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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 8
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Frimmel, Theodor von: Ein Eigenbildnis des Nicolas de Largillière
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Frimmel, Theodor von: Zur Geschichte der gräflich Friesschen Gemäldesammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0204

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176

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 8.

curiosite (I, 167) als Werk des Lar-
gilliere folgendermaßen beschrieben wird:
„son portrait ä mi corps tenant un
porte-crayon ä la main. Trente pouces
sur vingt-quatre“. Die Abmessungen
würden zu denen des Bildes in Mont-'
pellier stimmen, doch passen sie auch
zu dem analogen Bild der Sammlung
Kuh, das uns eben beschäftigt. Das
Autoporträt aus der Sammlung La
Live de Jully kam an „Metra“ um
130 Livres. Metra war, so scheint es,
Händler, nicht Sammler. Daß Metra
(Mettra) Bilder aus Frankreich ausge-
führt hat, beweisen die alten Ein-
tragungen des Grafen Lamberg in Wien,
der gegen 1810 bis 1820 mehrere Dutzend
Gemälde von Metra erworben hat.*)
Vorher hatte auch Baron Bruckenthal
von Metra Bilder gekauft. Ein Be-
weis allerdings für den Zusammenhang
des Bildes der Sammlung Kuh mit
Metra ist nicht zu führen. Vorläufig
sei die Übereinstimmung der Abmessun-
gen und der Beschreibung festgestellt und
auf Metra als rührigen Bilderhändler hin-
gewiesen. Überdies wird in Seuberts
Künstlerlexikon, II. Band (1878), auf
ein Werk des Largilliere beim Grafen
„Lamberg in Salzburg“ hingewiesen in
einem Zusammenhänge, der ein Selbst-
bildnis wahrscheinlich macht. Es wird
nämlich in einem Atem genannt mit
den Bildern der Sammlungen La Caze
und Rothan. Metra und Lamberg haben
nachweislich miteinander in Verbindung
gestanden. Da ist es denn nicht gar so
unwahrscheinlich, daß Metra das Eigen-
bildnis aus der Galerie La Live de
Jully zu Lamberg nach Wien gebracht
hat, von dem es dann bei irgend einer
Gelegenheit fortgekommen ist. Die An-
deutung bei Seubert, leider ohne
Quellenangabe geboten, hat mich ver-
anlaßt, in mehreren gräflich Lamberg-
*) Hiezu Frimmel: Geschichte der Wiener
Gemäldesammlungen, IV. Kapitel passim und
S. 231.

sehen Schlössern anzufragen, ob dort
über das Bild und seine Schicksale
etwas bekannt wäre. Den überaus dan-
kenswerten Mitteilungen der Frau Gräfin
Eleonore Lamberg und des Herrn Grafen
Kunibert Lamberg entnehme ich, daß
sich die Angabe bei Seubert zunächst
weder bestätigen, noch widerlegen läßt.
Ein Bildnis in gräflich Lambergschem
Besitz, das eine gewisse Ähnlichkeit
mit Largilliere erkennen läßt, gibt das
Alter des Dargestellten an mit 41 Jahren
anno 1684. Das paßt nicht zu Largillieres
Lebensdaten. Unser Künstler ist 1656
geboren, war also anno 1684 erst
28 Jahre alt. Es bleibt somit immerhin
möglich, daß das Porträt in der Samm-
lung Kuh dasselbe ist, das 1770 an
Metra gelangt ist. Die Wanderungen
des Porträts bei Kuh sind nicht be-
kannt. Man weiß nur, daß es aus einer
Berliner Privatsammlung herkommt.

ZUR GESCHICHTE DER
GRÄFLICH FR1ESSCHEN
GEMÄLDESAMMLUNG.
Üppige Entfaltung äußerlicher Pracht
und vielseitiger Sinn für die Künste
herrschten jahrzehntelang im gräflichen
Hause Fries. Reichtum und Pracht
mehrten sich, und der Palast auf dem
Josefsplatze in Wien füllte sich
während der besten Jahre der Grafen
Josef und Moritz rasch mit Statuen,
Gemälden, Stichen, Zeichnungen, Gem-
men und kostbaren Kunstbüchern.
Durch seine Verbindung mit Goethe
ist besonders Graf Josef den Kennern
der klassischen deutschen Literatur
ziemlich geläufig*). Auch Graf Moritz,
der jüngere Bruder Josefs, stand mit
*) Graf Josef wird in Goethes Schriften
mehrmals erwähnt. Hiezu: Berichte und Mit-
teilungen des Wiener Altertumsvereines, Band
XXVI, S. 84.
 
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