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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Mörtzsch, Otto: Preise der Waffen, Kriegsgeräte und - vorräte zur Zeit der Hussitenkriege in der Mark Meißen uns der Lausitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0086

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72

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

Löbau und Kamenz lebhaft zu rüsten, zunächst
zwar, um durch Unterstützung- König Sigmunds
dem Aufstande der Hussiten ein schnelles Ende
zu bereiten, in der Folgezeit aber auch, um auf
alle kommenden Zeiten und wechselnden Kriegs-
läufte vorbereitet zu sein. Auch im Meifsner
Lande beteiligte man sich rege an der Bekämpfung
der „verdammten Ketzer“11). Als aber alle Ver-
suche der deutschen Fürsten und Städte, die
Hussiten zu besiegen, durch deren tollkühnen
Mut, religiösen und nationalen Fanatismus und
tüchtiger Kriegsführung (Zizka!) in den Schlachten
von Aussig (1426) und von Mies (1427) endgültig
gescheitert waren, wufste man, was den Nachbar-
ländern Böhmens, dem Lande Meilsen und der
Oberlausitz, bevorstand. Überall rüstete man mit
grofsem Eifer unter Aufbieten aller Mittel und
Kräfte.
Die erste Aufgabe war, die Festungswerke
in Stand zu setzen. Kalk, Mauersteine und Holz
wurden auf vielen Fudern in die Stadt geführt.
Jeder Scheffel Kalk kostete 1 gl. 4 hl., das Hundert
Ziegel 4 gl., ebenso jede Fuhre Holz zu Blanken.
Das Balkenholz war teurer je nach der Gröfse.
Dazu kam der Fuhrlohn nebst Extraausgaben.
Der Baumeister der Stadt Dresden g-ab 1427 von
der Stadt und seinem eigenen Gelde 102 ßo
18 gl. aus. In Görlitz langt diese Summe bei
weitem nicht, denn erstens war die Sechsstadt
von gröfserem Umfange (die Mauern Dresdens
ca. 2 km, die von Görlitz über 2,75 km) und zweitens
auch stärker befestigt als das kleine Dresden,
Auch konnte die fast doppelt so grofse Einwohner-
zahl in Görlitz mehr Mittel hierfür aufbringen als
das damals noch „sehr mittelalterliche“ Elbfiorenz.
(Für Dresden berechnet man die Einwohnerzahl
im Jahre 1427 auf 395612). Görlitz besitzt im Jahre
1426 etwa 1400 Haushaltung'en in und vor der
Stadt. Das ergibt bei einem Mittel von 5,6 für
jede Haushaltung-; 7840 Einwohner.) Namentlich
die Tore und Türme wurden aufs beste in Ord-
nung gebracht, die Brustwehren mit Holz ver-
schlagen, die Mauern mit Dornen gespickt und
Pallisaden auf dem Aufsenwall errichtet. Ein
Grabenmeister mit 6 efl. Wochenlohn hatte be-
sonders für die Reinigung und Füllung- des Stadt-
grabens zu sorgen. Ein fast in jeder Wochen-
rechnung wiederkehrender Posten ist der für
Büchsen giefsen, beschlagen, einbinden, beschiefsen.
Dafs die Fertigstellung einer Büchse festlich be-
gangen wurde, zeigen die Angaben der Dresdner
Bauamtsrechnung. Nicht nur die Büchsenmeister

n) Richter, Otto, Geschichte der Stadt Dresden 1900
S- 59-
12) Richter, Geschichte der Stadt Dresden S. 54.

und ihre Gehilfen („Sperhacken“) wurden mit
Bad- und Trankgeld reichlich bedacht („Item dy
wiele dy sperhacken hy geerben habin, so habe
ich en an wyne und an bir uff dy wergstad ge-
sand vor 19 gl.“), sondern auch die Bläser der
Stadt bekamen für das Anblasen bei dem Büchsen-
gufs Extravergütung („Item den blesern vor bir
zcu den czwu güssen 4 gl.“). — An Metallen
brauchte man Eisen13) und Stahl für die Werk-
zeuge verschiedenster Art und zur Plerstellung
von Waffen. Kupfer und Zinn benötigten die
Büchsenmeister, aufserdem kaufte man auch fertige
Glocken- und Büchsenspeise, wie auch Gemeng'e.
Zur Anfertigung von Büchsenkugeln verwendete
man aufser Steinen auch Blei (zu den „Geloten“).
Eisen und Stahl hatten in beiden Städten gleichen
Preis; 1 Stein (= 11 Pfund) Stahl = 12 gl., 1 Stab
oder Stange Eisen (von 3 x/2 Elle) = 2 gl. Kupfer
kostete in Görlitz der Zentner 114 gl., während
1 Pfund Zinn in Dresden mit 2 gl. bezahlt wurde.
Das Blei war in letztgenannter Stadt bedeutend
teurer als in Görlitz, nämlich der Zentner 70 gl.
gegen 34 gl. bis-48 gl. dort. Die bereits gemengten
Metalle kaufte man zu folgenden Preisen: In
Dresden 1 Stein Gemenge von i6x/2 gl. bis zu
33 gl., in Görlitz 1 Stein Gemeng-e von 20 gl. bis
zu 24 gl. (die letzte Sorte benutzte man zur Pler-
stellung von Handbüchsen, wie ausdrücklich be-
merkt), 1 Stein Glockenspeise 13 gl., 1 Stein
Büchsenspeise n gl. Das Gelote bezahlte man
in Dresden mit 2 bis 3 gl. für das Schock, in
Görlitz mit 2 gd. 6 hl.
Das meiste Metall verbrauchten, wie schon
angedeutet, die Büchsenmeister. Die meisten
Schirm-, Hand-, Stein-, Kammer- oder Tarras-
büchsen verfertigte man selbst. Aufserdem sind
in Görlitz noch genannt: Pyscheln. „Item dem
aldin bochssenmeister von bochssin zu gyssen,
pyscheln und tarraschbochsin 6 sol. gl.“ u) Eine
der gröbsten Büchsen hiefs, wie wir aus der Gör-
litzer Wochenrechnung vom 10. Juni 1431 erfahren,
„die Schelle“. „Item Clement von der Zittau
dy bochsse, dy Schelle, zu furen 1 sch. 20 gl.“15)
Sie wurde mit noch anderen Tarrasbüchsen und
Setztartschen nach Löbau geschickt Die Preise
der Büchsen richteten sich nach ihrer Gröfse.
Es gab solche von 8J/2 Pfund bis zu 2- Zentnern
im Preise-von 13 gl., 17 gl. (Dresden) bis zu 5 Schock
(Görlitz). Der Görlitzer Büchsenmeister Niclas
bekommt im Jahre 1432 5 Schock 23 gl. für den
13) Man verwendete u. a. „Lauensteiner Eisen“. C. d.
L s. Bd. II, 1 S. 543, 13: „Item umbe 12 steine Lauwinsteiner
eysins mit der fure 1 sch. minus 5 pf.“ Laue, stein, Königr.
Sachsen.
14) C. d. L. s. Bd. II, 1 S. 491.
16j C. d. L. s. Bd. II, 2 S. 234.
 
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