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vielen Jahren im Besitze des Herrn Sektionsrates Lukas v. Führich kennen
geiernt habe und die sich jetzt in der Aibertina befindet. Der Sohn Lukas
v. Führich hatte das Biatt mit vielen anderen vom Künstier geerbt. Zunächst
gebe ich eine Beschreibung des bemerkenswerten Werkes nach meinen alten
Aufschreibungen.
Die vier Reiter stürmen aus Wolken gegen die Erde herab, in Windes-
eile; denn ihre Gewänder flattern in gestreckten Linien nach rückwärts.
Links von der Mitte galoppiert, im Sattel vorgebeugt, der erste Reiter. Es
ist ein Jüngling, dessen rechte Schulter und dessen Lenden ein Mantel
deckt. Sein Haar flattert im Winde und eine Krone ziert das Haupt. Mit
dem gespannten Bogen zielt er nach dem Vordergründe. Der zweite Reiter,
nicht minder stürmisch bewegt, ist geharnischt und schwingt einen mächtigen
Biedenhander. Er wird rechts im Vordergründe gesehen. Im Mittelgründe,
zwischen dem ersten und zweiten Reiter sichtbar, eilt der dritte heran. Mit
der hocherhobenen Rechten schwingt er die Wage, deren Schalen nach
rückwärts flattern. Die Linke ist vor den Mund gelegt. Eine Art Mantel
bedeckt die rechte Schulter und umhüllt das Haupt, nur das Antlitz frei-
lassend. Den vierten Reiter werden wir ganz links gewahr, jedoch nicht in
ganzer Figur. Nur der über den mageren Gaul vorgeneigte Oberkörper ist
sichtbar. Das Hinterhaupt und die Schultern sind von einer Draperie ver-
hüllt, was nicht hindert, in dieser Todesfigur ein realistisch gebildetes Skelett
zu erkennen. Die ausgestreckte Rechte hält eine Sichel, während die Linke
(wie um Zügel zu halten, die aber nicht gezeichnet sind; auf dem Nacken
des Pferdes ruht. Aus den Wolken oben im Bilde scheinen Flammen hervor-
zubrechen („et infernus eum sequebatur"). Breite 0 13, Höhe 0T2.* **))
Als Entstehungszeit dürften die 1840er Jahre anzunehmen sein. Die
Ausführung des nicht ganz vollendeten Blattes ist sorgfältig, die Zeichnung
von außergewöhnlicher Kraft und Charakteristik.*') Führich hat den Vorgang
in hohem Grade dramatisch aufgefaßt und nahezu so gewaltig wieder-
gegeben, wie Cornelius. An den Schrifttext lehnt sich Führichs Komposition
bezüglich der Attribute genau an. Sie läßt aber gleichfalls die Reihenfolge der
Reifer außer acht. Wir finden von links nach rechts fortschreitend zuerst
den vierten, dann den ersten, dritten, endlich den zweiten Reiter. Zu be-
achten bleibt allerdings, daß der erste Reiter der Schrift in Führichs Kom-
position auch die bedeutendste Stelle einnimmt. Bei Dreger, Wörndle und
Strohmer, „Jos. Führichs Werke", sind noch zwei größere Blätter mit apo-
kalyptischen Reitern erwähnt, Arbeiten, die ich nicht aus eigener An-
schauung kenne. Vielleicht hängen sie mit einem Ölgemälde desselben
Künstlers zusammen. Denn Führich scheint auch ein Gemälde mit den vier
apokalyptischen Reitern geschaffen zu haben, so vermutet wenigstens Prof.
Rud. Müller, der sich an ein Ölgemälde dieser Darstellung auf der Prager
*) Als Besitz des Sohnes Führich ist diese Zeichnung erwähnt in meinem Buch:
Die Apokalypse in den Handschriften des Mittelalters, S. 15. Neuestens autgenommen
in die Monographie „Josef Führichs Werke" von M. Dreger, H. v. Wörndle und
E. Strohmer als Nr. 505.
**) Eine andere Zeichnung Führichs mit den apokalyptischen Reitern ist wohl
gemeint, wenn es in einem Bericht über die Prager Kunstausstellung von 1823 in
Hormayrs „Archiv für Geschichte . . (1823, S. 514) heißt, daß damals in Prag eine
Zeichnung von Führich ausgestellt war, welche darstellte „Die Eröffnung der Sieget
nach der Offenbarung Johannes, C. 6".
vielen Jahren im Besitze des Herrn Sektionsrates Lukas v. Führich kennen
geiernt habe und die sich jetzt in der Aibertina befindet. Der Sohn Lukas
v. Führich hatte das Biatt mit vielen anderen vom Künstier geerbt. Zunächst
gebe ich eine Beschreibung des bemerkenswerten Werkes nach meinen alten
Aufschreibungen.
