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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

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Rüth, Georg: Eisenbetonskelettbau im Hochbau
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https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0139

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Die Abbildungen 8 bis 11 zeigen als Beispiel eines Ver-
waltungsgebäudes den Neubau des Telegraphenamtes Mainz
der Deutschen Reichspost. Das Gebäude besteht aus einem
achtgeschossigen Hauptbau mit einem großen Fernamtsaal
und 2 anschließenden Flügelbauten. Die Gesamtflächen der
Decken und Dächer aus Eisenbeton betragen ca. 10000 m2.
Der Fernamtsaal mit einer Länge von 35 m und einer lichten
Weite von 16 m ist von einer Eisenbeton-Rippendecke über-
deckt, die von freigespannten Rahmenbindern getragen wird.
Abb. 8 zeigt eine Außenaufnahme des Baues, Abb. 9 einen
Blick in die ausgeschalte Rippendecke des Fernamtsaales im
Rohbau und Abb. 10 ein Baubild während der Ausführung
des Skelettbaues. Durch gute Baustelleneinrichtung und teil-
weise Verwendung von hochwertigem Zement war es möglich,
durchschnittlich ein Geschoß einschl. Decken und Stützen in
18 Arbeitstagen auszuführen. Interessant sind die Rüstarbeiten
des Baues, bei denen infolge Verwendung fliegender Gerüste
auf ein durchgehendes Außengerüst verzichtet werden konnte.
Für die Ausmauerung der Fassadenflächen wurden die gleichen
beweglichen Gerüste verwendet, indem entgegen der sonst
üblichen Art des Ausmauerungsvorganges das Gebäude von
oben nach unten ausgemauert worden ist. Abb. 11 zeigt den
interessanten Bauzustand mit den bereits ausgemauerten
oberen Geschossen, während die Ausmauerung der beiden
unteren Geschosse noch fehlt.
Die Bauausführung erfolgte durch die Firma B. Fischer,
Gustavsburg, nach den Plänen und unter der Bauoberleitung
der Oberpostdirektion Frankfurt a. M.
Ein bautechnisch interessantes Beispiel ist der Neubau der
Firma Zeiß, Jena, der in den Abbildungen 12 bis 16 dar-
gestellt ist. Abb. 12 zeigt den Grundriß des Neubaus, be-
stehend aus einem Hauptbau und zwei rückwärtigen Flügeln.
Der linke rückwärtige Flügel schließt an einen bereits vor-
her ausgeführten Hochbau mit Pilzdecken über 2 Säulenreihen
an. Unter Anpassung an den vorhandenen Bau hat der linke
Flügel ebenfalls Pilzdecken über 2 Säulenreihen erhalten,
wobei zwischen altem und neuem Bau eine durchgehende
Trennungsfuge ausgeführt wurde.
Der Hauptbau mit rechtem Flügel besitzt eine Säulen-
reihe, die 50 cm außerhalb der Gebäudemitte angeordnet ist,
um einseitig zwischen Säulenreihe und den Arbeitsplätzen
einen Gang freihalten zu können. Die Spannweiten in der
Querrichtung betragen von Säulenmitte bis Außenkante der
Außenwände im Hauptbau 8,60 und 9,60 m, beim rechten
Seitenflügel 8,85 bzw. 9,85 m; sie sind für die vorgesehenen
Nutzlasten von 1 500 bzw. 1 000 kg/m2 als außergewöhnlich
zu bezeichnen, um so mehr, als stark vorspringende Decken-
rippen vermieden werden sollten. Da eine Pilzdeckenkonstruk-
tion mit diesen Spannweiten gegenüber einer Eisenbetondecke
mit Rippen und Unterzügen, bzw. gegenüber einem Stahl-
skelettbau zu unwirtschaftlich geworden wäre, sind nach Vor-
schlag des Verfassers im Hauptbau und rechten Seitenflügel
Rahmendecken ausgeführt worden, die aus Längs- und Quer-
Rechts: Abb. 8—11. Telegraphenamt Mainz
Abb. 8 der fertige Bau, 9 der Fernamtsaal mit der ausgeschal-
ten Rippendecke im Rohbau, 10—11 Baubilder


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