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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0376

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11. HEFT

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

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17. Jahrhundert (Nr. 840 und 841), deren Rinnen verdeckt sind. Die eine trägt auf in die Säule
eingelassenen Hornplättchen die Bezeichnung „HANS BARTHOLD GROBECKER 1661 DVDER-
STAD PG 1661“, was Ossbahr aber mehr auf den einstigen Besitzer, als auf den Verfertiger deutet.
Bei der Betrachtung der grofsen Anzahl von Feuerwaffen, die in 531 Exemplaren vertreten
sind, seien die Geschütze und Eiakenbüchsen an die Spitze gestellt.
Die ältesten Stücke haben wir in Nr. 871 und 872 vor uns. Beide sind eiserne Hakenbüchsen
der frühesten Art, und ihre Entstehungszeit ist um 1400 anzusetzen.
Ossbahrs sehr genaue Beschreibung von Nr. 871 (siehe Abb.) sagt: „Das Rohr, 54 cm lang,
13 cm äufserer Durchmesser, ist aus zwei der Länge nach zusammengeschweifsten Eisenplatten
um einen Dorn geschmiedet und durch sechs dicht aneinander gefügte, 10 mm dicke Eisenbänder
verstärkt. Über das Unterste ist noch ein Band gelegt, das sich nach abwärts zu in den Haken ver-
längert. Die Mündung ist aufgeworfen. Das Zündloch sitzt an der rechten Seite und eine Art
Pfanne ist darunter angeschmiedet. Die Kammer, 30 cm lang, 8,5 cm äufserer Durchmesser, ist aus
einem Stück geschmiedet und rückwärts durch einen 1,10 m langen vierkantigen . . . eisernen Stiel
abgeschlossen“, der sich an seinem Ende zu einer nach unten gebogenen, knaufartigen Verdickung
verstärkt. „Die Weite der Kammer beträgt 6 cm, die des Rohres 10 cm. Gewicht 43 kg.“
Auf dem eisernen Stiele befindet sich fünfmal eine von Ossbahr abgebildete Marke in Kreuz-
form. Die ganze Arbeit ist ziemlich grob. Eine sehr deutliche Abbildung des Stückes gibt auch


Essenwein (Quellen, S. 108). Nr. 872 (siehe Abb.) ist dem vorstehenden Stücke, übrigens ebenso
wie dieses mit Mennige rot gefärbt, in allem durchaus ähnlich, „nur hat das Rohr ein Kaliber von
10,3 cm. Das Stück ist 76 cm lang und besteht aus zwei der Läng'e nach zusammengeschweifsten
Eisenstücken.“ Auch ist hier keine Marke vorhanden. Zeitlich schliefsen sich diesen die Stücke
849, 850 und 851 an, alle drei aus Gufseisen und dem Anfänge des 15. Jahrhunderts entstammend.
In Nr. 849 (siehe Abb.) sehen wir das Kammerstück einer grofsen von hinten zu ladenden Schlange.
Die Länge beträgt 66 cm, das Kaliber 70 mm. Am hinteren Teile ist auf der oberen Seite ein
starker, beweglicher Ring zur Handhabung des Stückes, das 225 Pfund wiegt, in einer Öse an-
gebracht. Auf der oberen Seite befindet sich auch das Zündloch. Nr. 850 (siehe Abb.) ist eine
Steinbüchse, 60 cm lang und in einer 24 cm langen Kammer endigend. Der (äufsere) Durchmesser
der Büchse beträgt 23 cm, der der Kammer 18 cm. Auf der Oberseite sind, ziemlich nahe an den
beiden Enden, rechts und links zwei Ösen für Tragringe angebracht, hinter der hinteren Öse das
Zündloch. An der unteren Seite befindet sich ein starker, durchbohrter Haken. Interessant ist,
dafs fünf Verstärkungsbänder, wie sie sonst bei geschmiedeten und geschweifsten Stücken Vor-
kommen, hier durch den Gufs nachgebildet sind. Das Ganze wiegt 157 Pfund. Nr. 851 (siehe Abb.)
kennzeichnet sich dagegen wieder als Hakenbüchse, deren ganze Länge 73 cm beträgt. 33 cm vom
hinteren Ende zeigt sich ein deutlicher Absatz, von da verjüngt sich das Rohr leicht konisch und
verstärkt sich dann wieder in einer ringartigen Verdickung um die Mündung. Oben befindet sich
eine starke Öse mit Ring, dem entgegengesetzt unten der Haken. Kaliber 6,5 cm. — Zwei sehr
schöne gotische Rohre, beide aus Bronze, sehen wir in Nr. 873 und 874 vor uns (siehe Abb.). Die
Handbüchse Nr. 873 hat ein in edlen Linien geführtes, achtkantiges Rohr, dessen Kanten 25 cm
vom hinteren Ende sich in einem Absätze so verschieben, dafs eine Kante des vorderen Teiles die

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