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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0380

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11. HEFT

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

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gedreht zu werden, und eine neue Lage war schufsbereit, während die abgeschossene ohne Störung
des Feuerns wieder geladen werden konnte. Die Drehbarkeit des Klotzes um seine Achse er-
möglichte die Einstellung auf jeden beliebigen Höhenwinkel (allerdings vermifst man eine Vorrichtung
zum Festlegen dieses Winkels), und da das U-förmige Gestell auch um seine, durch den unteren
Kasten gehende senkrechte Achse drehbar war, konnte die Einstellung nach der Seite hin erfolgen.
Ja, im Notfälle konnte das obere Gestell auch ganz umgedreht werden und dann war, ohne dafs
das ganze schwere Geschütz gewendet zu werden brauchte, die Möglichkeit eines Feuerns nach
rückwärts gegeben. — Ein Vergleich mit einem französischen Geschütz, das 1870/71 erbeutet wurde
und auf seinem Bronzelaufe ein N mit Kranz und den Namen „Le Mutin“, also „Starrkopf“, trägt,
während das Bodenstück die Inschrift „Strassburg, 9. September 1854“ aufweist, zeigt übrigens recht
augenfällig, wie wenig Veränderungen während der dazwischen liegenden Jahrhunderte das Geschütz-
wesen im Prinzip eigentlich gemacht hat.
Hier seien auch die Kugelzangen in verschiedenen Gröfsen erwähnt, von denen einige so
grofs sind (z. B. Nr. 1499), dafs man darin Kugeln von 9,2 cm Durchmesser giefsen konnte. —
Im Aufgang zum ersten Stockwerk, am Absatz der Treppe, steht eine Anzahl schwerer
Hakenbüchsen des 16. Jahrhunderts. Vorher, auf dem Geländer der Treppe und darum leicht zu


übersehen, liegt das eiserne Rohr einer Bockbüchse (Nr. 875) von nicht weniger als 2,58 m Länge,
zunächst auf 1,50 m achtkantig, dann rund. An den Seiten befinden sich Schildzapfen, an der
unteren Seite 6 Ösen zur Befestigung im Schafte. Auf dem kantigen Teile ist das Braunschweigische
Wappen, ein Spruchband und die Jahreszahl 1595 eingeschnitten.
Drei Exemplare der Hakenbüchsen veranschaulicht unsere Abbildung-, alle drei zeigen das
bekannte Luntenschlofs mit Bügelabzug. Nr. 884 ist 1,70 m lang, der Lauf 1,23 m. Er verläuft erst rund,
dann achtkantig, darauf wieder rund und schliefst in einem starken, achtkantigen Ringe um die
Mündung. Kaliber 20mm. Als Verzierung weist er nur wenige gravierte Doppeldreiecke auf. AlsVisier
dient ein kurzes Röhrchen mit viereckigem Querschnitt, während vorn ein eisernes Korn auf dem
Mündungsringe sitzt. Nr. 887 ist etwas kürzer, der Lauf nur 97 cm lang und durchweg achtkantig,
mit hinter der Pulverkammer versetzten Kanten. Der vordere Teil verstärkt sich nach der Mündung zu
und endet in der Form eines Schlangenkopfes, der leicht graviert und geschnitten ist. Dieser Kopf
trägt kein Korn, sondern eine Kerbe, hinten ist kein Visier angebracht. Das Schlofs trägt die Be-
zeichnung SVL., der Lauf eine Marke in Kreuzform. — Nr. 889 endlich ist 1,76 m lang und hat einen
1,23 m langen Lauf, der teils achtkantig, teils rund und in einem starken Mündungsringe endigend,
sehr viel Ähnlichkeit mit dem von Nr. 884 aufweist. Als Verzierung trägt er nur sehr wenig Gra-
vierung, Doppellinien mit dazwischen liegenden Kreisen, und Spiralbänder. Das Kaliber beträgt
22 mm. Als Visier dient wieder wie bei Nr. 884 ein viereckiges Röhrchen, vorn sitzt ein Korn.
Die Pfanne ist durch einen Messingdeckel geschlossen.
Unter den Plandfeuerwaffen, speziell unter den Radschlofsbüchsen, zeichnen sich ver-
schiedene Stücke durch ihre besonders reiche und kostbare Ausführung aus.
 
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