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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 39,2.1926

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Heft 7 (Aprilheft)
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Laun, Rudolf: Völkerrecht und Auslandsdeutschtum
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Schumann, Wolfgang: Zusammenschluß!
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https://doi.org/10.11588/diglit.8000#0021

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schwersten Strasen wegen Hochverrats aussetzen, wenn er sich heute i'n solchem Sinne
üußerte.

Wir haben die Pslicht, die Auslandsdeutschen in ihrem furchtbaren nationalen Da-
seinskampfe nicht im Stiche zu lassen, ihnen immer mit geistigen und wrrtschaftkichen
Mitteln zur Seite zu stehen bis zur äußersten Anspannung unserer eigenen Kräfte.
Dcnn wenn wir auch heute gegen äußere Gewalt ohnrnächtig sind, so kann diese
Gewalt uns und den Auölandsdeutschen, die zu uns wollen, doch die llberzeugung
nicht rauben, daß wir es sind, die das Gute wollen, nämlich die nationale Freiheit
und Selbstbestimmung, und daß diesem unserm Ziel die Znkunft gehört.

Rudolf Laun

Ausamm enschluß!

Novembcr geschrieben, im Dezember 1916 gedruckt, mitten in der revolu-
^tionärsten Zeit, standen hier folgende Worte zu lesen: Wir durfen „die Er-

_^klärung der Wiener Regierung" — sie betraf den Zusammenschluß Deutsch-

lands mit Deutsch-Dsterreich, wie es damals hieß — „mit vorbehaltloser Freude
entgegennehmen. Um sie zur Tat zu machen, dürfen und sollen wir alle Kräfte
einsetzen. Steirische, tirolische, kärntnerische, ober- und niederösterreichische und vrele
andere Deutsche werden wir nun glei'chzuachten haben den bayrischen, thüringischen,
hannoverschen oder schlesischen. Eine gewaltige Summe von Talent und Kraft
wächst so dem werdenden neuen Deutschland zu; neben rassisch gemischten eine
tüchtige Hunderttausendzahl von reindeutschen Menschen. Wir werden sie ge-
brauchen können. Fehlt eS unserer Spröde an der Gabe rascher Anpassung, die
sie reich besitzen, so fehlk es ihrer liebenswerten Weichheit vielleicht an der organi-
sierenden Härte, die uns mehr auSzeichnet. Sind wir mehr in Unternehmen und
Erwerb aufgegangen, so werden sie, die zu glücklicherer Lebensführung Geborenen,
uns i'nnner bewußt halten, daß der Schwerpunkt des Glücks nicht in solchen Gütern
allein liegt. Haben sie LebenSordnungen geduldet, unter denen sich die Schwierig-
keiten für Aufstieg und Fortschritt des Volkes ins Unabsehbare häuften, so werden
wir ihnen vielleicht helfen können, klarer und rascher die äußeren Bedingungen
herzustellen für die Durchführung des Dolkswillens. Aller Fortschritt der Mensch-
heit hat Berührung verschiedener Gruppen von Menschen zur Voraussetzung; eine
einheitliche, abgeschlossene Gruppe von Menschen verfällt dem Stillstand. Erst
wenn Einige bemerken: seht, die da machen dies alles anders und es geht, laßt
eS unS auch so versuchen!, erst dann beginnt die träge Lebenskraft, phantasie-
getragen und von Borbildern gelockt, in der Ausgestaltung ihres Daseins sich zu
erproben.

Ein Blatt im Buch der Geschichte ist vollgeschrieben. Wir rechnen nicht ab. Wir
wenden um. Ein neuer Austausch von Kräften und eine neue Osfenheit der
Herzen beginnt. Jn die Fanfaren deS jungen Tages der Deutschen, die unter dem
Druck eines furchtbaren Zusammenbruchs lauter und lauter ertönen, mischt sich
der helle eigene Ton aus dem alten Osten, den wir lieben, eine neue Derheißung
kommender glücklicherer Zeit."

Mehr als sechs Jahre sind seither vergangen. Was sich schon zu vollziehen schien,
wurde gewaltsam zurückgebogen. Es geschah nicht. Aber ein andres geschah. Wäh-
rend in Wahrheit 1918 die Lust und Liebe der Reichsdeutschen zum Zusammenschluß
mit Deutsch-Osterreich merkwürdig schwach auftrat, ist sie seither gewachsen und
gewachsen. Beide Bölker haben ihre eigenen Häuser schlecht und recht bestellt und
ihre Schicksale erlebk. Biel wurde herüber und hinüber gesprochen und geschrieben.
Die „Anschluß-Bewegung" setzte nie aus. Sie verlief in Wellen, bald laut, bald

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