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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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12. Heft
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Reimer, Paul: Vom Schwarzpulver
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0405

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376

PAUL REIMER, VOM SCHWARZPULVER

IV, BAND


_
Abb. 7. Pulvermühle mit zwei Kollergängen und Wasserantrieb.

hier von Hand bewegt. Abb. 7 ist eine Wieder-
gabe einer mit Wasser betriebenen Läufermühle
aus dem bei Abb. 4 erwähnten „Novo Teatro“.
Auch hier haben die Läufer nur je einen Stein,
wahrscheinlich um dem bedienenden Müller Zeit
zu lassen, das Mahlgut immer wieder aufzulockern
und in die Läuferbahn zu schaufeln. Unter dem

Bilde sind hier belanglose Einzelteile des
Triebwerkes abgebildet.
Die Mittel zur ballistischen Prüfung
des Pulvers entsprachen dem niederen Stande
der ballistischen Kenntnisse in jener Zeit.
Alle Vorrichtungen hierzu hatten lediglich
den Charakter von Brisanzmessern, d. h. sie
gaben die relative mechanische Kraftäufse-
rung an. Im Vordergründe stand hier der
Probiermörser, ein auf einer Fufsplatte meist
unter 450 Erhöhung festgegossener kleiner
Mörser mit zylindrischer Kammer (Abb. 8).
Zu demselben gehörte eine Bronze-Kugel
von bestimmtem Gewicht und genau ge-
regeltem Spielraum, welche durch eine be-
stimmte Menge Pulver auf eine gewisse
Entfernung geworfen werden mufste. Ob
das Pulver hierbei schnell oder langsam ver-
brannte, einen hohen oder geringen Gas-
druck ergab, konnte nicht ermittelt werden,
man machte sich auch keine Gedanken da-
rüber. Die Geschützrohre der damaligen Zeit
waren am Ladungsraum meist sehr stark-
wandig. Wenn sie dennoch sprangen, wie
das zeitweise sehr häufig vorkam, schob man
die Schuld auf die Rohre, nicht auf das
Pulver. Bei dem rohen Herstellungsverfahren
konnte das Pulver bei gleicher Wurfweite
doch in seinen ballistischen Eigenschaften
infolge der Verschiedenheit der verwendeten
Kohle und der Festigkeit der Pulverkuchen
sehr verschiedenartig sein und daher um so eher
an dem Springen der Rohre die Schuld tragen,
als es gegenüber dem Schwarzpulver unserer Zeit
aufserordentlich offensiv gewesen sein mufs. —
Auf dem gleichen Grundsatz, wie der Probier-
mörser, beruhten die als Zahnproben, Eprouvetten
und dergleichen bezeichneten Pulverproben, die
meist für kleinere Verhältnisse berechnet waren
und das Gemeinsame hatten, dafs eine in einem
winzigen Mörser eingeschlossene geringe Pulver-
menge ein Gewicht um ein bestimmtes Mafs zu
heben oder einen durch eine Feder beschwerten
Hebel um einen gewissen Winkel zu drehen hatte.
Als Beispiel diene Abb. 9. Sie zeigt eine sogenannte
Zahnstangenprobe, deren winziger Ladungsraum C
mit Pulver gefüllt wurde, welches beim Explodieren
das Gewicht P hoch-
schleuderte. Es ist
leicht zu ersehen, dafs
aufser verschiedenen
anderen Fehlerquel-
len allein der Gas-
verlust durch das
Zündloch das Ergeb-
nis nachteilig beein-


Abb. 8. Probiermörser.
 
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