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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0079

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Einige kleine reiigiöse Biider gehören der Poeienburggruppe an
so eine kieine Findung Mosis von Danie! Vertangen (mit falschem
hellen Poelenburgmonogramm) und eine Landschaft mit Rebekka am
Brunnen, die, wie ich vermute, von Frans Verwilt gemalt ist. Das Mono-
gramm und die letzte Ziffer in der Jahreszahl 166 . sind verrieben und
unleserlich.
Nach dem Süden führen uns zwei wertvolle interessante Bilder, von
denen eines in überlebensgroßen Figuren die Tochter der Herodias
darstellt mit dem Haupt des Johannes. Links eine alte Magd, rechts ein
Henkersknecht. Trotz eines Hinweises auf Caravaggio halte ich das Bild
bestimmt für spanisch, und zwar für ein Werk der sevillianer Schule um
1620. Die sorgfältige Modellierung ließe an den jungen Zurbaran denken,
die Hand des Knechtes erinnert an Werke des Velazquez aus der an-
gegebenen Zeit. Die Entscheidung für oder gegen einen der beiden Ge-
nannten wird vielleicht besser aufgeschoben, bis die Lücke im Studium
der spanischen Bilder aus der angegebenen Zeit und Gruppe in befrie-
digender Weise ausgefüllt sein wird. Vor allem sei die Aufmerksamkeit
vieler Blicke auf das fragliche Bild gelenkt, das man nicht aus dem Ge-
sichtskreise verlieren sollte. (Abbildung auf Taf. XXVI.)
Bei der großen Magdalena (P. N. 41) von einem tenebrosen
Italiener des 17. Jahrhunderts könnte man einer Benennung des älteren
Justi folgen, wenn man den Mattia Preti als Meister annehmen wollte.
Ohne diese annehmbare Benennung für das hervorragende Bild umstoßen
zu wollen, erinnere ich daneben doch an Andrea Vaccaro, der mir vor
dem Bilde nach alten, freilich etwas verblichenen Eindrücken nicht aus
dem Sinn will. Es wäre ein Werk aus der Zeit, als Vaccaro unter besonders
starkem Einfluß der Bolognesen stand. Vaccaro war ziemlich langlebig (er
lebte von 1598—1670) und hat manche Wandlungen seiner Malweise
durchgemacht. (Siehe Taf. XXV11).
Einige Allegorien seien an die besprochenen religiösen Bilder an-
gereiht. Als: Schüler des Rubens wird ein allegorisches Bild geführt
(P. N. 8), das in einer sonderbaren Weise auf Schiffahrt und Handel an-
spielt, die vom Throne eines Machthabers zurückgetrieben werden. Rechts
unten ist späterhin ein Scherz aufgemalt worden mit der Beischrift: »In-
pinguatis. Est et reca!citraviD(!). Nach der Wahl der Farben und der wolligen
Behandlung der Haare schließe ich aufVanThulden, der ja auch Meister
in gezwungenen Allegorien gewesen ist.
Vollkommen durchsichtig ist die Anspielung auf die Vergänglichkeit
des Irdischen und auf dieUnausbleiblichkeit des Todes, dievonHendrick
Goltzius mit virtuoser Mache anschaulich gemacht worden ist. Seifenblasen,
Menschenschädel, Femurknochen und ein lebensfrisches Kind bilden Gegen-
sätze, die Jedem einleuchten. Überdies werden einander gegenübergestelit
eine Vase mit Blumen und eine andere, aus der Rauch aufsteigt, zum
Zeichen, daß dort die blühende Pracht schon verbrannt ist. Die Inschrift:
»Quis evadet?« zerstört endlich jeden Zweifel an dem Sinn der Allegorie,
die als eine Art Vanitas-Bild zu bezeichnen ist. Willkommen ist die Jahreszahl
(1603), die uns darüber aufklärt, daß dieses Bild später entstanden ist als der
bekannte Stich mit ähnlicher Darstellung, den Goltzius 1594 geschaffen hat.
 
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