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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

DOI Heft:
Heft 8
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Frimmel, Theodor von: Ein Eigenbildnis des Nicolas de Largillière
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0201

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Blätter für Gemäldekuhde

ZU BEZIEHEN DURCH
DIE BUCHHANDLUNG
GEROLD & Co., WIEN,
I. STEPHANSPLATZ 8.

VON
Dr. TH. v. FRIMMEL

- ZUSCHRIFTEN AN -
DEN HERAUSGEBER ZU
RICHTEN NACH WIEN,
IV. SCHLÜSSELGASSE 3.

IV. Band. HERBST 1908. Heft 8.

EIN EIGENBILDNIS DES NICOLAS DE LARGILLIERE.
Zwar aus französischer Familie stammend und in Paris geboren, jedoch in
Antwerpen und in England erzogen, war Largilliere eine Zeitlang von der französi-
sehen Geschichtsschreibung vernachlässigt worden. Noch heute kann man aus-*
sprechen, daß er mehr Beachtung verdient, als ihm gewöhnlich in den Hand-
büchern geschenkt wird. Er war selbst ein starkes Talent und überdies wird
ihm kunstgeschichtliche Bedeutung dadurch, daß ein flandrischer Künstler von
Namen, ein Anton Goubau, sein Lehrer war und daß er Schüler, wie einen
Jacob van Schuppen und einen Oudry herangezogen hat. Trotzdem mußte Paul
Mantz 1873 ttnd noch 1893 eine Art Rettung vollbringen (vgl. Gazette des beaux
arts). Heute wird Largilliere, der ebenbürtige Kunstbruder des berühmteren
Rigaud, schon allgemein geschätzt. Was aber bis heute noch nicht geleistet ist,
wäre ein kritisches eingehendes Studium der Autoporträte des Künstlers*),
ganz abgesehen von einer nach Möglichkeit lückenlosen Zusammenstellung aller
seiner Werke. Die Auffindung eines Eigenbildnisses von Largilliere legt es nahe,
wenigstens diese Gruppe seiner Werke der Reihe nach aufzusuchen und durch-
zunehmen, insofern sie zu dem neu aufgefundenen Gemälde nahe Beziehungen
haben.
Largilliere hat sich selbst dargestellt unter den Nebenfiguren des großen
Bildes, das er in den 1690er Jahren für die Eglise de Sainte Genevieve zu
Paris gemalt hat und das seither in die Kirche Saint Etienne du Mont
gelangt ist. (Schon Dezalier d’Argensville weist 1752 auf diese Darstellung hin;
Vie des peintres III, S. 249.)
Im Louvre (Collection La-Caze) ein Gruppenbild: links der Maler selbst,
rechts seine zwei Töchter. Ein prächtiges, sittenbildartig aufgefaßtes Gemälde,
das uns den Maler als Jäger vorführt. Man sitzt im Freien und scheint harmlos
zu plaudern. (Durch Photographie bekannt.)
In Versailles das Autoporträt des Malers, der das Bildnis seiner Mutter
malt. (Vgl. Nolhac et Perate: Le Musee National de Versailles, S. 223, ältere
Abbildung im großen Werke Les Galeries historiques de Versailles 1838.)
Ein treffliches Eigenbildnis, das überlieferungsgemäß und überdies durch
das Zeugnis d’Argensvilles beglaubigt ist, in der Porträtgalerie der Uffi-
*) Die knappe Zusammenfassung bei W. C. Lane und N. E. Browne „PortraiMndex
(index to portraits contained in printed books and periodicals)“, Washington 1906, hat dieses
Studium nicht geleistet, das auch nicht ganz im Plan der Arbeit lag.

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