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Kunstwart und Kulturwart — 26,2.1913

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Heft 12 (2. Märzheft 1913)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14285#0535

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der Luft, aber alles klar. Auch im Verweilen bei diesem Bild wird
man eine ganz eigene Landschaftstimmung emporsteigen fühlen.

Dann bringen wir drei Zeichnungen von tzeinrich Phieler in
Elberfeld, jenem merkwürdigen Künstler, den die Leser vielleicht aus seinem,
soviel wir wissen, bedeutendsten Werke kennen, dem „Abendmahl", das
der Kunstwart als Vorzugsdruck herausgegeben hat. Die Mängel Phielers
liegen klar, seine Vorzüge gehen wohl nicht sofort ein, aber wer sie er-
kannt hat, dem bleiben sie. Es waltet ein Ernst, eine Wuchtigkeit, ein
religiöses Tief-Erleben in einigen dieser Blätter, das nicht ohne Größe ist.
Unsre Bilder sind einem auch sonst empfehlenswerten „Biblischen Lese-
buch" entnommen, welches Ostermai, Tögel und Neuberg bei Klinkhardt
in Leipzig herausgebracht haben.

Ein Schattenriß von Lrnst Penzoldt mag dem Heft noch etwas
weltliche Osterstimmung mitgeben. Darin liegt sie doch wohl, wie die beiden
sich sehn. Ans ist das Werkchen vor manchem lieb; es ist etwas Volks-
liedmäßiges nicht nur in seinem Stoff, etwas Innerliches und Inniges.
^.^uch mit unserer Notenbeilage gedenken wir Friedrich Hebbels.
<4-W alter Niemann, der als Kritiker und als Tonkünstler den älte-
ren Lesern des Kunstwarts bekannt ist, hat eine fünfteilige Suite für Kla-
vier nach Worten Hebbels als op. 25 erscheinen lassen, deren letztes Stück,
das abschließende „Notturno", wir im folgenden wiedergeben. Wie dieses
an das vorgedruckte, unerschöpflich schöne Gedicht „Abendgefühl" ange-
schlossen ist, so lehnt sich jedes der Stücke an ein Hebbelsches Gedicht an
(Präludium: „Durch Sturm und Regen", Idylle: „Genoveva an der
Luelle", Ballade: „Die Heide", Nomanze: „Frühling", aus „Mutter und
Kind"). Wenn es auch nicht der rücksichtlose Mensch und erschütternde
Tragiker Hebbel ist, welcher diesen Tonsätzen das innere Leben erregt, so
kann man doch wohl in der zurückhaltenden, feinfühligen Weise etwas
vom Innenleben des Poeten erspüren; hier will jede Harmonie berück-
sichtigt, jede Phrase eigens bedacht, jeder Klang, jede Pause innerlich er-
faßt werden, und mancher feine Reiz erschließt sich erst dem nahe Herzu-
tretenden. So ist ein Stück „charakteristischer Musik", nicht Programm-
musik, entstanden, das die Bekanntschaft lohnt, da es ganz von innen
heraus erfaßt ist und nicht an Außerlichkeiten haftet, auf keine literar-
geschichtlichen Erinnerungen abzielt. Allzu leicht zugänglich ist es nicht,
wenigstens nicht in allen Teilen — unsere Probe ist wohl das einzige
Stück, das sich jedem stimmungfähigen Spieler ohne weiteres aus sich
heraus erschließt.

Leichter gehalten sind zehn kleine Stücke „Schwarzwald-Idyllen" von
Niemann, die als op. 2s, ebenfalls im Verlag C. F. Kahnt, Leipzig, er-
schienen. Die harmlosen, manch reizvolle Erfindung verarbeitenden Lon-
sätze zeigen den Komponisten von einer andern Seite, und sind zum Teil
als Iugendmusik verwendbar. Beide Hefte kosten je 2,50 M. S.

Herausgeber: vr. k.o. Ferd.Avenariusin Dresden-Blasewitz; verantwortl.: der Herausgeber —
Verlag von Georg D.W.Callwey, Druck von Kastner L Callwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
In Ssterreich-Ungarn für Herausgabe u. Schriftleitung verantwortl.: Qr. Rich.Batka inWien Xttl/s

2. Märzheft M §53
 
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