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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 10 (2. Februarheft 1913)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0350

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Haltung (Vild 2) ist natürlich phy-
siologisch von großer Bedeutnng.
Getvährt sie doch der Lunge, 'die
bei der Erweiterung des Rippen-
korbs durch die Einatnrungsmus-
keln mit der Innenwand der Brust-
höhle in Verbindung bleibt, eine
ganz andere Entfaltung. Unser
drittes Bild will den Gegensatz
dieser guten und jener salschen
Kopfstellung noch einmal verdent-
lichen, indem die falsche tzaltung in
ausgezogenem, die richtige in punk-
tiertem Umriß gezeichnet und so
der Anterschied zwischen der Ab-
flachung und der Erweiterung der
Brust recht augenfällig gemacht ist*
Wer diesen Unterschied begriffen
hat, dnrch Bildbetrachtung und Er°
rlärung und dann durch verständ-
nisvolles Ainschauen auf ein
Skelett, der wird hoffentlich in sich
einen Antrieb verspüren, gegen
schlechte Gewohnheit anzukämpfen.
Am besten freilich ist es, wenn die
Gewöhnung von Kindheit an gut
war und zum Beispiel der Turn-
unterricht von allem Anfang an
auf das wirklich Nützliche hin-
arbeitete, indem er mit einsichts--
voller Konsequenz alle solche Abun-
gen bevorzugte, die allen Muskeln,
die den Hals nnd die Schulterblätter
zurückziehen und den Rücken
strecken, ein Abergewicht verschaffen.
Aber das Schlechte und Schädliche
ist hier oft tief eingenistet. So gibt
es Fälle, wo Rücken und Hals dau-
ernd jene schlechte Form angenom-
men haben — dann sind zum Bei-
spiel alle Versuche, das Schwimmen

* Die Bilder sind entnommen
dem Buche „Zehnminuten-Turnen"
(Atmung und Haltnng). Eine
Handreichung sür das tägliche Tur-
nen von K. Möller. Mit 85 Text-
oildern und zwei Abungstabellen
rnit 53 Figuren. 2. Aufl. (9(2. B. G.
Leubner, Leipzig.

zu erlernen, immer wieder erfolglos,
weil das Wasserschlucken zu einer
Plage ohne Ende wird. — Frei-
lich kann man auch — und hier
mögen unsere Leser ihre eigenen
anatomischen Kenntnisse von den
Gelenken einmal befragenl — „dis
Nase hoch tragen" (das heißt den
Kopf in den Nacken legen) ohne
die Halswirbel gut nach hinten zu
führen. Die Mahnung „Kopf hochl"
verwandeln wir deshalb nach ge-
wonnener Einsicht vielleicht zweck--
mäßiger in den Ruf: „tzals
zurück!" Schulmeisterlicher Pe-
danterie verfallen wir mit ihm
nicht. Denn es ist eine Tatsache, daß
sich alle Ausländer über die nach-
lässige tzaltung der Deutschen —
wenigstens in Norddeutschland, wo
ich meine Erfahrungen sammelte —
wundern. In Dänemark und
Schweden fällt jedem, der die
Augen dafür öffnen will, die schöne
Haltung besonders auch der Frauen
auf. Schöne tzaltung aber ist der
lebendige Ausdruck inneren Wesens I
Wir wollen unseren deutschen Indi-
vidualismus erhalten — gut! —,
aber er möge sich würdigere Gebiete
aussuchen, als fahrlässige und ge-
dankenlose Körperverkrümmung. Bis
dahin, daß alle nnsere jungen Wäd-
chen stier und stur sitzen werden,
als ob sis „einen Ladestock ver-
schluckt hätten", hat's noch eine
gute Weile, wenn wir nur auch
gesunde Seelen in dem gesunden
Körper pflegen. Karl Möller

Rochmals: Kacholisches
im KunsLwarL

-HKnsre katholischen Leser sind
^ der Aufforderung, sich uns
Nichtkatholiken gegenüber rückhalt-
los auszusprechen, in sehr freund-
licher Weise nachgekommen. Wir
werden eine kleine Aussprache ab-
halten können, die vielleicht wirklich
dem Zwecke dient: uns gegenseitig

'! 2I0 Kunstwart XXVI, (0 ^
 
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