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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 2
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Frimmel, Theodor von: Zu Antonio da Murano
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Zu Siberechts
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Frimmel, Theodor von: Zu den Malern Toorenvliet
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0069

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Nr. 2.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

41

3. mitten Christus der Dulder mit kreuz-
führendem Nimbus, 4. Antonius der
Einsiedler, 5. Sankta Katharina. (Pappeln-
holz, weißer Grund, gestrichelte Eiweiß-
tempera.)
Das Altarwerk von Antonio da
Murano in der Galerie des Lateran zu
Rom ist in ähnlicher Weise angeordnet
wie das in Parenzo. (Abbildung bei
Lafenestre.) Aus Anlaß der Vergleichung
sei angemerkt, daß die Inschrift auf der
Ancona in der lateranensischen Galerie
vollständig erneuert, aber wohl auf
Grundlage einer alten Signatur aufge-
malt „ist. („1464 ANTONIVS DE
MVRÄO PINXIT“, lateinische Kapital-
schrift neben arabischen Ziffern.) Der
Rahmen dieses Antonio da Murano in
Rom ist viel besser erhalten als der des
Werkes aus Parenzo und wird neben
vielen anderen Holzrahmen aus der-
selben Zeit und Schule die Formen an-
zugeben haben, nach denen sich die
Ergänzung bei dem Parenzaner Altar-
werk richten kann.

ZU SIBERECHTS.
Herr Oberleutnant J. Mats-
vanszky hat im Frühling bei Gelegen-
heit der Vente Sedelmeyer in Paris die
hübsche Beobachtung gemacht, daß der
Siberechts Nr. 46 im Katalog Sedel-
meyer genau dem Bilde entspricht, das
der Künstler im kleinen selbst kopiert
hat. Diese kleine Kopie findet sich auf
dem Bilde in Kopenhagen, das vor
einiger Zeit in diesen Blättern nach-
gebildet und besprochen worden ist.
Ein Innenraum ist darauf dargestellt:
an der Wand Bilder, deren meist auf-
fallendes in seiner Darstellung dem
Siberechts der Vente Sedelmeyer ent-
spricht.

ZU DEN
MALERN TOORENVLIET.
Mit einiger Sicherheit läßt sich ein
Werk von einem der jüngeren Maler
Toorenvliet nachweisen. Wenigstens
spricht eine große Wahrscheinlichkeit
dafür, daß ein großes Gemälde im Be-
sitz des Herrn emeritierten Apothekers
Anton Schacheri in Wien vom Sohne
oder Enkel des bekannten, fast berühmten
Leydener Malers Jacob Toorenvliet
gemalt sei.
Das Bild stellt eine Allegorie auf
die Vergänglichkeit der weiblichen Schön-
heit dar. Saturn, herankommend, hält
einer jungen Frau eine Blume vor. Amor
entflieht. Ein Amorett stößt eine Blumen-
vase um. Überlebensgroße Figuren. Lein-
wand. Die Farbengebung, namentlich
des Saturn, erinnerte mich lebhaft an
die Palette des Jacob Toorenvliet, von
dem mir übrigens Gemälde in großem
Format niemals untergekommen sind.
Wie mag nun das Bild trotzdem mit
Toorenvliet Zusammenhängen? Die
Mache deutet doch auf einen Wiener
Maler des 18. Jahrhunderts. Nun weiß
man durch einen Fund von A. Bredius*),
daß Toorenvliet aus Holland nach Wien
gekommen war, und neuere Funde von
Al. Hajdecki (Oud Holland 1907, S. 12)
beweisen, daß Toorenvliet (auch Dorn-
flitt und anders genannt) in Wien Nach-
kommen hatte. Was für uns Bedeutung
erlangt, ist der Umstand, daß ein Chri-
stoph Toorenvliet (Thurnfeld und
Dornfeind geschrieben, eine Namens-
verdrehung, die in den Wiener Quellen
des 18. Jahrhunderts nicht überrascht)
in Wien Maler war und noch 1713 und
später nachweisbar ist. Der Sohn Chri-
stophs war Franz Josef Toorenvliet,
ebenfalls Maler. Einer dieser beiden
Wiener Maler Toorenvliet wird wohl
der Autor des Bildes bei Herrn Apo-
*) Hiezu die Literatur, die in Bd. II,
Heft 1, dieser Blätter zusammengestellt ist.
 
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