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von solchen Augen betrachtet werden, die eben perspektivisch sehen.
Seibst im Fall der reinen Fiächenzier wird der Künstler auf die Linien-
perspektive zu achten haben, in dem Sinne, daß er nicht unvorsichtiger-
weise durch Linienverbindungen eine Tiefenabmessung andeute, wo alles
flach sein soll. Fr.
»Handbuch der Kunstwissenschaft, herausgegeben von Dr. Fritz
Burger,« unter Mitwirkung vieler Fachgenossen, von denen genannt
werden: Ludwig Curtius, Herrn. Egger, Paul Hartmann, Ernst Herzfeld,
Georg Leidinger, Jos. Neuwirth, Wilh. Pinder, Hans W. Singer, Graf Vitz-
thum vonEckstädt, Martin Wackernagel, Arthur Weese, Hans Willich, O.Wulfl.
Anfangs Februar wurde die erste Lieferung ausgegeben, welche den
Abschnitt beginnt: »Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter
bis zum Ende der Renaissance — von Fritz Burger« (1912, gr.-4°).
Das groß angelegte Werk erscheint bei »M. Koch, Akademische
Verlagsgesellschaft, Berlin-Neubabelsberg«. Der vielversprechende Anfang
des ersten Handbuches der Kunstwissenschaft sei mit aller Wärme be-
grüßt. Soweit man nach den vorliegenden Bogen schließen kann, ist da ein
bedeutungsvolles Werk im Entstehen begriffen, das sich von den herkömm-
lichen kunstgeschichtlichen Aufzählungen (so nötig diese auch sind) fernhält
und auf ein psychologisches Verständnis der Kunstwerke hinzielt. Freilich
muß die Klippe des ästhetischen Gefasels dabei umschifft werden. x.
G. A. Burkhart: »Friedrich-Herlin-Forschungen«, Heft H der »Bei-
träge zur Fränkischen Kunstgeschichte«, herausgegeben von Friedrich
Haack (Erlangen, Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung, 1912, 8Ö-
Enthält folgende drei Abhandlungen: »Das Triptychon in der Stadt-
pfarrkirche zu Emmendingen«, »St. Georg und St. Sebastian in der Samm-
lung S. Röhrer zu München« und »Friedrich Herlin und das Raumproblem«.
Die gehaltvolle Arbeit geht auf viele technische Angelegenheiten ein, durch
deren Studium ebenso wie durch die Stilkritik die auch sonst anerkannte
künstlerische Beeinflussung Herlins durch die Van Eycksche Schule klar
gemacht wird. Wie es scheint, malte Herlin mit Ölfarbe, die stark mit
Firnis versetzt war. Nach Burkharts Mitteilungen scheint eine Mischtempera
von Eiweiß und Öl ausgeschlossen zu sein, ln bezug auf Linienperspektive
ergibt die dankenswerte Untersuchung Burkharts, daß die wesentlichen
Mängel der Konstruktion, wie sie bei den Nachfolgern der Van Eyck noch
immer Vorkommen, dem Herlin ebenfalls noch anhängen.
Die Zuschreibung des Emmendinger Altars an Herlin wird durch
stilistische Zusammenhänge mit sicheren Werken durch Burkhart trefflich
gestützt, auch wenn ein urkundlicher Nachweis vorderhand nicht möglich
war. Die Jahreszahl auf dem Bilde, vorausgesetzt, daß die Abbildung nicht
trügt, ist wohl in Übereinstimmung mit den bisherigen Wiedergaben 1473
(3, nicht 5) zu lesen, ln technischer Beziehung ist anzumerken, daß bei
Herlin auf Lindenholz, Erlenholz, wie es scheint auch Pappelholz, weißer
geleimter Kreidegrund liegt, auf den wenigstens stellenweise eine rote
Grundierung folgt, die der ausführenden Malerei als unmittelbare Unterlage
dient. Eine solche rote Grundierung ist, wie ich ergänzend zu meinen
Angaben im Handbuch der Gemäldekunde bemerken will, auf altdeutschen
Bildern gar nicht unerhört.
von solchen Augen betrachtet werden, die eben perspektivisch sehen.
