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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 4.1907/​1908

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Heft 5
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Kremel, Alois: Chemische Untersuchung einer Predelle von Nicola Ragusano
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Aus der Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.57691#0149

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Nr. 5.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

121

weiß, zirka i mm dick und das ganze
zerfiel in Wasser leicht zu Pulver.
Nach mehrstündigem Stehen unter Um-
rühren wurde die gelbliche Lösung vom
Bodensätze abfiltriert. Das neutral rea^
gierende Filtrat wurde in bekannter
Weise auf Eiweiß geprüft. Die Koch'
probe, die Schichtungsprobe mit Sah
petersäure, die Probe mit Essigsäure
und Ferrocyankalium, sowie die Sätti'
gung mit Natriumsulfat fielen alle
negativ aus; Eiweiß war in der Lösung
daher nicht vorhanden. Auf Zusatz
von Gerbsäure hingegen entstand ein
reichlicher Niederschlag, von vorhan'
denem Leime herrührend. Der wasser'
unlösliche Rückstand wurde am Filter
mit Wasser so lange gewaschen, bis
Gerbsäure im Filtrate keinen Nieder'
schlag mehr erzeugte, und dann in
wenig verdünnter Salzsäure gelöst, wo
bei alles in Lösung ging. Die Lösung
wurde mit Wasser zur Azidität des
Magensaftes (o’2n/0 H CI) verdünnt, mit
etwas Pepsin versetzt und sechs Stunden
der künstlichen Verdauung unterworfen.
Vorhandenes wasserunlösliches Albu'
min müßte bei diesem Vorgänge in
Pepton umgewandelt und dieses nach'
weisbar sein. Die Reaktion auf Pepton
mit Phosphorwolframsäure, sowie die
Alkophyrreaktion fielen jedoch negativ
aus.
Man muß daher, soweit die ge-
ringe Menge des Untersuchungsmaterials
einen sicheren Schluß zuläßt, annehmen,
daß Eiweiß in dem untersuchten Ma'
teriale nicht vorhanden war und die
Predelle mit Leimtempera gemalt
wurde.
Die mikroskopische Prüfung des
Malgrundes zeigte das massenhafte Vor'
handensein von farblosen prismatischen
Kristallen. In der Lösung desselben in
verdünnter Salzsäure, wobei Kohlen'
säureentwicklung nicht stattfand (Ab'
Wesenheit von Kreide), wurde das reich'
liehe Vorhandensein von Schwefelsäure

und Kalzium nachgewiesen. Der Mal'
gründ bestand daher aus Gips
ohne Beimengung von Kreide.

AUS DER LITERATUR.
Karl Frey: „Michelagniolo Buona-
rotti, sein Leben und seine Werke“. Band I,
Michelagniolos Jugendjahre. Berlin, Karl
Curtius 1907, Gr. 82.
Marcel Dieulafoy: „La Statuaire poly-
chrome en Espagne.“ Paris, Hachette 1908.
(Fol.)
Kemmerich: Frühmittelalterliche Por-
trätmalerei. (Siehe bei Bildniskunde.)
Otto Fröhlich: „Internationale
Bibliographie der Kunstwissenschaft“,
Band IV (Jahr 1905) (Berlin, B. Behr, 1908) 8g.
Das Erscheinen dieses Bandes ist in aller
Kürze den Lesern der Blätter für Gemälde-
kunde schon bekanntgegeben worden. Nun
sei nochmals darauf hingewiesen, um dem
Wert der großen Arbeit einigermaßen gerecht
zu werden und sie allen zu empfehlen, die
sich irgendwie ernstlich mit kunstwissen-
schaftlichen Fragen beschäftigen. Der neue
Band enthält 6579 Literaturangaben, die einer-
seits durch eine systematische Einteilung,
andererseits durch gut gearbeitete Register
überblickbar gemacht sind. Dadurch wird
dem Suchenden viele Mühe erspart. Wer
nicht geradewegs nörgelt, muß die Nützlich-
keit dieser Bibliographie anerkennen. Hält
dieses Unternehmen Stand und findet es die
verdiente Verbreitung, so könnte es ein mäch-
tiger Damm werden gegen die Flut oberfläch-
licher Kunstliteratur, die sich gegenwärtig in
ekliger Breite über die ganze Kulturwelt er-
gießt. Ohne Kenntnis der Literatur wird
darauf losgeschmiert. In den Vorreden heißt
es dann, es seien subjektive Bücher, um dem
Vorwurf der Unwissenheit die Spitze abzu-
brechen. Wird nun durch Werke, wie die
Internationale Bibliographie, das Aufsuchen
der Literatur erleichtert und die Kenntnis der
Quellen in weitere Kreise getragen, so merkt
es dann wohl auch einmal die personifizierte
Einfalt, ob es sich bei einem neuen Werk um
spekulative Bücherschreiberei oder um wissen-
schaftliches Wirken handelt. Mag diese er-
wünschte eindämmende Wirkung nun ein-
treten oder ausbleiben, jedenfalls bildet die
Internationale Bibliographie der Kunstwissen-
schaft das vorläufig beste Hilfsmittel, sich in
der heimtückisch zerstreuten Literatur der
Jahre von 1902 bis 1905 zurecht zu finden.
Der vorliegende Band reicht bis Ende 1905»
 
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