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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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I. Lieferung (März 1913)
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Zu einer Stelle in Rigauds Einnahmebuch
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Ein Venusbild von Pietro Liberi
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0018

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sehen Galeriekataloge von 1873 und 1885 steht auf der Kehrseite des
Bildes »Peint ä Paris par Hyacinthe Rigaud Chevalier de i'ordre de
S. Miche! en 1740*. Ein Stich, von P. Ant. Pazzi in Eiorenz 1767 gefertigt
(mit der fnschrift »Hyacinth Rigaud pinxit 1740«), hiidete dasseibe Porträt
des Fürsten Josef Wenzei in ganzer Figur ab.
Zu dem größeren Kniestück scheint Rigaud eine ausführiiehe Vor-
studie gemacht zu haben. Oder ist es eine a!te verkleinerte treffliche Kopie,
die ich meine? Sie befindet sich beim Fürsten Karl Kinsky in Wien*)
und ist durchaus mit derselben Feichtigkeit ausgeführt, wie die zwei be-
glaubigten Rigauds im Besitz des Fürsten Fiechtenstein und wie viele
andere Werke aus der reifen Zeit des Künstlers. Im Einnahmebuch Rigauds
ist dieses Exemplar nicht ausdrücklich erwähnt, wodurch übrigens dessen
Echtheit noch keineswegs in Frage gestellt wird. Es läßt sich annehmen,
daß die vorbereitenden Arbeiten nicht eingetragen worden sind, da sie
nicht eigens für sich honoriert wurden. Auch sonst finden sich derlei Vor-
studien in den livres des comptes nicht angeführt, obwohl es keinem
Zweifel unterliegt, daß Rigaud mit studiertem Vorbedacht ans Werk ge-
gangen ist, wenn er wichtige Bildnisse zu malen hatte. Dies wird durch
erhalten gebliebene Skizzen und Zeichnungen bestätigt.
Wollten wir annehmen, das Exemplar beim Fürsten Kinsky sei erst
nach dem großen Kniestück gemalt worden, so wäre die Möglichkeit in
Erwägung zu ziehen, daß einer von den vielen Schülern und wohl ge-
drillten Mitarbeitern des Rigaud an dem Bilde Anteil hätie. Zu einer solchen
Annahme könnte man sich bei der Freiheit der Mache nur schwer ent-
schließen. Beider fehlen in Rigauds Aufzeichnungen über die Mitarbeiter
und über die Beträge, die er ihnen gezahlt hat, die Jahre von 1726 auf-
wärts. Und aus dem fürstlich Fiechtensteinschen Archiv sind die Urkunden
aus der Regierungszeit des Fürsten Josef Wenzel noch nicht durchforscht
und veröffentlicht.**) ln bezug auf das kleinere Exemplar des Fiechten-
stein-Bildnisses beim Fürsten Kinsky fehlt also vorläufig das Ja oder Nein
aus den alten Urkunden. Dagegen spricht die Stelle in Rigauds Einnahme-
buch für die zwei Bildnisse in der Fiechtenstein-Oalerie so deutlich als
möglich die Echtheitserklärung aus. Fr.

EIN VENUSB1FD VON PIETRO F1BER1.
Der Cavaliere Pietro Fiberi (geboren zu Padua 1605, gestorben 1687
zu Venedig) wurde zu seiner Zeit vielleicht überschätzt. Ohne Zweifel
stand man damals unter dem unmittelbaren Einfluß der höchst geschickten
Mache und der noch frischen Farbenakkorde, mit denen die Bilder ohne
jede Nachdunkelung noch wirkten. Zudem scheint Fiberi ein kluger, ge-
wandter Mensch gewesen zu sein, der sich angenehm zu machen verstand
und seinen Weg zu finden wußte. Er hat es bis zu einem Palazzo am.
Canal grande gebracht. Seine Sammlung alter Medaillen sei nebenher er-
wähnt. in seiner Malerei hat er vieles von dem Besten ausgenützt, was
*) Erwähnung des Zusammenhanges in Bd. IV, S. 112, der »Blätter für Gemälde-
kunde«.
**) So wurde es mir vor nicht langer Zeit mitgeteilt.
 
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