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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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5. Heft
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Lenz, E.: Über Damast
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0155

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5. HEFT

E. v. LENZ, ÜBER DAMAST

141

kann (Fig. n). Wird aber der Stahl beim Schmelzen
möglichst überhitzt und die Dauer der Abkühlung
auf etwa 11/2 — 2 Tag'e ausgedehnt, so kann die
Absonderung des Karbids in besondere Gruppen
solche Dimensionen annehmen, dafs die Oberfläche


Abb. 16.
des Stahls nach entsprechender Ätzung dem un-
bewaffneten Auge ein sehr grofskörniges schönes
Muster darbietet, welches wir an orientalischen
Klingen kennen und Damastmuster nennen.
Es würde noch erübrigen des Näheren auf
den Kristallisationsprozefs der geschmolzenen
Metallmasse einzugehen, dem Professor Tscher-
now besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat;
doch wird es dem Laien schwer, den Aus-
führungen des Spezialgelehrten auf diesem Ge-
biete zu folgen und müssen wir uns damit be-
gnügen, eine erklärende Anmerkung aus der
Schrift N. Belajews anzuführen, welche eine Vor-
stellung von dem Vorgänge gibt.
Wenn das Metall ein genügend grofses Quan-
tum Kohlenstoff enthält, der Schmelzprozefs bei
sehr hoher Temperatur vorgenommmen wird, lange
genug dauert und endlich die Abkühlung langsam
vor sich geht, so sind damit alle Bedingungen für
eine regelrechte Kristallisation gegeben. Von
den stärkeren Zentren aus werden sich lange
Achsen ausdehnen und die ganze Masse des er-
kaltenden Metalles in gewisse, meist gleichartige
Abschnitte teilen, innerhalb deren die Fortbildung


Abb. 17.
der übrigen Kristalle verzögert oder erstickt wird
(Fig. 14); alle diese Hauptachsen sind im Tiegel
von der Peripherie, wo die Abkühlung am inten-
sivsten einsetzt, zum Zentrum gerichtet, sobald
aber der Klumpen durchschnitten, in der Pfeil-
richtung (Fig. 14b) aufgerollt und gestreckt wird,
kommen diese Achsen als mehr oder weniger

parallele Linienbündel neben einander zu liegen
und teilen die Klinge in eine Reihe von Stufen
oder Gliedern (Fig. 3 u. 4). Auf diese Art erhält
man, nach der Erklärung desProfessorsTschernow,
den natürlichen Stufendamast,
Die ausnehmende Schönheit der Stufenmuste-
rung, welche zugleich Zeugnis für die hervorragen-
den technischen Eigenschaften der Klinge ablegte,
rief naturgemäfs Nachahmungen hervor, unter den
das bekannteste Verfahren darin bestand, durch
Einfeilungen oder Meifselschläge die Faserschich-
ten des Damastmusters an bestimmten Stellen
zusammenzudrücken, wodurch, nach erfolgtem
Strecken oder Abschleifen bis zur Grundlinie
der Vertiefungen, an diesen Stellen die Zeichnung
von querlaufenden Linienbündeln unterbrochen
erscheint10). Somit wären drei Arten von Stufen-
damast zu unterscheiden: a) natürlicher Damast
mit natürlichen (auf dem Wege der Kristallisation
entstandenen) Stufen (Fig. 3 u. 4), b) natürlicher
Damast mit künstlichen (durch Einfeilungen ver-


Abb. 18.

ursachten) Stufen, und c) geschweifster Damast
mit künstlichen Stufen (Fig. 9). In der kaiser-
lichen Ermitage finden sich Proben von künst-
lichen Stufen auf natürlichem Damast (Fig. 16 u.
17), deren künstliche Erzeugung schon daran un-
zweifelhaft kenntlich ist, dafs hier nicht quer-
laufende, parallel zu einander und perpendikulär
zur Längsachse der Klinge stehende Linien,
sondern eine vollkommen willkürliche Anordnung
bald gerade, bald schräg gestellter oder im Zick-
zack verlaufender Linien beobachtet wird.
Am Schlüsse seiner oben angeführten Ab-
handlung über den Damast spricht Anossow die
Hoffnung aus, dafs . . . „unsere Krieger sich bald
mit Damastschwertern bewaffnen, unsere Land-
leute den Acker mit Damastgeräten bearbeiten,
unsere Handwerker ihre Erzeugnisse mit Damast-
instrumenten verfertigen werden . . . und dafs der
Damast allen Stahl verdrängen werde, der jetzt
zu Gegenständen verarbeitet wird, bei denen
Schärfe und Festigkeit Haupterfordernis sind“.
10) Bereits erwähnt von Massaiski „Die Damastbereitung
nach dem bei den Persern üblichen Verfahren. (Zeitschrift
für Burgwesen [Gorny Jurnal] 1841). Vgl. auch Zeitschrift
für historische Waffenkunde II, 231 „Über Stufendamast“,
 
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