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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 10 (2. Februarheft 1913)
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Herter, Hans: Begabungen
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0306

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bildung" vor Iahren Beobachtungen mitgeteilt, die ebenfalls nicht
stofflich ausgerichtet waren und durch ihre psychologische Schärfe be-
sonders fesselten.

Itm den Kreis dieser Gedanken abzuschließen: ist es schon schwer,
von Erwachsenen zu sagen, was eigentlich ihre Begabung ist, so sind
die Schwierigkeiten im jugendlichen Alter noch weitaus größer. Geht
man einfach der Neigung nach, so werden sich oft bedenkliche Fehlgriffe
ergeben. So kommt man schließlich zu der Auffassung, daß es viel-
leicht überhaupt nicht gut ist, in übertriebenem Maße mit Schul-
eiurichtungen sich der Neigung der Schüler zu unterwerfen, sondern
daß dort ein gewisser Zwang nicht nur äußerlicher „Zwang" ist,
sondern einen viel tieferen Sinn haben kann. Das Gebiet der Be°-
gabungen aber ist eines, wo sich auch der Laie mit einiger Vorsicht
manche wichtige Erfahrung aneignen kann. Wer dies versucht, wird
der Schlagwort-Rederei, mit der jstzt so viel öffentliche Unruhe in
Schulsachen gestiftet wird, in dieser Hinsicht bald gefestigter und
urteilklarer gegenüberstehen. Hans Herter

Lose Blätter

Friedrich II. von Preutzen

Bisher ungedrucktes dramatisches Fragment von

Otto Ludwig

sDie Beschäftigung Otto Ludwigs mit dem Friedrich-Stoffe fällt haupt-
sächlich in das Iahr s3U; die Briefe dieses Iahres sind oou oon rurzen
und längeren Nachrichten darüber. In einem Schreiben an seinen Iugend-
freund Schaller vom 7. August s8^ entwickelt er einen ausführlichen
Entwurf zn einem Friedrich-Drama „im größten historischen Sthle . . .
was es dem jetzigen Publikum annehmlich machen kann, ist, daß es
ein Spektakelstück wird, mit Lagerfeuer, Musik unü Pulverdampf". Er
war sich völlig klar über die Schwierigkeit der Ausgabe; ein Brief an
seine Braut aus den ersten Monaten des Winters MWS spricht sich
darüber aus: „Friedrich II. als Stück behandeln ist allerdings ein ver-
wegenes Anternehmen und es zu gutem Erfolge zu bringen vielleicht
nnr einem Talent erster Klasse — was man gewöhnlich Genie nennt,
was aber sehr dünn gesät ist — möglich. Man versucht's eben; Laube
und meine andern Freunde mnntern mich aus Krästen dazu auf. Es
wird ein nener Weg werden, den ich darin gehe, es wird mir Mühe kosten,
ihn zn bahnen; hat mir's aber geglückt, so werden viele den Weg ein-
schlagen, an Nachahmungen wird es nicht sehlen." Der Brief, dem
diese Zeilen entnommen sind, begleitet die Abersendung des Vorspiels „Die
Torganer Heide", das in der Zeitung für die elegante Welt s8^, Nr.
und erschienen war. Noch kurz vor Neujahr kann er seiner Braut
melden: „Meinen alten Fritz hab ich in acht Tagen begonnen und voll-
endet .... an den Lheaterdirektor ist er bereits eingeschickt." Direktor
Schmidt in Leipzig ist gemeint. Am 28. Ianuar s8^5 schreibt er wieder,
er habe „noch keine Resolution deßhalb erhalten". Es ist fraglich, ob er

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