachmachen können, llnnötige
Prügelei und Roheiten, überflüssi-
ger Mord und Totschlag sind ver-
mieden. Die Kartoffelkomödie des
Münchner Lehrerinnenvereins sollte
in der Kinderliteratnr ein wenig
Schule machen. Als der Klassiker
der Kasperlbühne und der beste An»
reger für weitere Bersicherungen

des dazu nötigen Repertoires muß
Pocci gelten. Wir verweisen bei
dieser Gelegenheit auf die Pocci-
bändchen im Schatzgräber, besonders
auf das «(5., in dem Leo von Egloff»
stein eine sehr praktische Anleitung
zum Kindertheater gibt.

Vom vaterländischen Ge-
danken

^n der Erhaltung der hergebrach-
<)ten Verfassung, der Gesetze, des
bürgerlichen Wohlstandes ist gar
kein rechtc ' eigentliches Leben und
gar kein ursprünglicher Entschluß.
Umstände und Lage, längst vielleicht
verstorbene Gesetzgeber haben diese
erschaffen; die folgenden Zeitalter
gehen gläubig fort auf der angetre-
tenen Bahn und leben so in der Tat
nicht ein eignes öffentliches Leben,
sondern sie wiederholen nur ein ehe-
maliges Leben. Es bedarf in sol-
chen Zeiten keiner eigentlichen Re°
gierung. Wenn aber dieser gleich-
mäßige Fortgang in Gefahr gerät
und es nun gilt, über neue, nie
also dagewesene Fälle zu entschei-
den: dann bedarf es eines Lebens,
das aus sich selber lebe. Fichte

Unsre Bilder und Noten

^L^in paar Schneebilder verschiedener Art, eh uns das Weiße
H^^draußen wegläuft!

Bei dem Berliner Nordhafen von Paul Paeschke tritt freilich
der Schnee so sehr zurück, daß man an seinem Dasein schon zweifeln und
sich fragen könnte, ob das Geschimmer auf den Dächern überhaupt noch
als Schnee „anzusprechen" sei, wenn nicht weiße Streifen auf dem Erd-
boden ihrerseits für ihn zeugten. Das Bild ist eben nicht des Schnees
wegen gemalt. Es ist auch nicht der Einzelheiten wegen gemalt. Es will
eine Impression von der besondern Stimmung dieser Hafengegend und
ihres LreibenS geben. Darin unterschcidet sich's von den Impressionisten

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