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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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11. Heft
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Diener von Schönberg, Alfons: Das Fürstliche Zeughaus zu Schwarzburg: Festschrift zur Hauptversammlung des Vereins für historische Waffenkunde in Blankenburg 24. bis 26. Juni 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0390

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11. HEFT

A. DIENER-SCHÖNBERG, DAS FÜRSTLICHE ZEUGHAUS ZU SCHWARZBURG

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auf dem Schlosse die Bezeichnung HAVEISEN A RYDOLSTADT, auf dem Daumenschilde wieder
das Monogramm F. A. Der Lauf ist 65 cm lang. Der Schaft ist am Kolben etwas mit Bein, Perl-
mutter und Ebenholz eingelegt und mit Messing-beschlagen orniert. — Von I. A. HAVEISEN A
SCHWARZBVRG ist der 62,5 cm lange Lauf der Büchse Nr. 1052 (siehe Abb.) bezeichntet. Das
Schlofs, der wenig geschnitzte Schaft und die Messingbeschläge weisen nichts Bemerkenswertes
auf, nur an der Kolbenkappe findet sich das Monogramm F. A. S. mit der Krone. — Die hier be-
schriebenen Stücke beweisen aber deutlich, dafs Fürst Friedrich Anton in seiner persönlichen Ver-
wendung einfachen, wirklichen Gebrauchswaffen den Vorzug gab und den Wert einer Waffe nicht
in ihrer äufserlichen Ausstattung suchte.
Die Flinte Nr. 1065 (siehe Abb.) gehörte dem Fürsten Johann Friedrich zu Schwarzburg-
Rudolstadt (1721 —1767). Das zeigt das Monogramm J. F., das mit anderen Ornamenten in Gold-
und Silbertauschierung auf dem 95 cm langen Laufe angebracht ist. Das Schlofs ist von HAV-
EISEN A RVDOLSTADT bezeichnet. Das dunkle Holz des Schaftes bildet einen guten Hintergrund
für die vergoldeten Messingbeschläge, die sich dadurch sehr wirkungsvoll abheben. Auf dem
Daumenschilde sieht man das Schwarzburgische Wappen und die Buchstaben C. S. V. W. F. Z. S. R.
Dadurch wird das Stück als ein Geschenk der Gemahlin des Fürsten, Bernhardine Christine Sophie,
Herzogin zu Sachsen-Weimar, Fürstin zu Schwarzburg-Rudolstadt (1744 —1737) gekennzeichnet. —
Ein gleiches Geschenk mag wohl auch die Büchse Nr. 1051 gewesen sein (siehe Abb.). Auch auf
ihrem 73 cm langen, schön damaszierten Laufe findet sich das Monogramm B. C. S. in Gold- und
Silbertauschierung unter anderen Ornamenten. Dabei steht noch die Schrift GENVSE DIE VER-
GNVGDIGKEIT DV MEIN FVRST NOCH LANGE ZEIT. Das Schlofs ist einfach, der Schaft
aber sehr vornehm mit graviertem und vergoldetem Messing (das u. a. das Schwarzburgische Wappen
zeigt) geschmückt, das im Ornament sehr viel Ähnlichkeit mit der Verzierung der vorhergehenden
Flinte hat. — Den Namenszug der Fürstin Bernhardine Christine Sophie finden wir aufserdem noch
bei der Büchse Nr. 1024 (siehe Abb.) und zwar auf dem Kolben eingestanzt, und nach Ausweis des
alten Inventars stand er auch auf dem Griffbügel der Büchse Nr. 1083 (siehe Abb.). Erstere hat
einen 57 cm langen achtkantigen Lauf von 12 mm Kaliber, der, wie auch der Schaft, eine Marke
trägt (siehe Ossbahr). Das Visier ist sehr kräftig betont. Die merkwürdig kurze, gedrungene Form
des Kolbens könnte dafür sprechen, dafs er für den Gebrauch der Fürstin direkt passend angefertigt
wurde. — Das Schlofs von Nr. 1083 ist bezeichnet von IOH. IACOB. HVMBVRG A CASSEL und
durchaus einfach gehalten. Der Lauf ist bei einem Kaliber von 16 mm 63,5 cm lang, achtkantig
und bei der Mündung mit einer seitlichen Vorrichtung zur Befestigung des ITirschfängers versehen.
Der Schaft ist nur wenig verziert. — An der Büchse Nr. 1027 (siehe Abb.) findet sich am Schafte ein-
geschlagen das Monogramm der Fürsten Friedrich Günther (1793—1867), F. G. mit der Krone. Er
ist aber jedenfalls erst später, als ein Zeichen der fürstlichen Gewehrkammer, angebracht worden, denn
das F. A. auf dem Daumenschilde deutet noch auf Friedrich Anton. Der Lauf ist 68 cm lang, acht-
kantig, und trägt ein sogenanntes Flugvisier von Messing. Das Schlofs ist bezeichnet von IOH.
HEINR. FRANCK. — Ein Prachtstück ist die Flinte Nr. 2506 (siehe Abb. S. 356). Der 107,5 cm lange
Lauf ist in seinem hinteren Peile aufserordentlich schön graviert und vergoldet. Das Flugvisier
sitzt auf einer schön durchbrochenen Messingplatte. Das Schlofs ist dem Laufe entsprechend ver-
ziert und von P. BONAFI bezeichnet. Der Schaft ist geschmackvoll mit Beschlägen von vergoldetem
Messing geschmückt, in dem sich teilweise die Motive des Laufes wiederholen. Ossbahr sagt dazu,
dafs dieses Gewehr nach dem Inventare vom Fürsten Ludwig Günther in Italien beim Regimente
geführt worden sei, spricht es aber — mit Recht — als Jagdgewehr an.
Es bleibt noch die reiche Anzahl von Pistolen zu betrachten, unter denen sich manche
schöne und erlesene Arbeit findet. — Zu den frühesten Stücken gehört das Paar Nr. 1257/58 (siehe
Abb.). Sie sind, mit Ausnahme von Schlofs und Gürtelhaken, durchaus von Messing. Der gravierte
Lauf ist 27,5 cm lang, erst kantig, dann an der Mündung- rund und durch einige Ringe verstärkt,
und ist mit P. S. L. und der Jahreszahl 1630 bezeichnet. Die gleiche Jahreszahl findet sich auch
an der Pfanne des Schnapphahnschlosses. Dieses ist nach niederländischer Art gearbeitet, indem
Batterie und Pfannendeckel getrennt sind, und in allen feilen schön graviert. Auch der messingene
Schaft mit den Buchstaben R. M. bezeichnet, und in einer kantigen Afterkugel endigend, ist mit
Gravierung geschmückt. Ossbahr vermutet für diese Pistolen einen schottischen Ursprung. Dem
steht zwar die Angabe des Inventars von 1686 entgegen, das sie „ein Paar Schwedische ganz
Mefsinge Pistollen am gurth zu führen“ nennt, aber die Bezeichnung „Schottisch“ dürfte doch zu Recht
bestehen. Denn alle Charakteristika schottischer Pistolen — man vergleiche z. B. die im Dresdner
 
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