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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 2
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Frimmel, Theodor von: Eine Miniatur von Daffinger
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0073

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Nr. 2.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

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das Grassi 1803 in Dresden gemalt
hat. Ein gelungenes Werk des zu seiner
Zeit berühmten Malers, der folgende,
freilich etwas barbarisch lautende Im
schrift im Bilde rechts an einem Steine
angebracht hat: „J: Grassi. pinx Aö
1803 a Dresda.“ Das wüste Latein, das
man ja nur aus der Nähe gewahr wird,
dürfte aber kaum einem Beschauer die
Freude an dem vorzüglichen Bildnis
trüben, das vornehm aufgefaßt und
virtuos gemalt ist. Die Fürstin wurde
in ungefähr lebensgroßer Halbfigur
dargestellt, am Eingang einer Grotte
sitzend, Kopf im Halbprofil nach rechts.
Klassizistisches Kostüm. Links Aus-
blick auf eine baumreiche Landschaft.
(Leinwand, H. 90, Br. 68 cm.)
Von einigen prächtigen Arbeiten
des P. Fendi, die Sie nicht sehen
konnten, es sind Aquarelle von 1838 und
1840, ebenso von Agricolaschen, Krie-
huberschen, Anreiterschen, Enderschen
Arbeiten, sowie von den zwei hoch-'
bedeutenden Zeichnungen Führichs
(eine mit Sankt Georg, die andere mit
einer Ruhe der heiligen Familie) be-
richte ich Ihnen bei Gelegenheit. An
den Bildern von Peter Krafft konnten
Sie die Signaturen und Datierungen
nicht sehen. Das Bild mit der Schlacht
bei Leipzig ist mit 1838 datiert und
trägt des Künstlers Namen. Das P von
Peter ist mit dem K verbunden. Das
Gegenstück mit der Schlacht bei Aspern
ist ganz ähnlich so signiert und weist
das Datum 1839 auf. Beide Bilder
waren in der Krafft-Ausstellung zu
sehen, die im vorigen Winter von der
Genossenschaft der bildenden Künstler
veranstaltet worden war. — Den Rigaud
müssen Sie einmal bei gutem Licht in
der Nähe sehen.
Die elegante Kreidezeichnung, an
der auch mit Bleistift und Rötel ge-
arbeitet ist, stellt wieder die Fürstin
Charlotte Kinsky dar und ist, nach
dem Monogramm zu schließen, ein

Werk des Carl Christian Vogel von
Vogelstein, des Sohnes von Chr.
Leberecht Vogel von Vogelstein. Carl
Vogel hatte sich in Dresden unter der
Leitung seines Vaters im Porträt aus-
gebildet, war 1808--1812 in St. Peters-
burg, dann kurze Zeit in Dresden, seiner
Vaterstadt, gewesen. 1813 reiste er nach
Italien, ohne Zweifel seinen Weg durch
Österreich über Wien nehmend. Unter
dem Monogramm (aus C und V ge-
bildet) steht noch „Wien 1813“.

EINE MINIATUR VON
DAFFINGER.
Im ersten Artikel dieses Heftes
wurde der Baron Stillfriedsche Bilder-
besitz im Schloß Wisowitz vorüber-
gehend erwähnt. Aus demselben Schlosse
stammt die niedliche, künstlerisch be-
deutende Porträtminiatur, die anbei in
der Größe der Vorlage abgebildet wird.
Sie gehört zu den besten Arbeiten, die
man von dem fruchtbaren, gelegent-
lich etwas schablonenhaft arbeitenden
Künstler anführen kann. In unserem
Falle hat er sich ganz ans Individuelle ge-
halten, und die Leichtigkeit der Hand
kommt allen Einzelheiten im Antlitz
und in der Tracht zugute. Wie die
Augen, die feinen Spitzen, die Löckchen
behandelt sind, das ist ganz prächtig.
Der wolkige, bläulich und bräunlichgraue
Hintergrund ist gut zum weißlichem
Kleide und zur rötlichen Mantille ge-
stimmt. Einen frischen Gegensatz zum
zinnoberigen Rot in der Gewandung
bildet das grüne Zweiglein im Haar.
— Rechts in heller lateinischer Kursive
die Signatur „Daffinger“ parallel zum
Rand hingeschrieben. Eine Datierung
fehlt, doch leiten uns die Lebensdaten
der dargestellten Dame auf die Zeit
bald nach 1816, womit denn auch das
Kostüm übereinstimmt. Gräfin Fran-
ziska von Blümegen, um deren Bild-
 
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