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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VII. Lieferung (Juli 1914)
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Die neueste Sammeltätigkeit der Albertina
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0176

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Blatt aus einem Antiphonar aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts: die Initiale
D mit der Heimsuchung Mariens in Miniaturtechnik auf Pergament gemalt,
seien unter den vielen nur erwähnt.
Eines der inhaltlich interessantesten Blätter der italienischen Schule ist
eine Zeichnung von der Hand Salvator Rosas; es stellt den Künstler
selbst mit seinem Freund auf dem Land dar. An den »Ritter von der Feder*
ist auf der Rückseite des Blattes ein Schreiben gerichtet, aus dem hervor-
geht, daß das Blatt von der Hand Salvator Rosas stammt und ihn selbst mit
seinem Freund als Einsiedler auf dem Land lebend und sich an der Natur,
der Poesie und der Malerei erfreuend, darstellt (vgl. darüber: L. Ozzola, im
Cicerone, 1. S. 691). — Ein Qualitätsstück ersten Ranges ist eine anonyme
Gewandstudie, die auf grünem Papier weiß gehöht als venezianische
Arbeit des 16. Jahrhunderts angesprochen werden muß und in seiner ganzen
Faktur fast an Dürer gemahnt. Eine Heimsuchung von Parmegianino in
Bistermanier ausgeführt, weist die großzügige Formensprache dieses Meisters
auf; Blätter von Lodovico Mazzolino, Giovanni Franco, eine Ver-
kündigung des Cavaliere d'Arpino; eine Federzeichnung von Giulio
Romano, die bedrängte Fortuna, das Bruchstück aus einer größeren Kom-
position; dann ein Selbstporträt von Baccio Bandinelli; Christus und
zwei Frauen von Carlo Maratta; eine lavierte Federzeichnung, darstellend
drei Reiter von Stephano della Bella; eine lavierte Federzeichnung aus
der Schule des Andrea Mantegna; eine Rötelstudie von Domenico
Cresti; eine Kohlestudie zur Hand der Madonna auf dem von Dissard ge-
stochenen Bild mit der Vision des heiligen Franziskus von Annibale
Carracci und viele andere können nur flüchtig gestreift werden.
Auch aus der reichen Zahl neuerer und moderner Künstler, die in
den letzten Jahren von der Albertina erworben wurden, kann nur da oder
dort ein besonders hervorstechendes Blatt genannt werden. Vor allem sei
da aber Erwähnung getan der Sammlung Altwiener Porträtminiaturen, die,
obwohl erst seit zirka fünf Jahren systematisch gesammelt, bereits eine statt-
liche Kollektion darstellen; die Blätter sind naturgemäß qualitativ sehr ver-
schieden; nebenWerken von Kriehuber,Daffingerund Enderstehen weniger
bedeutende Namen; all diesen Blättern ist aber jener vornehm-geschmackvolle
Zug eigen, der dem »Alt-Wien* seinen eigentümlichen Liebreiz verleiht.
Von Moritz Schwind kam ein Aquarell Amor und Psyche in die
Albertina; es ist der Entwurf für das gleichnamige Fresko auf dem Schloß
Rüdigsdorf bei Altenburg (1838). Eine feine Madonna von der Hand
E. Steinles; Karl Schindlers Aquarellskizzen zu seinen Gemälden »Über-
fall durch italienische Banditen« und dem in der k. k. Staatsgalerie befind-
lichen Gemälde »Der letzte Morgen des Verurteilten*; eine humoristische
Bleistiftzeichnung Josef Führichs; Blumenstudien von Ludwig Richter
und satirische Zeichnungen von Ernst Juch können nur kurz erwähnt
werden. Von Johann Höchle erwarb die Albertina ein kulturhistorisch
bedeutungsvolles Blatt; es ist eine Skizze der Schlacht bei Aspern und trägt
die handschriftliche Beglaubigung, daß der Künstler unter Gefahr für sein
Leben die Skizze am Schlachtfeld nach der Natur gezeichnet habe; dies
Blatt dürfte die einzigexistierende authentische bildliche Darstellung der
Schlacht sein. Von J. Chr. Schöller kamen Zeichnungen für den Stich zu
Bäuerles Theaterzeitung in die Albertina; diese humoristischen Blätter stellen
 
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