Seibst im Fall der reinen Fiächenzier wird der Künstler auf die Linien-
perspektive zu achten haben, in dem Sinne, daß er nicht unvorsichtiger-
weise durch Linienverbindungen eine Tiefenabmessung andeute, wo alles
flach sein soll. Fr.
»Handbuch der Kunstwissenschaft, herausgegeben von Dr. Fritz
Burger,« unter Mitwirkung vieler Fachgenossen, von denen genannt
werden: Ludwig Curtius, Herrn. Egger, Paul Hartmann, Ernst Herzfeld,
Georg Leidinger, Jos. Neuwirth, Wilh. Pinder, Hans W. Singer, Graf Vitz-
thum vonEckstädt, Martin Wackernagel, Arthur Weese, Hans Willich, O.Wulfl.
Anfangs Februar wurde die erste Lieferung ausgegeben, welche den
Abschnitt beginnt: »Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter
bis zum Ende der Renaissance — von Fritz Burger« (1912, gr.-4°).
Das groß angelegte Werk erscheint bei »M. Koch, Akademische
Verlagsgesellschaft, Berlin-Neubabelsberg«. Der vielversprechende Anfang
des ersten Handbuches der Kunstwissenschaft sei mit aller Wärme be-
grüßt. Soweit man nach den vorliegenden Bogen schließen kann, ist da ein
bedeutungsvolles Werk im Entstehen begriffen, das sich von den herkömm-
lichen kunstgeschichtlichen Aufzählungen (so nötig diese auch sind) fernhält
und auf ein psychologisches Verständnis der Kunstwerke hinzielt. Freilich
muß die Klippe des ästhetischen Gefasels dabei umschifft werden. x.
G. A. Burkhart: »Friedrich-Herlin-Forschungen«, Heft H der »Bei-
träge zur Fränkischen Kunstgeschichte«, herausgegeben von Friedrich
Haack (Erlangen, Th. Blaesings Universitäts-Buchhandlung, 1912, 8Ö-
Enthält folgende drei Abhandlungen: »Das Triptychon in der Stadt-
pfarrkirche zu Emmendingen«, »St. Georg und St. Sebastian in der Samm-
lung S. Röhrer zu München« und »Friedrich Herlin und das Raumproblem«.
Die gehaltvolle Arbeit geht auf viele technische Angelegenheiten ein, durch
deren Studium ebenso wie durch die Stilkritik die auch sonst anerkannte
künstlerische Beeinflussung Herlins durch die Van Eycksche Schule klar
gemacht wird. Wie es scheint, malte Herlin mit Ölfarbe, die stark mit
Firnis versetzt war. Nach Burkharts Mitteilungen scheint eine Mischtempera
von Eiweiß und Öl ausgeschlossen zu sein, ln bezug auf Linienperspektive
ergibt die dankenswerte Untersuchung Burkharts, daß die wesentlichen
Mängel der Konstruktion, wie sie bei den Nachfolgern der Van Eyck noch
immer Vorkommen, dem Herlin ebenfalls noch anhängen.
Die Zuschreibung des Emmendinger Altars an Herlin wird durch
stilistische Zusammenhänge mit sicheren Werken durch Burkhart trefflich
gestützt, auch wenn ein urkundlicher Nachweis vorderhand nicht möglich
war. Die Jahreszahl auf dem Bilde, vorausgesetzt, daß die Abbildung nicht
trügt, ist wohl in Übereinstimmung mit den bisherigen Wiedergaben 1473
(3, nicht 5) zu lesen, ln technischer Beziehung ist anzumerken, daß bei
Herlin auf Lindenholz, Erlenholz, wie es scheint auch Pappelholz, weißer
geleimter Kreidegrund liegt, auf den wenigstens stellenweise eine rote
Grundierung folgt, die der ausführenden Malerei als unmittelbare Unterlage
dient. Eine solche rote Grundierung ist, wie ich ergänzend zu meinen
Angaben im Handbuch der Gemäldekunde bemerken will, auf altdeutschen
Bildern gar nicht unerhört.