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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 8.1918-1920

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9. Heft
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Winckelmann, Otto: Der Glocken- und Büchsengießer Georg Guntheim von Straßburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.44570#0304

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O. WINCKELMANN, DER GLOCKEN- UND BÜCHSENGIESSER GEORG GUNTHE1M VIII. BAND

284

er solch ged ing gossen, das er alsdann unserm
lieben brueder, dem kunig von Arragon, giefsen
werde; auf solch Vertröstung, so wir gedachtem
von Arragon getan, hat sich bemelter von Arragon
bewilligt, das er dem von Engelland zuvor giefsen
möchte, das aber bemelter maister Jorg gewaigert,
des uns dann über sein bewilligung und zuesagen,
uns deshalben getan, von ime befrömbt, uns auch
dhains wegs versehen, das er mitler zeit über solch
sein zuesagen ander frömbde arbait annemen sol.
demnach emphelen wir euch mit besonderm ernst,
das ir den gemelten maister Jorgen pzichsenmaister
von zins er n zvegezi von stund in glubd verfasset
und ime dhains wegs gestattet, das er aufs er halb
unsers gedings zmd solichs seins zuesagens niemands
nichts giefse ^P
Der Strafsburger Rat scheint dem Meister
Jörg das ungnädige Schreiben des Kaisers und
den Befehl, keine fremde Arbeit anzunehmen,
lediglich mitgeteilt zu haben, ohne zu strengeren
Mafsnahmen zu schreiten. Darauf liefs sich Gunt-
heim durch den berühmten städtischen Syndikus,
Sebastian Brant, eine Rechtfertigungsschrift an
den Kaiser aufsetzen40), in der er seine lebhafte
Bestürzung über den unverdienten Zorn des
Herrschers ausspricht und dann fortfährt:
„E. kai. Mt. ist wol zu wissen, das E. Mt. mir
etlich stück buchsen zu giefsen zustellen lossen,
inhalt und nach besag des verdingbriefs, des datum
wiset ao. XIII 27. januarii, welche ich ouch zu
giefsen angenommen, nach der hant hab von E.
kei. Mt. ich ein witer beneide empfangen, mit Ver-
tröstung, mir 400 g. rinisch darujf geliffert ze
zu er den, des datum wiset ao. XIII1 prima aprilis.
wiewol nun mir solch angezeigt gelt gar nichts
worden noch gelifert, hab doch E. kei. Mt. zu under-
tänigem gefallen ich mich desselben bevelds ouch
-ganzes flisz gehalten und E. Mt. undertänigen ge-
horsame für alle andere fürsten und herrn ge-
flissener arbeit willig finden lassen und lut mins
verdings E. Mt. 4 stuck gegossen, in zvillen und
meinung, mich des nochgonden bevelds in mir
möglichen dingen ouch zu halten und volziehn.
hab aber darneben zu ujfenthalt und usbringung
min, miner husfrau und kindern zmd domit ich
min libsnarung und notturft erreichen mögen,
andern hem und stetten ouch arbeiten müssen,
doch unverhindert E. kei. Mt. verding und bevelde,
■ und mich nit versehen, als ich mich noch nit ver-
siehe, das E. kei. Mt. zu Ungnade eiüpfahen sollt,
45) Es liegt noch ein zweites Schreiben des Kaisers
an den Rat vor — merkwürdigerweise vom gleichen Da-
tum —, worin er seinen Befehl, Jörg „in Gelübd zu neh-
men“, nochmals einschärft (ebenda).
<8) Entwurf ebenda d. d. 1514 „quinta post XM marty-
rum“ [Juni 22], unverkennbar von Brants Hand.

ob ich denen von Basel oder andern Szvitzern,
unversumbt E. kei. Mt. arbeit, glocken oder buchsen
giefsend wer, in ansehung des gnedigen bewisens
E. kei. Mt. bisher gegen gmeiner eidgnossenschcift
gethon hat. zvollt mich ouch ungern dermafsen
halten, das ich jemans min arbeit anhenken wolt,
der E. kei. Mt. oder dem heiligen rieh zviderzvärtig
wer.“
Es scheint, dafs der Strafsburger Rat dieses
Entschuldigungsschreiben des Meisters mit einer
eigenen Fürschrift an den Kaiserhof schickte;
denn Maximilian bestätigte am 12. Juli den Emp-
fang und liefs den Angeschuldigten auffordern,
zur Verantwortung sofort bei Hofe persönlich zu
erscheinen. Die Reisezehrung werde ihm ver-
gütet werden. Über den Ausgang der Sache
erfahren wir nichts Bestimmtes; doch hat sich
Maximilian allem Anschein nach noch einmal be-
gütigen lassen und sogar einen neuen Auftrag er-
teilt. Eine gewisse Mifsstimmung gegen Jörg blieb
aber bei ihm zurück, und als 1516 neue Gründe
zur Unzufriedenheit hinzutraten, kam es zum
völligen Bruch, wie folgendes Schreiben des
Kaisers an Strafsburg deutlich zeigt:
1516 Dez. 3 aus Hagenau. „Nachdem zmser
Jörig von Speyer der puclisengiefser bei euch won-
haft etlich stuck puchsen gegossen hat, haben wir
ietzo unsern getreuen lieben Michel Otten von Acli-
tertingen, unsern obristen veldzeugmaister und
kriegsrat gen Straspurg geschickt und ime be-
volen, die obgemelten puchsen zu beschiefsen, an-
zunemen und abzurechen. so hat uns nu obgenanter
unser zeugmaister bericht, wie er die puchsen, so
uns gemelter giefser jungst gemacht, beschossen
und ir ime dar zu pulfer und all notturft geraicht.“
Dankt hierfür. Michel Ott und Eucharius Bau-
mann haben auch mit dem Giefser abgerechnet,
wobei sich ergeben, „das wir den benanten giefser
von seins giefsens und aller Sachen wegen schuldig
seien 396 guldin reinisch und 42 kreuzer; dagegen
sei er uns schuldig worden 113 centen kupfer und
9 centen zin; die hab er aber nit mer beihendig
sunder ander leuten vergossen und verkauft, die-
weil er aber solchen zmsern zeug on unsern willen
und erlaziben andern leuten vergossen und ver-
kauft, und wiewol der zeug, den er uns, als ob-
steet, schuldig ist und on unser wissen hat ver-
kauft, umb den halben mer gelts wert ist und
gesteet, dann wir ime an rechnung schuldig wor-
den sein, sich dannocht, als wir bericht sein, mit
unwarhait gegen euch und andern ab uns beclagt,
als ob wir ime vil schuldig wem und er der
bezalung von uns nicht bekumen mochte und des-
halben in verderblich schaden kerne, darzzi auch
etlichen unsern widerwärtigen ztber und zvider
zmser ernätlichs begern zmd verpot durch euch
 
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