Diagramm
Die Aufgabe: Ein mittleres Reihenhaus mit Bau-
platz 6,1x30,5 m soll Mk 23770 ohne Zinsen und
Vermittlergebühren kosten: Wie kann ein besseres
Haus mit einem Mehraufwand von M 3150 erstellt
werden ?
Die Lösung: Um das Haus auf einem eigenen Bau-
platz 9,15x30,5 mit je nur 2,7 m Seitenabstand er-
stellen zu können, betragen die Mehrkosten Mk 1890
X Mk 2163 für das Haus und Mk 1899 für das
Land. Hierfür werden für einen Mehraufwand von
Mk 2802 mehr, als vorgesehen war, nur einige Fen-
ster nach dem schmalen Bauwich mit Ausblick in die
Nachbarhäuser gewonnen (siehe Tabelle S. 311).
Um 1,5 m mehr an Breite für ein Reihenhaus zu ge-
winnen, entstehen Mehrkosten von Mk 2 100 für den
Bau und Mk 924 für den Bauplatz. Weitere 126 Mk
werden für Mehrfenster angenommen, somit Gesamt-
kosten Mk 3150. Ergebnis: es wurden die verlangten
Mk 3150 verausgabt für einen Gewinn von 25%
mehr an Fläche in den beiden Geschossen des Hauses
und ein Maximum von Fensterfläche nach den freien
Plätzen.
(Siehe L % in Tabelle S. 311.) Demnach ist ein 6,1 m breites
und 8,6 m tiefes Haus (Backstein mit Schieferdach und Holz-
gebälk) um 24% teurer zu bauen und mit Bauplatz um
30—33% teurer, sobald es von einem Reihenhaus in ein frei-
stehendes umgeändert wird, und sobald die losgelösten Häuser
mit einem bescheidenen Seitenabstand von rund 4,3 m aus-
einandergestellt werden. Der Spielraum von 3% gestattet
den Ankauf eines nackten Baulandes zwischen M 21000.— und
105000.— für den Hektar.
Die praktische Bedeutung dieser Feststellungen hat sich
in vollem Umfang bewährt bei den Untersuchungen, die für
das Buhl Foundation Projekt in Pittsburg gemacht wurden
(siehe Oktoberausgabe des Architectural Record 1931), bei
dem sich nicht allein die Preise der Unternehmer mit den
analytischen Vorausberechnungen nahezu deckten, sondern auch
der überzeugende Beweis erbracht wurde, daß
das Reihenhaus die überlegene Form der billi-
geren Wohnung darstellt. Dieser Beweis war so über-
zeugend, daß der Charakter des ganzen Projektes von dem
ursprünglich geplanten mit freistehenden Häusern, in Reihen-
und Gruppenhäuser umgeändert wurde.
Die Breiten der Häuser wurden in diesem Projekt im
Sinne der oben erwähnten Zahlen geändert und die schmälsten
Typen, die sich als wirtschaftlich unnötig und unerwünscht
erwiesen haben, ausgeschaltet.
Obiges Diagramm zeigt in einer noch überzeugenderen
Weise die wirtschaftlichen und wohnlichen Vorteile des Reihen-
hauses und illustriert, wie analytische Kostenangaben es ermög-
lichen, irreführende Planung und unfruchtbare Geldausgabe
zu verhüten.
Man wird bemerken, daß für die 3 Projekte, deren Bau-
zeit sich über nahezu 7 Jahre erstreckt hat und bis ins Jahr 1931
hineinführte, fast gleichbleibende Preise sich herausstellten,
wogegen der niedrige Stand der Baukosten von heute mit
Nachdruck zu betonen ist. So wurde festgestellt, daß die
erhaltenen Zahlen für das Letzte der drei ausgeführten Projekte
sich fast genau mit den Erfahrungspreisen der früheren Aus-
führungen deckten. Diese Tatsache vereinfacht und verstärkt
die Analogie. Der wichtige Punkt hingegen ist nicht, daß die
Kosten dieser 3 Projekte im einzelnen auf einer bestimmten
Ebene miteinander übereinstimmen, sondern, daß ein ana-
lytischer Umriß zum Vergleich der Kosten geschaffen wurde
— ein Umriß, an den niedere, höhere oder wechselnde Preise
sinngemäß angepaßt werden können. Ausgerüstet mit solchen
Kenntnissen ist der Architekt in einer viel besseren Lage
als früher, mit neuen Preissätzen fertig zu werden, weil, nach-
dem die Bestandteile der Kosten*) nach ihren wirklichen Ein-
flußsphären abgesondert sind, er besser die Wirkungen der
sich ändernden Kosten für jeden Bestandteil oder jede Gruppe
von Bestandteilen herausnehmen kann.
Vorteile des Reihenhauses
für Massenausführungen.
Während die Analyse einen theoretischen Kostenvorteil auf-
decken kann, kann Erfahrung einen andern größeren Vor-
teil des Gruppenhauses nachweisen. Das abgetrennte Haus
wird immer weniger ausführbar, je mehr wir groß angelegte
Methoden für das Bauen anwenden. Beachte die possierliche
Wirkung eines Dampfbaggers selbst da, wo eine Anzahl von
Einzelhäusern in einer Reihe errichtet wird. Das Gruppenhaus
hat großen Maßstab, obwohl für seine Einheiten der Klein-
maßstab benützt wird. Andererseits fängt die Analyse an
nachzuweisen, daß wir sehr leicht dazu verleitet werden,
Größe zu übertreiben. Große Gruppenentwicklungen, selbst
der „Gartenwohnungen“ benötigen kostspielige Zentral-
heizungen, Installationen, die, weil teuer in der Unterhaltung,
sehr zu der laufenden Belastung der Kapitalanlage beitragen.
Neue Methoden der direkten Heizung mit Gas oder elek-
trischem Strom, die unsere gegenwärtigen Einrichtungen gründ-
lich umändern können und die für die relativ kleineren Typen
von Gruppenwohnungen von Vorteil sein werden, scheinen
im Anmarsch zu sein. Die Zweckmäßigkeit oder Nichtzweck-
mäßigkeit der vorhandenen Typen, der Familien-Massen-
wohnungen (etwa 60% der gegenwärtig vorhandenen Bauten
der Großstädte) analytisch zu untersuchen, bietet ein weiteres
Feld für den Architekten, der bemüht ist, seinen Kundendienst
zu ergänzen.
*) In der Praxis werden diese Gruppen der Kostenfaktoren in
weit kleinere Einheiten unterteilt, als es in der allgemeinen Vor-
führung dieser Überlegungen möglich war. Z. B. enthalten des Autors
Unterlagen mit denen der Schnitt S. 310 aufgestellt wurde, die
detaillierten Kosten für den laufenden Meter freie Länge von rund
35 Einzelheiten, die den Betrag von M 1385.— für den laufenden
Meter wirklicher Kosten der Hülle in sich einschließt. Diese Einzel-
heiten erstrecken sich von den Lagern und Stützen durch die rohen
und fertigen Böden, Außenwände, Verputz der Wände, der Hülle,
zu den Dachkonstruktionen und Eindeckungen, Rinnen usw. usw.
mit den Unterschieden der Kosten für Backsteinmauern in dem
ersten und zweiten Geschoß und den Kostendifferenzen zwischen
Steildächern und niederen Dächern,einschließlich der Brüstungen usw.
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