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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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5./6. Heft
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Erben, Wilhelm: Schwertleite und Ritterschlag
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0127

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Ö./6. HEFT

WILHELM ERBEN, SCHWERTLEITE UND RITTERSCHLAG

107

Deutschland übertragen haben können, ehe die-
selben hier in die Tat umgesetzt waren.
Von solchen Erwägungen geleitet, aber auch
bestimmt durch meine eigene geringere Vertraut-
heit mit den poetischen Erzeugnissen des Mittel-
alters und abgeschreckt durch die Schwierigkeit
ihrer hinreichenden Zeitbestimmung, entschlofs
ich mich,beimeinem auf dieRitterschaftsverleihung
bezüglichen Versuch von vornherein von den
historischen Quellen auszugehen und die Dichter
mit ganz geringen Ausnahmen bei Seite zu lassen.
Dieser Verzicht, ohne welchen es mir unmöglich
gewesen wäre, die Arbeit zum Abschlufs zu
bringen, bewirkt freilich, dafs meine Ergebnisse
nur einen vorläufigen Wert beanspruchen können
und dafs sie nachher von den berufenen Kennern
mittelalterlicher Epik nachzuprüfen und zu ergän-
zen sein werden; aber er verspricht zum mindesten
eine gleichmäfsigere Sicherheit der Erkenntnis.
Indes habe ich von den Reimchroniken, bei denen
jene Gefahren der poetischen Freiheit lange nicht
in gleichem' Mafse walten, wie bei der Behand-
lung poetischer Stoffe, Gebrauch gemacht und
kein Bedenken getragen, sie neben den Prosa-
quellen zu verwerten. Auch in dieser Beschrän-
kung ergab sich eine sehr stattliche Menge von
Nachrichten, die in ihrer mannigfaltigen Zusammen-
setzung immerhin einige Gewähr für das Hervor-
treten der wesentlichen Züge bieten dürfte. Was
einem ernsten mittelalterlichen Geschichtserzähler
bei Schwertleite und Ritterschlag erwähnenswert
erschien, das läfst sich, wie ich meine, auch in
dieser unvollständigen Reihe chronistischer Be-
lege erfassen. Zur Ergänzung ihrer knappge-
fafsten Meldungen aber zog ich nicht die Worte
der Dichter sondern mittelalterliche Bilderwerke
heran, welche die Wehrhaftmachung oder Ver-
leihung der Ritterwürde zum Gegenstand haben.
Und in dieser Hinsicht strebte ich nach einer ge-
wissen Vollständigkeit. Ich konnte freilich nicht
daran denken, aller einschlägigen, an irgend wel-
chen Orten verborgenen Miniaturen oder sonstigen
Kunstwerke habhaft zu werden, aber ich trachtete
doch darnach, alle in der Literatur erwähnten
bildlichen Quellen dieser Art, die auf den Gegen-
stand Bezug haben, kennen zu lernen und zu
verzeichnen und zwar auch diejenigen, welche
nicht als Begleiter von Chroniken sondern als
Zutaten poetischer Werke auftreten. Selbst bei
engem Zusammenhang zwischen dem Text und
seinen bildlichen Beigaben müssen sich ja
zwischen beiden gerade dann wesentliche Unter-
schiede ergeben, wenn es sich um einen frei-mit
der Wirklichkeit umgehenden Dichter handelt.
Dieser hat leicht die Worte zur Verfügung, um
dem Spiel seiner Phantasie Ausdruck zu geben.

Der Zeichner aber steht bei der Beschränktheit
des gegebenen Raumes dem Gegenstand so enge
gebunden gegenüber, dafs wir von ihm, ähnlich
wie von dem Chronisten, mit einiger Wahrschein-
lichkeit die Festhaltung der wesentlichen Züge
der Wirklichkeit erwarten dürfen. Inwieweit diese
Erwartung zutrifft, das mag von der Kunstrich-
tung und der Befähigung des Künstlers abhängen,
deren genauereWürdigungnuraus seinem Gesamt-
werk, nicht aus dem einzelnen Bilde gewonnen
werden könnte und hier nicht angestrebt worden
ist. Davon abgesehen, bleibt im Ganzen doch
ein Vorzug der bildlichen Quellen bestehen. In
weit höherem Grade als die Dichter kommen die
ihnen und den prosaischen Quellen beigegebenen
Bilder für die Erkenntnis der Zustände also auch
für die Aufhellung unserer Frage in Betracht.
Es schien mir eine selbstverständliche Pflicht,
die gesammelten Belege und zwar nicht blofs die
Textstellen sondern ebenso auch die Bilder in
jedem Fall tunlichst bis auf ihren Ursprung zurück-
zuverfolgen. Bei den chronistischen Quellen war
zumeist durch die Ausgaben in dieser Hinsicht
soweit vorgearbeitet, dafs ich mich begnügen
konnte, auf diese zu verweisen. Dagegen fehlte
es bei den Bildern und gerade bei denen, die in
der bisherigen Literatur über Schwertleite und
Ritterschlag schon verwertet waren, an solcher
auf die Überlieferungsweise und Herkunft achten-
den Vorarbeit. Ich habe mich bemüht, das
Schritt für Schritt nachzuholen und glaube damit
auch anderen auf die Bilderwerke des Mittel-
alters angewiesenen Studien stellenweise etwas
gedient zu haben. Auf die letzten Quellen, die
betreffenden Bilderhandschriften selbst, zurück-
zugreifen verbot in einigen Fällen der Krieg, der
uns von den Handschriftenschätzen Westeuropas
abschneidet. Dagegen habe ich, wo solche Hin-
dernisse nicht bestanden, oftmals und überall mit
Erfolg angeklopft und darum im Verlaufe der
Arbeit vielen für freundliche, Hilfe zu danken.
Das gilt im besonderen Mafse von der Hof-
und Staatsbibliothek in München, an wel-
cher ■ ich dank einer durch die kaiserliche Aka-
demie der Wissenschaften in Wien mir gewährten
Unterstützung während der Sommerferien 1918
die in Österreich nicht vorhandenen Faksimile-
werke und einige für die Ritterweihe in Betracht
kommende Handschriften benützt habe. Auch
die Direktion der Hofbibliothek in Wien half
mir zu wiederholten Malen durch Entlehnungen
und durch Besorgung photographischer Abbil-
dungen; an der Grazer Universitätsbibliothek hat
mich namentlich Herr Oberbibliothekar Dr. Ferdi-
nand Eichler als besonderer Kenner der Minia-
. turen zu Dank verpflichtet und von meinen
 
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