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Kunstwart und Kulturwart — 36,1.1922-1923

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Heft 2 (Novemberheft 1923)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14437#0144

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Länge, wie nmn sie bei Zwergen oft
vorfindet, vorhanden war und dann
technisch etwa eingewirkt hat, muß noch
offen bleiben. —

So ist Menzel auch insofern einzig--
artig, als er das bisher wohl einzige
unzweifelhaft beobachtete Genie unter
Zwergen darstellt, und als er beweist,
daß höchste Kunst auch ohne die Flamme
des Geschlechtstriebes möglich ist. Wenn
dies auch für das sehende Auge in sei-
ner Kunst zu erkennen ist, so bleibt die
Latsache allein doch überraschend genug.

Paul Lohn

Deutsche ^Dankrenten" für freLe Gei«
stesarbeiter

hrungen, wie die Gerhart Aaupt-
manns, sind mindestens am Platz,
insofern sie ein neues Gefühl, einen
andern Willen gegenüber den schaffen«
den Köpfen der Nation erziehen helfen,
als die alten, der z. B. nach Kriegs-
beginn Hauptmann, Dehmel und andre
Dichter mit dem Roten Adler Vierter,
aber mit der Krone, „ehrte". Aber
keine allgemeine Aot hebt die Verpflich-
tung der Allgemeinheit auf, durch ihr
Vollzugsorgan, den Staat, geistige Ar-
beiter, die der Allgemeinheit wirkliche
Werte geschenkt haben, auf ihre alten
Lage vor dem langsamen Verhungern
zu sichern. Damit hier endlich ein An-
fang gemacht werde: man stelle doch
wenigstens eine kleine Anzahl derjeni-
gen von ihnen, über deren wertvolle
Leistungen alle Sachverständigen einig
sind, mit den vielen Lausenden von
Beamten mittlerer Gehaltsstufen gleich.
Ich schlage ein Gesetz folgenden In-
halts vor:

„Freien Kulturarbeitern, Dichtern,
Denkern, Künstlern, die keine Beamten-
Altersgehälter beziehen, sich aber durch
schöpferische Leistungen um die Allge-
meinheit verdient gewacht haben, kann
nach Abschluß ihres 60. Lebensjahres
bis zu ihrem Lode ein Alters-Lhren-
gehalt zugesprochen werden, das dem
der Lehrer entspricht. In gleicher Weise
wie bei den Lehrern wird auch für
ihre Hinterbliebenen gesorgt."

Wer diese „Dankrente" zusprechen
kann, an wie viele sie zu verleihen ist,
darüber und über andre „einschlägige"
Fragen behalten wir uns Vorschläge
vor. Ich würde befürworten» daß die

Gleichstellung mit Beamten hinsichtlich
der Altersversorgung zunächst nur we-
nigen, aber bald, auf Vorschläge aus
den Parlamenten durch den Reichsprä-
sidenten erteilt Würde. Bald, denn
es ist nicht nur „ein Iammer", es ist
auch „ein Skandal", wie es einer An-
zahl verdienstreichsLerGeistesarbeiter auf
ihre alten Lage jetzt elend geht. Line
Unehre für den deutschen Staat ist es,
die nicht dadurch entschuldigt wird, daß
der vergangene kaiserliche Staat in die-
sem Punkte auch versagt hat. A

Die Treuhand-Kaffe für Kritiker

Cin vorschlag

or uns liegt ein Haufen Briefe,
geschriebene und gedruckte. Sie sind
von Verlagsfirmen an uns gesandt und
besagen alle dasselbe. Dies: »Wir, der
Verlag Waier und Müller in Berlin,
Haben sechs neue Bücher Hergestellt. Das
ist jetzt sehr teuer. Sogenannte „Rezen-
sionsexemplare"* können wir infolge
der hohen Kosten nur noch versenden,
wenn uns eine ausführliche Bespre-
chung schriftlich zugesandt wird«. Ls
folgen die Litel der Bücher, die der
Verlag zur Rezension anbietet.

Dieses Verfahren als solches dürfte
vorwiegend dem betreffenden Verleger
schaden. Die Zeitschriften bekommen
von anderen Verlegern noch eine so
reiche Auswahl von Rezensions-Lxem«
plaren ohne „schriftliche Zusage", daß
sie meist ohne allzu schwere Bedenken
auf die so angebotenen verzichten kön-
nen. Sie müssen sogar meist darauf
verzichten, denn nach einer Litel-An-
gabe kann eine Redaktion eigentlich
nicht entscheiden, ob ein Buch zur Be-
sprechung geeignet ist oder nicht! Diese
Entscheidung selber fällt erst, nach-
dem man ein Buch gelesen hat, und
nicht vorher! Für die Redaktion ist es
etwas unangenehm, weniger Auswahl-
Material zu Besprechungen zu haben,
aber —

* Lxemplare von Vüchern, welche die
RÄ)aktionen (und von diesen die Kriti-
ker) umsonst bekommen, damit sie sie
öffentlich besprechen. Sie wurden bis-
her meist auf Gefahr des Verlages ver-
sendet, man überließ es dem Ermessen
der Redaktionen, ob sie sie besprechen
wollten oder nicht.

. W
 
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