Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1913)
DOI Artikel:
Kleibömer, Georg: Kulturwacht für Konstantinopel!
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0489

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
der Südamerikanischen Theatergesellschaft eine solche für den Balkan
gründen. So könnte man eine gute Schauspielgesellschaft für einige
Winterwochen hierher bekommen und aus ihren Spielplan Einfluß
haben.

Auch die europäische Iugend hier hat Schutz nötig! Das weiß man
in Deutschland wohl nicht: daß all die Abseihliteratur, die daheim nun
Gott sei Dank ausgekehrt wird, auf Peras Straßen feilgeboten wird.
Auf Schritt und Tritt Sherlock Holmes, Nic Earter usw. — in allen
Sprachen übrigens, nicht zum wenigsten in den „Lettern Homers". Gerade
die Griechen, die mit unermüdlichem Lifer Europas Kultur in sich auf--
nehmen, saugen ein und verbreiten auch dieses Gift.

Schon diese knappe Anfzählung zeigt, wie segensreich die Arbeit
eines Kreises ernst arbeitender Menschen sein könnte. Dazu kommt
noch das schier unerschöpfliche Gebiet der Aufgaben, die bei einer Ein-
wirkung auf die Türken sich ergeben würden. Hier fällt aber auch
der Heimat eine besondere Aufgabe zu. Auch dafür ein Beispiel:
Jm vorigen Iahre wurde die neue Brücke über das Goldene Horn einge-
weiht. Ein deutsches Werk. Die Zeitungen der konkurrierenden Völker
übten Kritik und fanden, daß sie ästhetische Ansprüche nicht befriedigen
könne. Die deutsche Zeitung wies diese „neidischen" Bemerkungen zurück
und erklärte, daß die Brücke auch künstlerisch hervorragend sei, sich dem
Stadtbilde und der Kunst dieses Landes anpasse usw. Damit machte sie
sich geradezu einer Verbildung der Leser schuldig, denn das Viermillionen-
werk der Vrücke hat wohl die Vorzüge deutscher Ingenieurarbeiten: Soli-
dität, Zweckmäßigkeit usw., aber es ist reine „Fabrikarbeit", bar all jener
künstlerischen Gestaltung, die dieser bevorzugte Platz gebieterisch verlangte.

In einem solchen Falle darf nun weder die deutsche Zeitung noch
dürfen die „Kulturwächter" an dem fertigen Werk öffentliche Kritik üben:
denn — wer die hiesigen Verhältnisse kennt, weiß es — über eine solche
deutsche Selbstkritik würden die wachsamen Konkurrenten herfallen und
dem deutschen Handel eine merkbare Wunde schlagen. Für solche FLlle
wäre nötig, daß die Kunstwartfreunde daheim die Kritik übernähmen,
denn in Deutschland sitzen ja auch die Lieferanten, für deren
Ohren solche Urteile bestimmt sind.

Konstantinopel GeorgKleibömer

Aus neueren PredrgLbüchern

sDiese kleine Auswahl will nicht „Belegstellen" geben für das, was
Niebergall in seinem Aufsatz ausführte, sie will nur an einzelnen Bei-
spielen zeigen einmal, wie heute Lebensfragen auf der evangelischen
Kanzel behandelt werden, und zum andern, wie man biblische Gestalten
und Vorgänge für unser Empfinden lebendig zu machen sucht. Auf
irgendwelche theologische „Richtung" haben wir dabei keine Rücksicht ge-
nommen, denn gerade darauf wollen wir ja hinwirken, daß man in diesen
Dingen nicht immer zuerst nach der theologischen Stellung der Verfafser
fragt. Wenn trotzdem dieser oder jener einen Klang vermißt, der ihm
lieb ist, so wolle er bedenken, daß bei einer solchen Auswahl immer viel

2. Märzheft WS §07
 
Annotationen