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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Potier, Othmar: Die Waffenkammer des Stiftes Kremsmünster, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0028

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

14

Sr. Majestät gemessenen Befehl nichts aus den
Händen lassen“. Die Bauern jedoch blieben hart-
näckig: „Das Kloster, welches für eine starke
Veste gelte, müfsten sie haben; koste es, was es
wolle“, prahlten die Anführer der Unbotmäfsigen,
Georg Tasch und Hans Gungendorfer. Als
sie aber sahen, dafs sie bei dem mannhaften Abte
nichts ausrichteten, verlegten sie sich am vierten Tag
der Einschliefsung des Klosters aufs Handeln.
Erst begehrte die Gesandtschaft der Bauern die
Herausgabe von 30 Büchsen. Weil der Abt, unge-
achtet des Druckes der eingeschüchterten Bürger-
schaft im Markte auf
ihn, unbeugsam blieb,
wollten sie sich nach
zweistündigem Hin-
und Herreden mit drei
Büchsen und etwas
Pulver begnügen. Abt
Johann jedoch hatte,
obwohl die Sprecher
der ,Bauernschüpl‘ voll
Trotz auf ihn eindran-
gen, und die Bauern
tobend mit ihren Waf-
fen an die Flügel des
Klostertores pochten,
für die durch Zuzug-be-
deutend angeschwol-
lenen Rebellen nur
eine Antwort: „Ich
gebe nicht ein einziges
Stück heraus und nun
stürmt!“ Dafs ein
Mann Tausenden sei-
nenWillen aufzwingen
könne, wenn er nur
weifs, was er will, und
unbeugsam auf seinem
Willen beharrt, das
zeigte sich auch hier:
Ohne einen Angriff auf
das Stift zu wagen, rückten am Nachmittag die vor-
her so grofssprecherischen Bauern unverrichteter
Dinge ab8).
Auf diese Episode ist in der Folg'e ein merk-
würdiger Brauch zurückzuführen. In den Ver-
handlungen zwischen dem Abte und den Bauern
hatte sich besonders ein Untertan des Stiftes,
Hans Salig, richtig. Gungendorfer, der Be-
sitzer des Gatterbauerngutes zu Knittling in der
Pfarre Kematen, durch sein zügelloses Auf-
treten hervorgetan. Dafür büfste er später da-
s) Czerny, Albin, Der zweite Bauernaufstand in Ober-
österreich 1595—1597. Linz 1890.

durch, dafs sein Hof auf Befehl des Obersten
Gotthard v. Starhemberg niedergebrannt, er
selbst als einer der vorzüglichsten „Heber und
Leger“ des Aufstandes am 20. September 1599
in Wels enthauptet wurde. Zum ewigen Ge-
dächtnis an die Untreue dieses Bauers wurde am
24. April 1600 dem jeweiligen Besitzer des Gatter-
bauerngutes folgende beschimpfende Bufse auf-
erlegt: Am Katharinentage (25. November) eines
jeden Jahres hatte der Saligbauer in Gegenwart
von drei Nachbarn oder Untertanen des Stiftes „vor
der Abtei“ zu erscheinen und dem Hofrichter, nach-
dem derselbe eine
Ansprache gehalten,
knieend ein blofses
Schwert im Werte von
12 Schillingen zu über-
reichen. Dieser in
der deutschen Rechts-
geschichte vielleicht
einzig dastehende
Schwertzins wurde
erst 1650 aufgehoben,
weil wegen dieser ent-
ehrenden Abgabe das
Gut rasch seine Be-
sitzer wechselte, es
endlich überhaupt nie-
mand mehr „stiften“
mochte 9).
Nun kam für das
Stift eine Reihe ruhi-
gerer Jahre. Als je-
doch 1610 das durch
seine Zuchtlosigkeit
berüchtigte Passauer
Kriegsvolk, welches
nach Khevenhillers
Zeugnis ärger als die
Türken hauste und im
Land einen Schaden
von zwei Millionen
Gulden verursachte, nach Steiermark durchzu-
brechen versuchte, bedrängten dessen Scharen
mehrfach das Kloster. Während Oberösterreich
an Bayern verpfändet war und Adam Freiherr
von Herberstorf die Zügel der Regierung in
den Händen hielt, luden sich wieder bayerische
Söldner im Stifte zu Gaste. W as aber damals
Soldaten im Plause bedeuteten, darüber belehren
uns die Schilderer jener Zeit. Waren schon die
eigenen Truppen anspruchsvoll und gewalttätig,
so veranstalteten die Offiziere der bayerischen

9) Achleutner, P. Leonard, Das älteste Urbar von
Kremsmünster. Wien 1877.


Abb. 3. Abt Johann Spindler.
 
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