Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1913)
DOI Artikel:
Vom Heute fürs Morgen
DOI Artikel:
Unsre Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0352

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sie Lust hatten, einen staatsphilo-
sophischen Versuch zu nrachen, son-
dern weil es in ihren Zuständen
das Nächste und Praktischste war,
nicht allein, weil es ihre Meinung
war, sondern weil auch alle Um-

stände zur Realisierung ihrer Mei-
nung beitrugen. Es war ein junges
Volk ohne historische Hindernisse,
nicht übervölkert, sondern der Be--
völkerung bedürftig.

Otto Ludwig

as Schönste, was dieses Heft im Bilde bringt, hat kein Mensch,
!die Natur selber hat es unmittelbar geformt, es ist die Lotenmaske
Otto Ludwigs. Wir besitzen unter allen Vildnissen nach ihm
kein einziges, das auch nur annähernd mit Lhnlicher Kraft das seelische
Wesen dieses Mannes herausgearbeitet hat, wie dieses aus Leben und
Lod gewachsene Gebilde der Geisteshoheit.

Wenn das steindruckartige Blatt vor unserm vorigen Hefte durchaus
moderne Kunst auch der malerischen Absicht nach zeigte, so Zeigt das
Blatt vor diesem Heft nach L. M. Wagner, wie sich der heutige
Steindruck wieder auf frühere Reize seiner Technik besinnt. Mit drei
Platten, wie sie hier verwendet sind, läßt sich beim Zusammendruck in
den heut üblichen photomechanischen Verfahren ein Glänzen in allen
Regenbogenfarben erreichen — der Künstlerin aber kam es gerade darauf
an: so zurückhaltend wie nur irgend möglich zu sein. Deshalb fällt eigent-
lich nur der rötliche Himmel als besonderer Lon auf, während der oliv-
braune und der graugrüne Lon wie zwei sich ergänzende Verbündete mit
dem andern Partner der Papiersarbe spielen. Durch solche Zurückhaltung
ist zweierlei erreicht: tiefe Ruhe, aber zugleich: das Gefühl von inner-
lichem Reichtum, von Leben in dieser Ruhe. Was beides so wohl zu der
Idhlle des eingewinterten Städtchens paßt.

Vornehm stille Kunst gibt uns auch das Blatt nach Max Sva-
binsky. Wir werden neuerdings daran gewöhnt, bei slawischer Bild-
nerei an einen absichtlich entwickelten und deshalb ästhetisch nicht ganz
unverdächtigen „Stil" zu denken, der, so behauptet man, slawischem Wesen
besonders gerecht werden soll — bei Svabinsky fehlt jede Art von Ge-
waltsamkeit. Mag sein, daß die dargestellten zwei Frauen in der ge-
wissen Weichheit ihrer Haltung etwas Slawisches haben, die vortreffliche
Malerei ist gute „europäische" Malerei. Aber zugleich Kunst im an-
spruchsvolleren Sinn, seelisch bei aller Bescheidenheit eindringlich dar-
stellende. Beide Köpfe sind voll von unaufdringlichem aber starkem Leben.

Zu dem Blatte der Hirsauer Brücke gehört ein Rundschaubeitrag
dieses Hefts.

Auch das Blatt mit „neuen Zinnformen" illustriert einen solchen.

ber Constanz Berneker ist vor ein paar Iahren, anläßlich seines
-»^Lodes, im Kunstwart gesprochen worden. Er wurde dort als der
Fortschrittler auf dem Organistenstuhl gekennzeichnet, der im stockkonser-
vativen Königsberg zu Wagner, Liszt und tzugo Wolf betete. Seither
ist ein eigenes Buch über den merkwürdigen Mann von Viktor Laudien
erschienen (Charlottenburg, Verlag Paul Lehsten), zu dem Konrad Bur-
dach ein Vorwort geschrieben hat. Darauf seien alle verwiesen, die über

292

Kunstwart XXVI, (0
 
Annotationen