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Die neue Stadt: internationale Monatsschrift für architektonische Planung und städtische Kultur — 6.1932-1933

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Brunner, Karl H.: Die neue Skyline von New York
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https://doi.org/10.11588/diglit.17521#0096

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dem Antrieb des Architekten, welcher solch einen Bau immer zur unbeein-
trächtigten Dominante zumindest eines Straßenabschnittes erheben will, wirkt
aber noch ein anderer Umstand der Häufung der neu überhöhten Wolken-
kratzer auf Lower Manhattan entgegen, das ist die fortschreitende mächtige
wirtschaftliche Entfaltung des Midtown, der Mittleren Stadt etwa zwischen der
23. und 72. Straße. Der dazwischenliegende Stadtteil, von der Chambers Street
bis zur 23. Straße, eine Distanz von etwa 50 Straßen, wurde von der baulichen
Entwicklung der Stadt übersprungen. Hier waren die dichtere Lage der Hoch-
bahnstrecken in Straßenräumen, die Niederlassung zahlreicher Fabriken und
Lagerhäuser, Garagen und Werkstätten aller Art, wie auch ausgedehnte ärm-
liche Wohnquartiere ein Hindernis für die kontinuierliche Erweiterung der City.
An den wenigen vornehmen Nord-Süd-Straßen aber, wie vor allem am Broad-
way und an der unteren Fifth Avenue, waren die Realitäten meist in so festen
Händen, daß der wachsende Raumbedarf des kommerziellen Zentrums hier
nicht gedeckt werden konnte. Hingegen erfuhr dieser eine Ablenkung nach
der nördlich anschließenden neueren, modernen Stadt, nach der Gegend der
großen Zentralbahnhöfe und des Central Park. Hier hatte sich mit der Ent-
stehung des „Millionaires' Row", des Hotel- und Theaterdistriktes und mit dem
Ausbau der Verkehrsmittel nach den Vororten die zweite, jüngere, aber schon
weit ausgedehntere Hochhauszone Manhattans entwickelt.
So entstand die heutige, eindrucksvolle Skyline der Mittleren Stadt, welche
gleichfalls die neue Tendenz aufweist, mit einzelnen schlanken Türmen über
die mittlere Höhe der in der Mehrzahl massigen Wolkenkratzer empor-
zuklimmen, und welcher auch der König der Riesen, Empire State, angehört.
Bei der Betrachtung der Skyline darf nicht übersehen werden, daß die Türme
kulissenartig tief hintereinander liegen; von der Front der Mittleren Stadt am
Central Park (59. Straße) ist z. B. der Chrysler Tower 1,4 km, Empire State 2 km
entfernt. Gerade in dieser Gegend New Yorks, welche bei Einsetzen der neuen
Epoche der Turmbauten noch viel gestaltungsfähiger war als das ältere Down
Town, gerade hier zeigen die Türme eine rhythmische Disposition, die in man-
chen Sektoren an die regelmäßige Struktur einer Baumschule oder an schema-
tische Idealplanungen von Turmhausstädten erinnert. War ehemals bei der
ersten (der ungeregelten) und bei der zweiten (der set back-) Ueberhöhungs-

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