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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Mörtzsch, Otto: Preise der Waffen, Kriegsgeräte und - vorräte zur Zeit der Hussitenkriege in der Mark Meißen uns der Lausitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0085

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkuncle.

71

ich verlorn an 430 Gulden (fl.), die ich in der
innome vor vol gerechnet und zcu ig x/2 gl- ge-
geben habe“.
Die Lebensmittelpreise sind in beiden Städten
ziemlich gleich. Der Scheffel Hafer, auch für
den Marstall von höchster Bedeutung, schwankt
zwischen 3 gl. und 4 gl. Eine Erhöhung tritt
allemal ein bei Anhäufung gröfserer Söldner-
truppen zur Abwehr des einfallenden Feindes
(Dresden 1427: 3 gl.; 1429: 4 gl.) Der Scheffel
Korn gilt das doppelte und mehr: 6 gl. bis 8 gl.
(Dresden 1429: 6 gl.; 1430: 7 gl.; 1431: 8 gl*
1433: 16 — 30 gl. Teuerung!) Das Schock Stroh
kostet 7 gl. bis 8 gl., Görlitz bezahlt sog'ar bis
zu 10 gl. dafür. Das Fuder Heu kostet der
reichen Sechsstadt 10 gl., das Fuder Gras 6
gl., 1 Scheffel Erbsen 14 gl. bis 16 gl. Das
dem Meifsner wie dem Lausitzer unentbehrliche,
oft und reichlich genossene Bier — manche
Wochenrechnung zeigt über io°/0 „Trankgelt“
trotz (oder wegen?) der Kriegsgefahr — beziehen
die Dresdner aus Hayn = Grofsenhain, die Gör-
litzer aus Zittau. Das Fuder5) „Haynisch Bir“
wird mit 216 gl., das Fuder Zittauer Bier
mit 240 gl. bezahlt. Die Kanne kostete 3 Fleller,
in Görlitz etwas mehr. Der seltener getrunkene
Wein war sehr verschieden im Preise und natür-
lich Landwein bedeutend billiger als „welscher“
Wein. Die Kanne Landwein konnte man sich
in Dresden für 3 gl., r/2 Stübchen6) Rotwein für
2 gl., 1 Viertel7) für 1 ßo kaufen, während die Gör-
litzer für 1 Lage „welschen“ Weines 31j2 ßo be-
zahlen mufsten. An Dresdner Preisen sind noch
bekannt: 1 Schock Fleringe = 9 gl., 1 Tonne
Heringe bis 3 ßo, Stockfische „das Hundert“ -
13 gl. In Görlitz, an der grofsen Llandelsstrafse
nach Schlesien liegend, erhält man die Tonne
Heringe schon für 2 ßo, 1 Tonne Hecht für D/2 ßo
1 gl., 1 Lachs für 20 gl. An Fleischpreisen waren
in Görlitz zu ermitteln: Ein Schöpsbauch 6 gl
bis 7 gl., eine Speckseite 12 gl. Aus denselben
Wochenrechnungen ist noch zu entnehmen, dafs
1 Stein 01 (22 Pfund) 32 gl. weniger 4 Pfennige
1 Topf Butter 13 gl. und eine Tonne desgl. 2 ßo
1 gl., 1 Schock Käse 4 gl. kostete. Die Vieh-
preise waren in beiden .Städten sehr verschieden.
Die Dresdner Rechnungen enthalten nur zwei An-
gaben: Ein Pferd = 8 Gulden 5 gl. = ca. 173 gl ,
ein schwarzes Pferd = 2 ßo. In Görlitz bekommt
man ein „klein“ Pferd schon für 96 gl, 120 gl,
153 gl-> eirL Pferd für 240 gl., 378 gl., ein Marstall-
pferd dagegen kostet 10 ßo — 600 gl. und ein
Ritterpferd sogar 872 gl. Pferd und Wagen
5) Das Fuder ca 8 hl
°) Etwas über i1/2 Liter.
7) 1 Viertel 1/2 Fafs 1,70 hl.

waren schon für 180 gl., drei Pferde und ein Wagen
für 336 gl. zu haben. Ein Ochse wurde mit 68 gl.,
75 gl. bis zu 2 ßo, eine Kuh mit 24 gl. bezahlt.
Das für Mensch und Vieh so wichtige Salz kostete
im Stein (22 Pfund) 3 gl. Schliefslich sei noch
erwähnt, dafs das Holz in beiden Städten gleichen
Preis hatte, das Fuder 3 gl., 4 gl., dagegen die
Kohlen, weiche wie harte, in Görlitz bedeutend
billiger waren als in Dresden. Bekam man dort
das Fuder8) für 7 gl., 8 gl. 3 3\, so wurden hier
10 gl. bis 14 gl. bezahlt. Der Stein Unschlitt kostete
in Görlitz 11 gl., in Dresden 10 gl., die Tonne
Wagenschmiere dort 16 gl. bis 17 gl ? hier 19 gl.
bis 21 gl.
Zum besseren Verständnis des damaligen
Geldwertes mögen noch einige Lohnangaben
dienen. Der Tag-elohn der Handarbeiter, Lland-
langer, „oppherer“ war in beiden Städten ziemlich
gleich; in Dresden 1 gl. 2 hl., 1 gl. 4 hl., in Görlitz
1 gl. 2 1 gl. 4 G- Die Maurer und Zimmerleute
bekamen bei Festungsbau und bei Ausbesserungs-
arbeiten 2 t\2 gl. bez. 3 gl. für den Tag. Die
niederen städtischen Beamten in Dresden, die
Marstaller, der Marschalk, die Stadtknechte, Stadt-
wächter und der Grabenmeister erhielten 6 gl.
Wochenlohn, aufserdem noch Trank- und Bade-
geld, sowie die Kleidung. In Görlitz war der
Wochenlohn eines Söldners zu Fufs 10 gl, eines
Knechtes zu Pferd 24 gl., eines Bläsers, d. i. Trom-
peters 6 gl. Ein in Kriegszeiten überaus wichtiger
städtischer Beamter war der Büchsenmeister.
Während in Dresden nur ein solcher vorhanden
war und nur 3 gl. Wochenlohn mit den üblichen
Extraordinarien erhielt, hatten die Görlitzer zu
Zeiten vier Büchsenmeister mit 6 gl., 8 gl, (zweimal)
12 gl. Wochenlohn (die Meister „Hannus von der
Eglaw“, „Schuchsmed“, „Leidemethe“, „Niclas“).
Am 14. September 1432 stehen im Solde der Stadt
Görlitz sogar 11 Büchsenmeister. Je zwei haben
auf jedem Tor mit Turm eine Schirmbüchse zu
bedienen9). Die Gehilfen der Büchsenmeister
hiefsen „Sperhacken“. „Item den sperliacken als
sy dy buchsse hatten gegossen zcu badegelde und
auch zcu trancgelde 2 gl.“10)
Nach diesen mehr vorbereitenden Angaben
folge eine gedrängte Darstellung aller möglichen
Verteidigung'smafsreg-eln, sowie eine Aufstellung
der hauptsächlichsten Ausgaben zwecks Abwehr
feindlicher Angriffe und Wehrbarmachung von
Mann, Knecht und Rofs. — Schon während des
ersten Feldzuges der Oberlausitzer nach Böhmen
von Ende April bis August 1420 begann man in
den Sechsstädten Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban,
8) ungefähr i23/4 hl (6 Dresdner Scheffel).
°) C. d. L. s. II., 2. S 402.
10) R. A. D. XV b, 156.
 
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