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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 2
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Frimmel, Theodor von: Ein neu aufgefundener Lukas van Leyden
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Frimmel, Theodor von: Zu Antonio da Murano
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0068

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40

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 2.

dem Lieferungswerk „Frühholländer“.
Die Literatur über den Leydener Lukas
Jacobsz ist nicht wenig heimtückisch
zerstreut in vielen Zeitschriften und
Büchern. An die einzelnen Bilder in
den Galerien knüpft sich jedesmal ein
langwieriges Nachforschen in alten In-
ventaren und Katalogen. In der alten
Straßburger Galerie, die 1870 ver-
brannt ist, befand sich ein angeblicher
oder wirklicher Lukas van Leyden. Die
Vermählung der Katharina von Alexan-
drien war dargestellt. (Vgl. Wilhelm
Füßli, „Zürich und die wichtigsten Städte
am Rhein“, I, 1842, S. 499.) Ganz nebst-
bei bemerkt, stammt die Madonna der
Berliner Galerie nachweisbar aus der
Wiener Sammlung A n g o i s s e, in welche
sie vermutlich unmittelbar aus den
Niederlanden gekommen ist. Hierüber
ein andermal.

ZU ANTONIO DA MURANO.
Beim kaiserlichen Rat Herrn Eduard
Gerisch in Wien befindet sich seit einigen
Wochen das Altarwerk des Antonio
da Murano aus dem Dom in Parenzo
zur Wiederherstellung. Es handelt sich
hauptsächlich um eine Ergänzung des
alten Holzrahmens und einiger weniger
Stellen der Malerei. Der gemalte Teil
des Werkes ist im wesentlichen sehr
gut erhalten, dagegen fehlt, wie man
aus den Resten entnehmen kann, von
der ehemals sehr üppig entwickelten
spätgotischen Umrahmung so viel, daß
die Vervollständigung nicht gerade leicht
fallen dürfte. In kunstgeschichtlicher Be-
ziehung kann die Ancona des Antonio
da Murano* *) aus Parenzo großes

*) Zu Antonio da Murano kommen aus
der umfangreichen Literatur über venezianische
Malerei hauptsächlich in Betracht: Paoletti,
„Raccolta di Documenti inediti“, Fase. II, und
G. Ludwigs Erörterungen in Band XXII des
Repertoriums für Kunstwissenschaft; aus

Interesse beanspruchen. Sie ist signiert
und datiert „1440 anthoni(us) de mu>
riano pinxit hoc o(pus)“ an dem unteren
Mittelbilde in dem Postament des
Thrones der Maria. (Gerundete gotische
Mönchschrift. Schwarz.)*)
Offenbar ist die Parenzaner Ancona
von Antonio da Murano allein ge-
malt, wogegen andere Werke des
Antonio in Gemeinschaft mit Giovanni
d’Allemagna hergestellt sind, wie die
Tafel mit der Krönung Mariens in
Gegenwart der vier Evangelisten und
ungezählter Heiligen, eines Werkes, das
sich bekanntlich in San Pantaleone zu
Venedig findet. Mit Giovanni d’Alle-
magna zugleich sind auch die Altar-
werke in San Zaccaria zu Venedig ge-
malt. 1450 beginnt Antonio mit seinem
jüngeren, herber gearteten Bruder Bar-
tolomeo zusammen zu arbeiten (An-
cona von 1450 in Bologna.)**)
Das Parenzaner Altarwerk stellt in
zwei Reihen übereinander folgendes
dar: Unten von links nach rechts (in
ganzen Figuren): 1. Sankt Nikolaus,
2. einen Propheten mit dem Spruch
„Nunc dimitis scrinium“ auf einer Band-
rolle, 3. in der Mitte Maria und das
Christuskind, 4. Franciscus von Assisi,
5. Jacobus major. Oben, wieder von
links nach rechts (in Halbfiguren):
1. Sankta Magdalena, 2. Sankt Christoph,
älterer Zeit die venezianischen Guiden und
Fr. Zanotto: „Pinacoteca Veneta.“ Die An-
gaben bei Crowe und Cavalcaselle sind durch
Paoletti und Ludwig überholt worden.
*) Nicht ganz vollständig ist die In-
schrift wiedergegeben bei Lionello Venturi:
„Le origini della pittura Veneziana“ (1907).
**) Die Inschrift dieser Ancona lautet:
„Anno domini millesimo quadringentesimo
quinquagesimo hoc opus inceptum fuit et
perfectum Venetiis ab Antonio et Bartolomeo
fratribus de Murano Nicolao quinto ponti-
fice maximo ob monumentum reverendi pii
domini Nicolai cardinalis olim sanctae crucis.“
(Mit aufgelösten Kürzungen.) Nebstbei be-
merkt: Nikolaus V. war vor seiner Wahl zum
Pontifex maximus in Rom Kardinalbischof
zu Bologna gewesen.
 
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