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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VIII. und IX. Lieferung (Dezember 1914, Kriegsheft)
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Frimmel, Theodor von: Bilderschicksale: Vortrag, gehalten zugunsten des Roten Kreuzes am 8. November 1914 in Wiener-Neudorf
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0199

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geschaffen isf. Hervorragend ist der Biiderschmuck im Rathaus (im Stad-
huis) zu Antwerpen, das gegenwärtig mit der ganzen Stadt in deutschem
Besitze ist. Dieser Biiderschmuck, es sind Werke des Hendrick Leys
(der von 1815 bis 1869 iebte), ist von der Beschießung Antwerpens gänz-
iich unberührt gebiieben, hatte aber schon früher, 1906, trotz seines jugend-
iichen Aiters Verfaitserscheinungen gezeigt, die damais vielfach besprochen
wurden. (Einige Abbiidungen waren ausgesteiit. Eine davon wird im
vorliegenden Heft nachgebiidet [Tatei LViii]. Die Vortage stammt noch
aus der Zeit, bevor sich Schäden an den Biidern gezeigt hatten.)
im aiten Rathaus zu Gosiar hat sich der aitdeutsche Biiderschmuck
des sogenannten Huidigungszimmers erhalten. Weit berühmt sind auch die
aitdeutschen Biider im Nördlinger Rathaus, die indes dahin erst seit un-
gefähr 1864 gelangt sind. [Die aite und neue Ausstattung des großen Rat-
saaies im Paiazzo ducaie zu Venedig sei in Erinnerung gebracht.]
in manchen Theatern gibt es Biiderreihen von Bedeutung, z. B. im
Wiener Hoftheater an der Burg. Ehedem gab es eine Reihe von Schau-
spieierbiidnissen seit den Zeiten Molieres in der Co me die francaise zu Paris.
[Vergi. mein »Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen«, Bd. li, Ar-
tikel »Hoftheater«, der an dieser Stelle wiederholt werden muß, da jener
Band zwar seit vielen Monaten fertig gedruckt ist, aber der Kriegsereignisse
wegen nicht versendet wird. — »Kaiser Josef 11. begann damit, die her-
vorragenden Schauspieler des Theaters in der Burg porträtieren zu lassen,
und zwar in dem Kostüm einer ausgezeichneten Rolle. Diese Schauspieler-
bildnisse wurden in einem Korridor aufgestellt, durch welchen der Hof
zum Theater ging. (Nach De Luca, »Topographie von Wien« [1794],
F. H. Böckh, »Wiens lebende Schriftsteller« [1821], Fidelis, »Vier Wochen
in Wien«, 1827, S. 53.) Die begonnene Reihe wurde späterhin fortgesetzt,
und zwar bis in die neueste Zeit. Ganz vor kurzem (in der ersten Hälfte
des Juni 1913) las man von der Aufnahme eines Kainzbildnisses von
W. V. Krauß in die Schauspielergalerie. Nach der Erbauung des neuen
Wiener Hoftheaters war die Schauspielergalerie aus der alten Hofburg ins
neue Theatergebäude übertragen worden, wo sie sich noch gegenwärtig
befindet. Die ältesten dieser Bildnisse sind von Josef Hickel. (Vergi. F. H.
Böck, a. a. O., A. Schmidl, »Wien, wie es ist«, 2. Auf!., 1837, S. 225, und
Füsslis großes Künstlerlexikon, Nachträge zur Biographie Jos. Hickels.)
Einige sind unten breit angestückelt worden. Später hat auch J. Schimon
für die Schauspielergaleric gemalt (»Herr Korn als Hugo in Müllners Schuld
und Herr Koberwein als Correggio, beide von Schimon gemahlt«, Böckh,
a. a. O.). J. Aigner, Joh. Ender, Franz Matsch sind neuere Künstler, die zur
Galerie der Schauspieler beigetragen haben.« — Daß sich im Theater-
gebäude zu Koblenz eine kleine Gemäldesammlung von Wert befindet,
ist ein nur äußerlicher Zusammenhang]

*) Zur Geschichte des Hoftheaters vergi. Rud. Lothar und Julius Stern, »50 Jahre
Hoftheater, Geschichte der beiden Wiener Hoftheater unter der Regierungszeit des
Kaisers Franz Josef L« (1898), und O. Teuber, J. Bayer und A. v. Weiten, »Geschichte
des Hofburgtheaters«, herausgegeben von der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst
in Wien (1894 — 1898). Die Schauspielergalerie des Hoftheaters ist wiederholt in der
Literatur erwähnt, z. B. bei B. Bücher und K. Weiß in >Das heutige Wien« (1868),
S. 136.
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