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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 10 (2. Februarheft 1913)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0354

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des Mangels an vaterländischem Geist und der geheimen Förderung der
Sozialdemokratie zn bezichtigen und dadurch in allen nationalen Kreisen
den Anschein zu erwecken: daß die etwaige Ablehnung Kotzdescher Schrif-
ten nicht ihrer Minderwertigkeit, sondern gerade ihrem vaterländischen
Gehalt zuzuschreiben sei.

Die von Kotzde und Scholz zu diesem Zweck benutzten Angaben
berühren zu großem Teil den tzamburger Prüfungsausschuß für Iugend-
schriften überhaupt nicht, weil die fraglichen Herren ihm gar nicht an-
gehören. So werden Äußerungen des Berliner Lehrers Hübner zu
ihrer Diskreditierung verwendet, ebenso der von dem ehemaligen Bremer
Lehrer Scharrelmann herausgegebene „Roland", obgleich dessen politische
Äußerungen von den tzamburgern unmißverständlich abgelehnt wor-
den sind. Lamszus, dessen „Menschenschlachthaus" in dieser Polemik
eine besondere Rolle spielt, ist weder Mitglied des Hamburger Iugend-
schriften-Prüfungsausschusses, noch ist er das je gewesen, noch ist jenes
Buch vom Hamburger Prüfnngsausschuß, noch vom Ratgeber oder Iahres-
bericht oder Weihnachtskataloge des Dürerbundes als Iugendschrift emp-
fohlen worden. Ebensowenig ist der Prüfungsausschuß für die schul-
politischen Erörterungen in der „P ä d a g o g i s ch e n Reform" irgend-
wie verantwortlich. Wenn es anginge, seine Organisation für alle Auße-
rungen eines jeden verantwortlich zu machen, der einmal zu ihr in
irgendeiner Beziehung gestanden hat, so würde sie auch für Kotzde selber
verantwortlich sein, denn auch dieser hat früher in freundlichen Beziehungen
zu den in Hamburg führenden Männern gestanden. Ferner: die Lat-
sachendarstellung in der Kotzde-Scholzschen Wehrschrift ist auch als solche
unzuverlässig. Schließlich: die Methode selbst scheint uns unzulässig, eine
zusammenhängende große Arbeit durch anderes entwerten zu wollen, als
durch Kritik dieser Arbeit selbst und ihrer Leistungen.

5. Nun behauptet Kotzde allerdings an andrer Stelle: „daß die Ge-
samtarbeit dieser Hamburgischen Arbeit unsrer nationalen Kraft zum
Unsegen war", und er muß das für seinen Zweck auch behaupten, denn er
köunte ja nur durch ihre allgemeine Diskreditiernng erreichen, daß die etwaige
Entfernung Kotzdescher Schriften aus den Listen empfohlener Bücher von
vornherein als unvaterländische tzandlung aufgefaßt würde. Während
er aber für allerhand herausgegriffene Äußerungen und Handlungen
Raum zur Besprechung hat, findet er keinen, um auch nur kurz die
eigentlichen Leistungen der Hamburger als ein Ganzes zu
beleuchten. Die von jedem Standpunkt aus positiven nationalen Arbeiten
des Hamburger Prüfungsausschusses: seine Veröffentlichungen
vaterländischerBücher, seine kritische Förderung anderer, seine
Verbreitung auch zahlreicher rein vaterländischer Bücher durch seine Listen,
seine Durchsichtung der gesamten dsutschen Iugendlite-
ratur, seine Bekämpfung der Schundliteratur, kurz all
das, was sein Ansehen in der Iugendschriftenbewe-
gung gemacht hat, wird von Kotzde und Scholz über-
haupt nicht besprochen. Von allem Wesentlichen der „Ham-
burger Vewegung" erfährt derselbe Leser, der gegen diese Bewegung auf-
gerufen wird, nichts.

6. Die Anschuldigung, die Hamburger trieben antinationale sozial-
demokratische Propaganda, scheint uns angesichts ihrer positiven vater-

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