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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
3. Heft
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [25]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0098

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84

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.

Von k. u. k. Oberst P. Sixl.



(Fortsetzung.)

s sollen nun zwei mehr-
reihige Orgeln vor-
geführt werden,
welche in ihrem
äufseren Aufbau
sofort an das „Or-
gelgeschütz“ aus
den Zeugsbüchern
des Kaisers Maxi-
milian I. (Abb. 102)
erinnern.
Das eine Orgelgeschütz befindet sich im
Königl. Zeughause zu Berlin (Nr. 94 des Führers),
das zweite in der Herzogi. Waffen Sammlung auf
Veste Koburg.
Der Vergleich der beiden Exemplare mit der
oben angeführten Abbildung aus den Zeugs-
büchern zeig't die Aufschlich-
tung der Läufe in gleich breiten
Reihen übereinander, an der
Mündung eine mit kreisrunden
Löchern versehene Deckplatte,
endlich das karrenartige zwei-
räderige Unterg-estell.
Das Orgelgeschütz im
Königl. Zeughause zu Berlin,
Abb. 115a — d1), hat 64 Läufe,
welche in 8 gleichen Reihen zu
je 8 Läufen übereinander ge-
lagert und zu einem quadra-
tischen Bündel zusammenge-
fafst sind.
Länge der Läufe: 86 cm;
alle Läufe sind gleich lang.
Länge der Laufseele: 76 cm.
Kaliber: 18 mm.
Material der Läufe: Schmie-
deeisen.
Die Läufe sind aufsen zy-
lindrisch, in den unteren sieben
Reihen achteckig, in der ober-
sten Reihe rund; innen sind die
Läufe glatt, an den Mündungen trichterförmig-
erweitert.

’) Abbildung und Beschreibung erhielten wir durch
die Direktion des Königl. Zeughauses, wofür wir auch an
dieser Stelle bestens danken.

Jeder Lauf hat ein Zündloch; dasselbe be-
findet sich im Laufboden, in der Richtung der
Laufachse, ist trichterförmig und mit Kupfer
ausgefüttert. (Abb. 115 b.)
Jede wagrechte Laufreihe ist rückwärts durch
eine kupferne Zündrinne abgeschlossen; diese ist
3,8 cm breit und oberhalb und unterhalb der
Zündlöcher umgebogen, um das Zündpulver am
Zündloche erhalten und das Verschlufsblech ein»
schieben zu können. (Abb. 115 c)
Dieses Verschlufsblech ist von Eisen, wird
von links nach rechts in die Zündrinne einge-
schoben und daselbst durch eine Hemmfeder fest-
gehalten; aufsen ist eine Handhabe angebracht.
Die Läufe wurden einzeln von vorne geladen
und reihenweise durch Ansetzen der Lunte ab-
g-efeuert.

Die Läufe sind nicht aneinandergelötet, son-
dern liegen dicht neben- und übereinander und
sind vorn und rückwärts in eiserne rahmen- oder
kastenartige Platten hindurchgesteckt.
Die vordere Platte befindet sich knapp hinter
den Mündungen und ist 6 cm breit; die rück-

Abb. 115 a. Mehrreihiges Orgelgeschütz mit quadratischer Aufschlichtung von
64 Läufen aus dem Königl. Zeughause zu Berlin (Nr. 94 des Führers).
 
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