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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 3
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Frimmel, Theodor von: Die Inschrift auf dem Eremitenbilde von 1445 in der Galerie zu Donaueschingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0081

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Blätter für Gemäldekuhde

ZU BEZIEHEN DURCH
DIE BUCHHANDLUNG
GEROLD & Co., WIEN,
I. STEPHANSPLATZ 8.

VON
Dr. TH. v. FRIMMEL

- ZUSCHRIFTEN AN -
DEN HERAUSGEBER ZU
RICHTEN NACH WIEN,
IV. SCHLÜSSELGASSE 3.

IV. Band. JÄNNER und FEBRUAR 1908. Heft 3.

DIE INSCHRIFT AUF DEM EREMITENBILDE VON 1445
IN DER GALERIE ZU DONAUESCHINGEN.
Zu den Absichten, die von den Blättern für Gemäldekunde verfolgt werden,
gehört auch die, Beispiele zur Epigraphik der Gemälde beizubringen. Der Ge*
danke eines großen Corpus inscriptionum artificum, wie er mir ehedem vor-
schwebte, eines großen Werkes über Künstlerinschriften (des Mittelalters und der
Neuzeit) ist in mir noch lebendig, auch wenn ich jetzt nicht mehr an seine
augenblickliche Verwirklichung denke. Es ist zwar ziemlich klar, daß ein solches
Inschriftenwerk doch einmal gemacht wird, aber man wird abwarten, bis der
Anreger dahin ist. Nun, wenns heute noch nicht im großen Stil geht, so werden
wenigstens kleine Versuche gemacht, die Künstlerinschriften auf Gemälden zu
studieren. Manche Beiträge dieser Art sind in diesen Blättern schon eingeschoben
gewesen.
Heute sei eine Inschrift abgebildet (anbei in nicht überpinseltem Netzdruck
ungefähr ein Viertel der Größe der Urschrift), die den Typus deutscher „Mönchs-*
Schrift“ des späten Mittelalters recht deutlich veranschaulicht. Die Inschrift be*
findet sich unten an einem noch unbenannten Bilde altschwäbischer Mache, das
zu den guten, kunstgeschichtlich bedeutenden, oft besprochenen Stücken der
fürstlich Fürstenbergschen Galerie zu Donaueschingen gehört. Die Inschrift
bietet uns eine Datierung, an deren Echtheit nicht zu zweifeln ist. Ein Sprung,
der einen Buchstaben berührt hat, es ist das erste X, beeinflußt die Lesung in
keiner Weise: Am Schluß der Inschrift steht in gotischer Minuskel die Jahres*
zahl 1445: ,,JJ$°lflpfir0IIIII)0“, die auch in der verkleinerten Nachbildung sicher
zu unterscheiden ist. Weltmanns „Verzeichnis der Gemälde“ in der Galerie zu
Donaueschingen (1870) hat in der Jahreszahl ein C zu viel, also 1545, was zu
der Überschrift im Katalog bei dieser Nummer: „Schwäbische Schule 1445“ im
Widerspruch steht. Das umstehende Faksimile des Inschriftstreifens beweist
klärlich, daß die Jahreszahl 1445 zu lesen ist. Auch die übrige Lesung des
Inschriftbandes unterliegt keinem Zweifel; sie lautet:
„Qis • ift ’ Irie * ‘ non • laut * antonino ‘ unti ♦ nndj * uon • Fant ♦
paulns * anno * ö(o)m(ini) • m(ilk(im)n 1£1£1£1£ [tiuabrinnnitrlimo] [qnaliragf*
linio] ü [quintopL
Bezüglich der Mundart wies schon Woltmann (in der Einleitung zum Katalog
der Galerie zu Donaueschingen S. 4) auf Schwaben hin, wogegen sich nichts
einwenden läßt.

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