Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 31.1932

DOI Artikel:
Hoffmann, Herbert: Das Stadion "Giovanni Berta" der Stadt Florenz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.49241#0682

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Pier Luigi Nervi, Rom. Stadion Florenz. Die gedeckte Haupttribüne vor dem Vollausbau. Detailpläne S. 632

vierten Träger durch eine Dehnungsfuge unterbrochen und durch die
Ausbildung der Träger die richtige frei verschiebbare Auflagerung
auf einer Zwischenschicht von Dachpappe gewährleistet. Bei der Be-
rechnung der Stufen wurde eine Belastung von 500 kg auf den
Quadratmeter zugrunde gelegt und der Winddruck mit 120 kg
auf den Quadratmeter angenommen.
Die offenen Tribünen werden in ihrer Form bestimmt durch
die querlaufenden Hauptträger, die zur Entlastung der Innenfelder
am oberen und unteren Ende auskragen. Sie setzen nach voll-
endetem Ausbau beiderseits der Haupttribüne unmittelbar an diese
an. Dadurch wird die S. 597 noch allzu sichtbare Naht zwischen
Fassade und Tribünen-Konstruktion unsichtbar; auch fallen dann
die Eckpfeiler an der jetzigen Front.
Der Zugang zur Haupttribüne erfolgt durch seitliche Treppen
und durch solche, die vom Spielfeld heraufführen. Die Regierungs-
tribüne erreicht man durch die großen Mittelportale. Der Ein-
gang der Spieler erfolgt links von der Haupttribüne durch eine
Unterführung in Eisenbeton, die 35 m lang, 2 m breit und 2,50 m
hoch ist. Von besonderem Interesse ist der Zugang des Publikums
auf die hufeisenförmige offene Haupttribüne. Er findet über fünf
spiralförmige Treppen statt, deren Einzelheiten auf Seite 631 zu
sehen sind. Die Schalter liegen am Fußpunkt der Treppentürme
nach außen gekehrt. Die Treppe führt frei auskragend zu den
obersten Sitzreihen. Da das Publikum die vordersten Reihen be-
vorzugt, so strömt es auf diese Weise von oben nach unten. Das
ist ein Vorteil gegenüber dem Zugang von den unteren Reihen her,
bei dem die verstopften vorderen Bänke hemmend wirken.

Die Trockenlegung des Spielfeldes wurde nach genauem Studium
dadurch gelöst, daß das Spielfeld der Länge nach in 4 Zonen auf-
geteilt wurde, zwischen denen 3 Hauptleitungen verlaufen. Sie be-
stehen aus Betonrohren von 70 cm Höhe und 50 cm Breite, die
mit Steinplatten abgedeckt sind; darauf liegt eine Kiesaufschüt-
tung. Diese Rohre leiten das Wasser in ein Kanalisationsrohr von
elliptischem Querschnitt, das unter dem Bauwerk durch in die
Straßenkanalisation mündet. Quer zu den erwähnten Rohren erster
Ordnung laufen Drainageröhren zweiter Ordnung in 7 m Abstand.
Sie haben 1 °/0 Gefäll und eine kleinste Tiefe von 0,5 m bei 0,4 m
Breite. Auf dem derart drainierten natürlichen Untergrund liegt
eine Steinschicht von 20 cm, darüber 10 cm Kiesaufschüttung, dann
20 cm Schlacke. Der natürliche Boden darüber mißt nochmals 25 cm.
Die Schlackenschicht bewirkt gute Versickerung und durch ihre
Elastizität geringe Härte bei trockenem Wetter. Eine Schlacken-
schicht von 30 cm Dicke ist auf die Laufbahn aufgebracht und dar-
auf ein Asphaltaufstrich von besonderer Zusammensetzung.
Im Aufstiegsprogramm der italienischen Regierung spielen Er-
tüchtigung der Jugend und Pflege des sportlichen Kampfgeistes
der Nation eine gewichtige Rolle. Sie haben Italien bei den
letzten olympischen Spielen eindrucksvolle Siege eingetragen. Eine
Pflegestätte solchen Geistes ist das Stadion „Giovanni Berta“ der
Stadt Florenz. Architektur und Statik lagen bei diesem Bauwerk
einheitlich in der Hand seines Schöpfers, des Architekten und In-
genieurs Pier Luigi Nervi aus Rom.
Herbert Hoffmann

597
 
Annotationen