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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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2. Heft
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Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [2]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderung - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
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Forrer, Robert: Die ältesten gotischen ein- und mehrläufigen Faustrohrstreitkolben
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0069

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2. Heft.

Zeitschrift “für historische Waffenkunde.

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sich in seiner Kampfeswut „des Panzers bar“
(= ungerüstet) in das Schlachtgewühl stürzt.
Es ist dies somit eine Bestätigung der Angabe
Böheims80), „dafs, wie die Bewaffnung- der Römer
auf jene der Griechen sich zurückführen läfst,
so die Bewaffnung der Perser den Grundtypus
für die gesamte Formenbildung im Oriente
bildete“81).

s0) Böheim a. a. O., Einleitung S. 4.
S1) In der Tat findet sich das alt-persische „zirh“
auch in allen übrigen orientalischen Sprachen als Bezeich-
nung des Panzerhemdes, z. B. arabisch „dir“, hebräisch
(1. Samuel 17, 5) „sirjön“, syrisch „serjän“, armenisch
„zrah“, armeno-türkisch „zyrch“ etc. Dafs dieses Wort
auch die Wurzel des heutigen englischen „shirt“ und des

In diesem alt-persischen „zirh“ ist also
auch die Wurzel und Erklärung jener eigentüm-
lichen Bezeichnung der mittelalterlichen Panzer-
schmiede als „Sarwürcher“, „Sarworchte“, „Sar-
wetter“ usw. zu finden, und damit ein erneuter
Beweis für die auch hier g-eltende Wahrheit des
„Ex Oriente Lux“ geliefert, indem nicht nur für
den reckenhaften Fränkischen Ringbrünnen-
schmied, sondern auch für die ehrsame Zunft der
mittelalterlichen Sarwürcher die unvergleichliche
Kunst der alt-orientalischen Panzerschmiede vor-
bildlich gewesen ist.
dänischen „skiort“ bildet, ist bereits oben in der An-
merkung zu der Bezeichnung „Sarwät“, „Serk“ gesagt
worden.



Die ältesten gotischen ein- und mehrläufigen
Faustrohrstreitkolben.

Von Dr. R. Forrer.

(m II. Bande (S. 175) dieser Zeitschrift
wurde das hier unter Abb. 1 wieder-
g-egebene Eisengeräte des Bayeri-
schenNationalmuseums zu Mün-
chen im Bilde vorgeführt. Es war
daran die Anfrage geknüpft, ob es
eine Waffe oder ob es vielleicht
eher nur ein Signalinstrument ge-
wesen sei. Als früheste Zeitgrenze
wurde „etwa die Mitte des
16. Jahrhunderts“ angegeben.
Demgegenüber betonte dann Sixl in seiner
Antwort auf die g-estellte Frage (S. 278. 279), dafs
es sich hier um ein frühes Faustrohr handle,
wahrscheinlich um einen „Versuch“ aus der
ersten Plälfte des 16. Jahrhunderts.
Kurze Zeit nachher g-elangte ein durchaus
verwandtes vierläufiges Faustrohr auch in die
Sammlung des leider so früh verstorbenen Leut-
nants Karl Gimbel. Dieser war mit mir der
Ansicht, dafs es sich hier nicht um eine Waffe
des 16., sondern des 15. Jahrhunderts handle,
um das Original eines jener Faustrohre, wie es
in gotischen Manuskripten mehrmals in der Hand
von Reitern wiederkehrt. Dementsprechend ist
auch das Exemplar der Sammlung Gimbel in
dessen Auktionskatalog von 1904 unter Nr. 907

als Faustrohr des 15. Jahrhunderts aufgeführt.
Nach der Auktion wanderte es zu einem französi-
schen Sammler, kehrte aber von dort durch
Tausch wieder zurück nach Deutschland und be-
findet sich jetzt in meiner Sammlung- mittelalter-
licher Feuerwaffen zu Strafsburg (Abb. 2).
Da neuerdings das eingangs erwähnte Mün-
chener Exemplar immer noch dem 16. Jahrhundert
zugeteilt wird1), andererseits diese Frage gerade
in bezug auf die Geschichte der ältesten
Faustrohre von grofser Bedeutung ist, seheich
mich veranlafst, diese beiden Faustrohre hier
nebeneinander zu stellen und meinen Standpunkt
bezüglich ihrer Datierung- und Verwendung klar-
zulegen.
Sehr bemerkenswert ist zunächst die Über-
einstimmung der Gewichte der beiden seltenen
Waffen. Mein Rohr wiegt ohne Plolzschaft 1,120 kg.
Nach Sixl sollte das Münchener Exemplar
2,850 kg haben. Die bedeutende Differenz
gegenüber meinem Stück liefs mich einen
Irrtum vermuten. Erneute Wägungen im Bayeri-
schen Nationalmuseum durch Herrn Dr. Plalm

J) Beiträge zur Geschichte der Handfeuerwaffen (Thier-
bach-Festschrift. Dresden 1905). Sixl, Die ersten mehr-
läufigen Hand- und Hakenbüchsen,
 
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