Die vier Reiter stürmen aus Wolken gegen die Erde herab, in Windes-
eile; denn ihre Gewänder flattern in gestreckten Linien nach rückwärts.
Links von der Mitte galoppiert, im Sattel vorgebeugt, der erste Reiter. Es
ist ein Jüngling, dessen rechte Schulter und dessen Lenden ein Mantel
deckt. Sein Haar flattert im Winde und eine Krone ziert das Haupt. Mit
dem gespannten Bogen zielt er nach dem Vordergründe. Der zweite Reiter,
nicht minder stürmisch bewegt, ist geharnischt und schwingt einen mächtigen
Biedenhander. Er wird rechts im Vordergründe gesehen. Im Mittelgründe,
zwischen dem ersten und zweiten Reiter sichtbar, eilt der dritte heran. Mit
der hocherhobenen Rechten schwingt er die Wage, deren Schalen nach
rückwärts flattern. Die Linke ist vor den Mund gelegt. Eine Art Mantel
bedeckt die rechte Schulter und umhüllt das Haupt, nur das Antlitz frei-
lassend. Den vierten Reiter werden wir ganz links gewahr, jedoch nicht in
ganzer Figur. Nur der über den mageren Gaul vorgeneigte Oberkörper ist
sichtbar. Das Hinterhaupt und die Schultern sind von einer Draperie ver-
hüllt, was nicht hindert, in dieser Todesfigur ein realistisch gebildetes Skelett
zu erkennen. Die ausgestreckte Rechte hält eine Sichel, während die Linke
(wie um Zügel zu halten, die aber nicht gezeichnet sind; auf dem Nacken
des Pferdes ruht. Aus den Wolken oben im Bilde scheinen Flammen hervor-
zubrechen („et infernus eum sequebatur"). Breite 0 13, Höhe 0T2.* **))
Als Entstehungszeit dürften die 1840er Jahre anzunehmen sein. Die
Ausführung des nicht ganz vollendeten Blattes ist sorgfältig, die Zeichnung
von außergewöhnlicher Kraft und Charakteristik.*') Führich hat den Vorgang
in hohem Grade dramatisch aufgefaßt und nahezu so gewaltig wieder-
gegeben, wie Cornelius. An den Schrifttext lehnt sich Führichs Komposition
bezüglich der Attribute genau an. Sie läßt aber gleichfalls die Reihenfolge der
Reifer außer acht. Wir finden von links nach rechts fortschreitend zuerst
den vierten, dann den ersten, dritten, endlich den zweiten Reiter. Zu be-
achten bleibt allerdings, daß der erste Reiter der Schrift in Führichs Kom-
position auch die bedeutendste Stelle einnimmt. Bei Dreger, Wörndle und
Strohmer, „Jos. Führichs Werke", sind noch zwei größere Blätter mit apo-
kalyptischen Reitern erwähnt, Arbeiten, die ich nicht aus eigener An-
schauung kenne. Vielleicht hängen sie mit einem Ölgemälde desselben
Künstlers zusammen. Denn Führich scheint auch ein Gemälde mit den vier
apokalyptischen Reitern geschaffen zu haben, so vermutet wenigstens Prof.
Rud. Müller, der sich an ein Ölgemälde dieser Darstellung auf der Prager
*) Als Besitz des Sohnes Führich ist diese Zeichnung erwähnt in meinem Buch:
Die Apokalypse in den Handschriften des Mittelalters, S. 15. Neuestens autgenommen
in die Monographie „Josef Führichs Werke" von M. Dreger, H. v. Wörndle und
E. Strohmer als Nr. 505.
**) Eine andere Zeichnung Führichs mit den apokalyptischen Reitern ist wohl
gemeint, wenn es in einem Bericht über die Prager Kunstausstellung von 1823 in
Hormayrs „Archiv für Geschichte . . (1823, S. 514) heißt, daß damals in Prag eine
Zeichnung von Führich ausgestellt war, welche darstellte „Die Eröffnung der Sieget
nach der Offenbarung Johannes, C. 6".