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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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7. Heft
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Stöcklein, Hans: Münchner Klingenschmiede
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0224

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204

HANS STÖCKLEIN, MÜNCHNER KLINGENSCHMIEDE

VIII. BAND

eine Quelle zurückzuführen ist, und zwar auf die
Ständler-Werkstatt. Wolfgang Ständler hat in
Punkt 5 seiner Zeugenaussage erklärt, dafs er die
in Punkt 5 der P'ragepunkte aufgeführten Klingen-
marken gebraucht habe. Unter diesen Marken
ist auch die Schlange genannt.
Nun hat von Lenz Z. f.

h. W. VI, 182 eine Marke
abgebildet, die aufser der für
die Ständler mehrfach fest-
gestellten Sichelmarke auch
eine Schlange und Kreuz ent-
hält (Marke 52). Aufserdem
ist auch auf der Klinge (B 607)
die Inschrift: Schwan la garde de de France.
Diese merkwürdige Inschrift fand ich auf
verschiedenen Klingen, die auf süddeutsche Her-
kunft deuten, sodafs wir vielleicht auch in dieser
Inschrift ein Ständlersches Geistesprodukt sehen
dürfen.

Marke 52.



- Abb. 7.


Das Schwert des Georgiritterordens in der
Schatzkammer der Münchner Residenz23), das
1571 datiert ist, hat auf der Klinge die Inschrift:

23) E. v. Schaufs, Hist, und beschreib. Katalog der Kgl.
Bayr. Schatzkammer zu München. München 1879. S. 87, A. 9.

Schwan la Garde. Das Rappier E 69 des Histori-
schen Museums, Dresden, hat auf der in Augs-
burg gekauften Klinge die Inschrift: Schwan la
Garde de de France. Im Anschlufs an die Be-
schreibung dieses Rappiers’24) werden zwei weitere
Klingen im Historischen Museum, Dresden, mit
der gleichen Bezeichnung aufgeführt, von denen
eine (243) noch den Namen DOLLETA (statt
Toledo), das andere WENA (statt Vienna) ent-
hält. Letztere beiden Namen fügen sich den oben
aufgeführten Valencia-Inschriften merkwürdig an.
E. von Lenz in seiner oben genannten Beschreibung
sagt, dafs die Inschrift Schwan la Garde stets
verstümmelt wiedergegeben sei; doch glaube ich
eine der Urschrift nahe kommende, wenn nicht
originale Inschrift gefunden zu haben, nämlich auf
dem Degen AD 3204 des Berliner Zeughauses. Bei
diesem ist der Wortlaut Jehan la garde de France
jedenfalls unverstümmelt und auf einen Meister La
Garde oder Lagarde zu deuten. Das JEH läfst
sich bei mangelhafter Schriftkenntnis, wie sie die
biederen Handwerksmeister besafsen, leicht als
SCH lesen und aus dem SCHAN wird dann
ebenso ein SCHWAN, wie aus Toledo ein Doletta.
Die Liste der Ständlerschen Marken ist aber
noch nicht erschöpft. Im Schweizerischen Landes-
museum Zürich befindet sich ein Schwert K Z 696
(Abb. 6), auf dessen Klinge sich am Ansatz eine
hispanisierende Marke befindet (Abb. 7). Auf der
Marke sehen wir einen gekrönten Schild mit
einem in Spiegelschrift verkehrten S. Die gleiche
Marke, sowie die gleichen in Schlangenform zu-
sammengesetzten Sichelmarken treffen wir auf dem
Spundbayonett KZ 5130, dessen Klinge aus einer
gekürzten Schwertklinge besteht, sowie auf dem
geflammten Zweihänder K Z 681 und dem Schwert
6992, alle drei im Landesmuseum Zürich. Bei
dem Schwert auf Abb. 6 können wir auch beim
Griff die Ähnlichkeit mit den Münchner Griffen
erkennen. Natürlich mufs auch diese Marke
sich in Münchner Sammlungen finden. Das
Armeemuseum München besitzt auch tatsächlich
einen Degen (III 235) mit der verkehrten S-Marke
(Marke 53). In einer etwas abweichenden Form,
wie sie ebenso bei dem Degen
E 452 des Historischen Museums,
Dresden vorkommt, finden wir
das verkehrte S (Marke 54) auf
Marke 53. . x
einem Pistolenschwert des Städti-
schen Museums Frankfurt a. M., das aus der
Versteigerung der Sammlung Zschille25) stammt
24) Ehrenthal, Führer durch das Kgl. Hist. Museum,
Dresden- 1899, Si 65 und 66.
25) Abbildung im Katalog der Auktion Zschille bei
Lepke, Berlin 1900. Tafel XVI, Nr. 84. Im Tafelwerke der
Sammlung Zschille von Forrer auf Tafel 140, Nr. 335.
 
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