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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0377

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348

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

IV. BAND

Mitte einer Fläche des hinteren Teiles trifft. Die Mündung sowohl wie das hintere Ende weisen
eine ringartige Verstärkung auf. Der hintere Teil hat einen Durchmesser von 34 mm, der vordere
verjüngt sich dann bis auf 20 mm. Die ganze Länge beträgt 64 cm, davon entfallen aber nur
56,5 cm auf die Rohrseele, da der hintere Teil eine 6,3 cm lange Hülse zur Aufnahme eines —
nicht vorhandenen — Holzstabes bildet, welcher als Schaft diente. Das Kaliber beträgt 13 mm.
An der Mündung befindet sich ein Visiereinschnitt, an der rechten Seite eine deckellose Pfanne.
Unten sitzt ein Haken in der Form eines liegenden Tieres, der aber zum grofsen Teil abgefeilt ist.
Das Stück entstammt dem Beginne des 15. Jahrhunderts. Die Entstehungszeit des Hakenrohres
Nr. 874 ist dagegen an das Ende des 15. Jahrhunderts, etwa um 1500, anzusetzen. Das 1 m lange
Rohr verjüngt sich von seinem hinteren Ende bis auf 13,5 cm vor der Mündung und verstärkt sich
nach einem deutlichen Absatz von da an wieder, wobei das Kaliber (22 mm) natürlich gleich bleibt.
Die Rohrwand ist an der Mündung 2 cm stark. Der vordere Teil ist zwölfkantig, der hintere (bis


zu dem Absatz) nur auf der oberen Seite kantig, während die untere, weil im Schafte ruhend, rund
ist. Dem Korne an der Mündung entspricht ein hoch aufgesetztes, schön profiliertes \ isier mit
tief eingeschnittener Kimme am hinteren Ende, neben dem sich die Zündpfanne befindet. Auf der
unteren Seite befinden sich zwei Ösen zur Befestigung im Schafte und zwischen diesen ein sehr
starker 17 cm langer Haken, der in charakteristischer Form doppelt ausgekehlt ist. Vielleicht haben
wir hier eine Nürnberger Giefsarbeit vor uns. Das Ganze zeigt eine ziemliche Ähnlichkeit mit dem
im Stifte Kremsmünster unter Nr. 184 auf bewahrten ebenfalls bronzenen Hakenrohre, von dem uns
Baron Potier auf Seite 236 im IV. Bande dieser Zeitschrift eine Abbildung vermittelt. Nur dafs
die Mafse des Kremsmünsterischen Stückes durchweg geringer sind und der Haken weiter vorn
angesetzt ist. — Dem vorhergehenden Stücke zeitlich sehr nahe, in den Beginn des 16. Jahrhunderts,
dürfte das Falkonett Nr. 869 (siehe Abb.) anzusetzen sein, obwohl Ossbahr dasselbe in das 17. Jahr-
hundert verlegt. Allein in der Linienführung des Rohres liegt noch so viel gotisches Formen-
empfinden, und namentlich die auf dem kantigen Teile eing'eg'rabene Gabel die Schwarzburgische
Herkunft dokumentierend — trägt so ausgesprochen den Charakter des 16. Jahrhunderts, dals diese
frühere Datierung wohl zu rechtfertigen ist. Das 2,40 m lange eiserne Rohr ist in seinem hinteren
Teile achtkantig', von da verläuft es, durch einen ringförmigen Absatz unterbrochen, rund, indem
 
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